Kinderklau oder Fürsorge? Jugendämter reißen immer mehr Kinder aus ihren Familien

40.389 Kinder wurden im Jahr 2018 aus ihren Familien gerissen. Dabei gehe es oft weniger um Kindeswohlgefährdung, sondern mehr um die Mitarbeiter der Jugendämter. Sie seien zum Teil überlastet, übervorsichtig oder schlichtweg unerfahren, heißt es von einer Jugendamtsleiterin.
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Welch Glück für Kinder, in einer harmonischen Familie aufzuwachsen.Foto: iStock
Epoch Times5. Oktober 2019

Die Anzahl der Inobhutnahmen von Kindern durch das Jugendamt steigt. Im Jahr 2018 wurden laut „ZDF“ 40.389 Kinder aus ihren Familien genommen – „so viele wie noch nie“. Doch nicht immer sind die Inobhutnahmen notwendig. Ein konkreter Verdacht auf Gewaltanwendung konnte in der Mehrzahl der Fälle nicht nachgewiesen werden.

„Ich habe Aussagen von Leitungsebenen, die wären vor zehn Jahren unmöglich gewesen: Lieber zehn Kinder mehr in Obhut nehmen als notwendig ist, oder ins Heim geben, als eins zu wenig“, sagte Wolfgang Hammer, ehemaliger Abteilungsleiter der Kinder- und Jugendhilfe der Hamburger Sozialbehörde.

Jugendämter sind überlastet, unerfahrene Mitarbeiter müssen die Härtefälle bearbeiten

Dabei sollte eine Heimunterbringung nur das allerletzte Mittel sein. Laut „ZDF“ sei es Tatsache, dass die Jugendämter überlastet seien. Ein Mitarbeiter habe bis zu 100 Fälle zu betreuen – nicht etwa im Monat, sondern parallel, sagt Kerstin Kubisch-Piesk, die auf 25 Jahre Arbeit im Jugendamt Berlin-Mitte zurückblicken kann. Mit den Jahren hätten sich die Anzahl der Fälle erhöht, 35 bis 40 wären hingegen angemessen.

Problematisch sei vor allem, dass gerade junge, unerfahrene Berufsneueinsteiger gleich zu Beginn Härtefälle bearbeiten müssten. Unsicherheit könnte zu falschen Entscheidungen führen – und Angst. Angst vor einer falschen Entscheidung. Da würde schon mal ein Kind in Obhut genommen werden, wobei das gar nicht nötig sei.

Das kann doch nicht sein. Das heißt, wir brauchen Zeit. Wir brauchen mehr Zeit und dann passiert so etwas nicht“, betont die Leiterin des Jugendamtes Berlin-Mitte.

Wenn eine Mutter etwas verweigert .

Wie gravierend die Einflussnahme des Jugendamtes sein kann, zeigt der dramatische Fall des kleinen Danijel. Die anfangs überforderte Mutter bekam zwei Jahre Familienhilfe. „Die war dann gut zwei Jahre da und dann hat der Jugendamtsmitarbeiter gewechselt, und dann ging der ganze Stress los“, sagte Mutter Jaqueline K.

Der in der Kita verhaltensauffällige Junge wurde von den Erzieherinnen an das Jugendamt gemeldet. Dieses fordert erst einen längeren Kita-Aufenthalt für Danijel von zehn Stunden täglich. Als die Mutter dies verweigerte, wurde sie als unkooperativ, psychisch labil und für eine Kindererziehung unfähig dargestellt.

Das Jugendamt zog vor Gericht – mit Erfolg.

Obwohl der Mutter weder Misshandlung, noch Missbrauch oder Vernachlässigung vorgeworfen werden konnten, wurde das Sorgerecht auf das Jugendamt übertragen. Der damals Fünfjährige wurde in ein Heim gebracht. 150 Kilometer von seiner Mutter entfernt. Nicht einmal telefonieren durfte sie mit hin. Jeden Tag ging sie aufs Neue durch die Hölle, beschreibt sie ihre Situation. Mithilfe einer Anwältin kam Danijel zurück, zunächst zu den Großeltern.

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Kinderklau – kein Einzelfall

Über einen anderen Fall berichtete eine betroffene Großmutter. Sie hatte das Wort „Kinderklau“ hin und wieder gehört. Dass es eines Tages ihre Enkelin treffen würde, hätte sie nie im Leben geglaubt. Das Verfahren laufe noch, daher äußert sie sich nicht näher zu ihrem Fall. Allerdings hält sie aufgrund ihrer Erfahrung die vielen Geschichten für glaubwürdig, die über den Kinderklau berichtet werden, wie beispielsweise dieser:

Ein kleines Kind ist auf Entdeckungsreise. Die wackligen Füßchen finden noch nicht den festen Halt auf dem Boden und so fällt es ab und zu hin oder eckt hier und dort an. Blaue Flecke. Kein Grund zur Sorge. Doch als das Kind sich an der Badewanne hochzieht, rutscht es ab und zieht sich eine Platzwunde zu.

Die besorgten Eltern fahren sofort zur Klinik. Der Arzt kommt zu dem Schluss, dass eine Kindesmisshandlung vorliegt und meldet es dem Jugendamt. Egal, wie sich die Eltern erklären, sie haben keine Chance gegen die Behörde. Erst ein Gerichtsverfahren bringt Licht ins Dunkel. Das Gericht entscheidet zugunsten der Eltern – nach vier Wochen.

Und so gibt es viele Fälle, in denen Kinder aus ihren Familien genommen wurden, schreibt das „ZDF“. Dort würden Hunderte Briefe verzweifelter Eltern vorliegen.  (sua)



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