Kirche zahlt „Schweigegeld“ an Missbrauchsopfer: „Zermürbt und innerlich leer ließ ich mich darauf ein“

Ein Bild-Reporter offenbart, wie er jahrelang von einem Pfarrer missbraucht wurde. Als er Jahrzehnte später den Ordensmann mit seinem Handeln konfrontiert bittet dieser um Verzeihung. Dann bekommt er 5.000 Euro Schweigegeld geboten und akzeptiert.
Titelbild
Bernard Law gibt einem jungen Mann das „Sakrament” im Vatikan. Law wurde im Pädophilen-Skandal innerhalb der Kirche in Boston 2015, heftig kritisiert den Kindesmissbrauch zu vertuschen. Er musste seinen Posten als Erzbischof räumen. Jetzt sitzt er im Vatikan.Foto: Joe Raedle/Getty Images
Epoch Times4. März 2019

In einem Artikel berichtet ein Bild-Reporter der Opfer von sexuellem Missbrauch durch einen katholischen Pfarrer wurde, was er durchlebte. Er berichtet, wie er in einem idyllischen bayerischen Dorf aufwuchs und über das Elternhaus eng verbunden mit der katholischen Kirche war.

Seinen Pfarrer im Ort sah er als Vorbild und wollte daher auch Priester werden. Der Pfarrer stellte sich den Eltern als Begleiter des Jungen hin zu einem Ordensmann dar.

Der Ordensmann lockte den Jungen in die Scheune

Durch das Ein- und Ausgehen des Pfarrers auf dem Klosterhof, wo seine Eltern wohnten, gab es einen engen Kontakt zu den Eltern und der Ordensmann genoss ihr Vertrauen. Unter einem Vorwand lockte er den damals 12 oder 13-jährigen Jungen immer wieder in die Scheune des elterlichen Bauernhofes.

Dort bat er den Jungen in seine Hosentasche zu greifen mit der Versprechung dort Geld zu finden. Doch der Innenstoff war aufgetrennt. Was er bekam, „war kein Geld, sondern eine Anleitung, wie man einen Ordensmann befriedigte. In verschiedenen Abwandlungen, über Jahre hinweg“, berichtet dann der Bild-Reporter.

Auch ins Hallenbad des Klosters lud der Pfarrer den Jungen ein. Damals ein Privileg, wie der Bild-Reporter berichtet. Doch schnell verstand der Junge, dass dies nur dazu dienen sollte, dem Ordensmann und seiner perversen Lust ausgeliefert zu sein.

„Mein Glauben an Gott und die Welt war zerstört“

Meinen inneren Frieden, meine Idylle, meinen Glauben an Gott und die Welt zerstörte der Ordensmann nachhaltig. Nach zwei Jahren mit wiederholtem Missbrauch wurde der Ordensmann versetzt.“

Den Wunsch Priester zu werden begrub der Junge. Mit seinen Eltern konnte er nicht darüber reden. Zu sehr waren sie in ihrer idealisierten Sicht gefangen. „Versündige dich nicht! Das kann nicht sein!“, kommentiert er sie im Artikel.

Nun erwachsen und als Bild-Reporter arbeitend, recherchierte er 2014, in einem Gefühl immer wiederkehrender Rachsucht, nach dem Werdegang des Pfarrers.

Und er findet ihn und schreibt ihm. Der Pfarrer antwortet und gesteht den Missbrauch und bittet um Verzeihung. Der Bild Reporter antwortet wütend, dass er keine Verzeihung zu erwarten habe, sondern dass er für seinen jahrelangen inneren Amoklauf büßen müsse! Daraufhin meldet sich ein von der Kirche bestellter Psychologe. Er soll das „mutmaßliche“ Opfer „betreuen“ und ausfragen, ob die Erlebnisse und Anschuldigungen fundiert sind.

Als der Bild-Reporter schließlich Strafanzeige stellte und der Ordensmann sich vorsorglich selbst angezeigt hatte, kontaktierte der Anwalt des Ordens den Reporter. Sein Mandant habe „stets ausgeführt, dass er an die ihm (…) zur Last gelegten Vorkommnisse keinerlei Erinnerungen mehr hat und er diese aus diesem Grund ausdrücklich nicht einräumen oder bestätigen kann“.

Dies geschah gerade mal fünf Monate nach dem Schuldeingeständnis des Pfarrers dem Bild-Reporter gegenüber.

Zermürbt und innerlich leer, …

„Zermürbt und innerlich leer, aber auch, um meinem Kampf um Genugtuung Sinn zu geben“, ließ er sich auf einen finanziellen „Ausgleich“ ein. Gegen Zahlung von 5.000 Euro verpflichtete er sich gegenüber der Kirche, alle Anschuldigungen und Forderungen gegen den Ordensmann ruhen zu lassen und in Zukunft zu schweigen.

Inzwischen erkannte er, dass dies falsch war. Sein Beruf als Reporter erlaubt ihn mutig zu sein, zu schreien. Und anderen Missbrauchsopfern Mut zu machen, die Qualen nicht an die Kirche zu verkaufen. „Denn die Schmerzen bleiben. Und die Kirche watet unbeirrt weiter durch den Sumpf ihrer eigenen Sünden.

(er)



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