Klimaaktivistin: „Wir leisten so lange Widerstand, bis die Regierung handelt“

Seit Montag blockieren Klimaaktivisten der Gruppierung „Letzte Generation“ bei ihrem Protest gegen zukünftige mögliche Erdölbohrungen in der Nordsee die Berliner Stadtautobahn 100. Sie gilt als am stärksten befahrene Autobahn Deutschlands. Epoch Times interviewte eine Aktivistin vor Ort.
Titelbild
Halensee, 21.06.22 - Aktivisten haben sich mit Spezialkleber an die Straße geklebt.Foto: Epoch Times
Epoch Times22. Juni 2022

Lina Schinkel (20) war eine von mehreren Klima-Aktivisten der „Letzte Generation“, die sich am Dienstag (21. Juni) in Berlin  mit einem Spezialkleber auf einer der Fahrbahnen an mehreren Autobahnzufahrten festklebten. Für Schinkel ist klar, es sind nur zwei oder drei Jahre Zeit, um eine große Klima-Katastrophe mit verheerendem Ausmaß für die Menschheit zu verhindern. Sie hat schon viele andere Methoden versucht, um die Politik vom „fossilen Weg“ abzubringen, doch nicht mit ausreichendem Erfolg, wie sie findet. So hat sie sich für diesen radikaleren Weg entschieden.

Mit der Aktion will die „Letzte Generation“ die neuen Ölbohrungen in der Nordsee verhindern. Zudem plädieren sie unter dem Motto „Öl sparen statt bohren“ für kostenlosen öffentlichen Nahverkehr und ein Tempolimit.

Epoch Times sprach mit der Klima-Aktivistin über ihre Motive und wie sie zu solchen radikalen Aktionen steht, die nicht nur für kilometerlange Staus, sondern auch für Unverständnis und Verärgerung unter vielen Autofahrern sorgen.

Warum sind Sie heute hier und halten den Straßenverkehr auf?

Ich habe heute zusammen mit meiner Mutter und ganz vielen anderen mutigen, lieben Menschen die Straße blockiert, um von unserem selbst ernannten Klimakanzler Olaf Scholz eine Erklärung einzufordern. Er muss eine Erklärung abgeben, dass es keine neuen Ölbohrungen bei uns in der Nordsee geben wird. Nach neuem Öl zu bohren, ist absoluter Wahnsinn. Wir steuern auf eine 3 bis 4 Grad heißere Welt zu. Das bedeutet Wasserknappheit, Hungersnöte, Flucht und Krieg auf der ganzen Welt.

Wir wollen da nicht zuschauen. Deswegen sagen wir, dass es Zeit ist, Öl zu sparen, statt nach neuem Öl zu bohren. Zum Beispiel könnte man mit einem Tempolimit superviel Öl einsparen. Oder warum machen wir den ÖPNV zum Beispiel nicht einfach kostenlos und schützen damit nicht nur das Klima, sondern entlasten auch die Menschen, die schon jetzt am stärksten betroffen sind von den höheren Energiepreisen?

Die Privatgesellschaft nutzt zum Beispiel Erdöl in Form von Kraftstoff, weil sie mit dem Auto mobil sein möchte. In der Wirtschaft sind Erdöl und Erdgas für die Produktion eine wichtige Ressource, die man braucht. Wie stellen sie sich einen Verzicht vor?

Wir haben nur noch 2 bis 3 Jahre Zeit, um jetzt umzudenken. Wir müssen auf erneuerbare Energien umsteigen, weil sie das beste Friedensprojekt sind. Nach neuem Öl zu bohren, ist eine riesige Fehlinvestition. Es gefährdet nicht nur unser aller Leben, sondern ist auch wirtschaftlich gesehen nicht die beste Option.

Die Ölbohrungen in der Nordsee waren im Koalitionsvertrag eigentlich bereits ausgeschlossen. Unser Herr Lindner hat sie wieder hereingebracht, als der Ukrainekrieg anfing. Wir bedauern sehr, dass er diesen Krieg zum Anlass nimmt, diese lebensfeindliche Technologie wieder in Erwägung zu ziehen.

Bisher hat sich unser Klima- und Wirtschaftsminister Robert Habeck noch nicht dagegen ausgesprochen. Er sagt, er überprüft diese Möglichkeit. Deswegen richten wir uns jetzt an Herrn Olaf Scholz. Er soll sich für das Leben einsetzen und ein Machtwort aussprechen, dass es keine neuen Ölbohrungen geben darf.

Es gibt ja verschiedene Formen des Protests. Was ist der Hintergrund, dass Sie gerade diese Art des Protests, also die Blockade des Straßenverkehrs, genutzt haben?

Viele von uns würden gerne etwas anderes machen. Ich würde am liebsten genau jetzt studieren und zu Hause sein bei meinem Freund. Aber wir haben alles andere schon versucht. Wir haben Petitionen unterschrieben, demonstriert und supergute Kunstprojekte gemacht. Doch all das hat uns nicht von dem fossilen Pfad abgebracht, den wir jetzt dringend verlassen müssen, wenn wir als Menschheit überleben wollen.

Die Geschichte hat gezeigt, dass ziviler, friedlicher Widerstand funktioniert und einen schnellen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen kann. Wir können zum Beispiel auf die Bürgerrechtsbewegung in den USA schauen, auf Gandhi. Es gibt einfach superviele Beispiele davon, dass solche Aktionen funktionieren. Und deswegen machen wir das.

Sie wollen, dass sich die Politik ändert. Mit Ihrer Protestaktion treffen sie aber hauptsächlich Menschen, die zur Arbeit wollen und vielleicht sogar auf das Fahrzeug angewiesen sind – also die Bevölkerung. Warum gehen Sie diesen Weg?

An dieser Forderung darf es kein Vorbeikommen mehr geben. Deswegen nutzen wir auch Aktionsformen, an denen man nicht so einfach vorbeikommt. Es darf einfach nicht mehr ignoriert werden, dass sich Olaf Scholz noch nicht gegen neue Ölbohrungen ausgesprochen hat.

Wir müssen jetzt alles tun, was wir noch tun können, um das bisschen Zeit zu nutzen, dass wir noch haben. Deswegen blockieren wir die Straße, auch wenn uns das natürlich leidtut. Wir würden lieber direkte Aktionen machen, um die Regierung aufzufordern.

Mit den Aktionen erhöhen wir den Druck und wir werden immer mehr. Wir leisten so lange entschlossenen Widerstand – friedlich natürlich –, bis die Regierung handelt.

Wie reagieren die Menschen auf ihren Protest?

Wir erleben alles Mögliche von Unterstützung mit „Daumen hoch“ bis Unverständnis. Wir können auch verstehen, wenn man wütend auf uns ist. Wir machen es aber trotzdem, weil wir einfach keine andere Möglichkeit mehr sehen. Es macht uns auch keinen Spaß dazusitzen und diese Wut über uns ergehen zu lassen. Am meisten hören wir aber, dass die Menschen sagen: „Ja, eure Forderungen finden wir gut, das unterstützen wir vollkommen. Wir können das verstehen, aber diese Aktionsform nicht.“

Und damit haben wir schon sehr viel erreicht, weil wir natürlich nicht wollen, dass alle verstehen, warum wir da sitzen, sondern wir wollen, dass alle verstehen, dass neue Ölbohrungen in der Nordsee jetzt gerade absoluter Wahnsinn wäre.

Nun gibt es in der Wissenschaft eine sehr unterschiedliche Haltung zum Klimawandel, was die tatsächliche Ursache ist, wie groß der Anteil des Menschen daran ist und wie viel das mit CO₂ zu tun haben kann. Wie sehen Sie das?

Der IPCC-Bericht spricht sehr klare Worte. Der Klimawandel ist menschengemacht. Wir können nur noch ein paar Jahre handeln, um die lebensfeindliche Welt, die sonst auf uns zukommt, aufzuhalten. Auch die Weltorganisation für Meteorologie (WMO, eine Sonderorganisation der UNO) spricht klare Worte. Wir erreichen die 1,5 Grad Grenze mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit schon in vier Jahren.

Wie sehen Sie die Rolle von Herrn Habeck? Nun ist jemand von der Grünen Partei Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz….

Wir haben uns erst an Robert Habeck gerichtet und sehen sehr deutlich, dass er seine Arbeit nicht macht. Und deswegen muss jetzt Olaf Scholz Verantwortung übernehmen und ein Machtwort aussprechen und diese Erklärung abgeben, damit es keine neuen Ölbohrungen bei uns in der Nordsee gibt.

Sind ihre Aktionen auf Deutschland begrenzt?

Wir in Deutschland sehen, dass gleichzeitig in ganz vielen Ländern ähnliche Gruppierungen entstehen und man sich auch dort für das Leben auf diesem Planeten einsetzt. Auch dort fordert man von den Regierungen, dass sie jetzt das Notwendigste tun.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf von Wissenschaftlern, die alternative Erklärungen als das gängige CO₂-Modell vertreten, dass das IPCC ein politisches Instrument ist? Wie sehr setzen Sie sich mit alternativen Forschungsergebnissen auseinander?

Wir befinden uns laut dem IPCC-Bericht schon in einer absoluten Klimanotlage. Was ich noch warnender finde, ist, dass Klimaexperten, die schon in Rente sind und keine Karriere mehr zu verlieren haben, noch alarmierende Worte sprechen. Zum Beispiel Sir David King. Der war jahrelang Berater der britischen Regierung. Er sagt ganz explizit, dass wir nur noch 3 bis 4 Jahre haben, um zu handeln, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Und das hat er schon letztes Jahr gesagt.

Oder auch Professor Schellnhuber, einer der renommiertesten Klimaforscher dieser Zeit, spricht davon, dass wir unsere Kinder in einen globalen Schulbus hineinschieben, der mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit tödlich verunglückt. Im persönlichen Gespräch mit uns sprach er sogar von 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit.

Es gibt Stimmen, die sagen, der Einfluss der Sonne ist viel stärker. Und dass es seit jeher immer solche Schwankungen bei den Temperaturen auf der Erde gab, dass das zu einem gewissen Teil auch ein natürlicher Verlauf ist.

Was die globale Erwärmung angeht, so ist sie in so einer kurzen Zeitspanne noch nie so schnell angestiegen wie mit dem Beginn der Industrialisierung. Und es ist sehr, sehr klar wissenschaftlich belegt, dass auf jeden Fall die Menschen da eine wichtige Rolle spielen. Was bedeutet denn eine durchschnittlich zwei Grad heißere Welt für uns?

70 Prozent unseres Planeten sind nämlich von Wasser bedeckt. Da leben keine Menschen. Und da, wo die Menschen leben, wird die Erwärmung um ein Vielfaches höher sein. Da, wo viele Menschen leben, wird die Welt sieben Grad heißer sein. Sieben Grad bedeuten, dass 2,5 Milliarden Menschen in sogenannten gefährdeten Zonen leben werden. Und deswegen machen wir das, weil wir diese Menschen und auch uns schützen müssen.

Wie sehen vom Ablauf her ihre Aktionen in der Regel aus?

Wir treffen uns gemeinsam an einer Ampel und ziehen unsere Warnwesten an, holen unsere Banner raus und stellen uns dann auf die Fahrbahn. Wenn Menschen auf uns zukommen oder die Polizei ankommt, setzen wir uns dann hin und die, die sich ankleben wollen, kleben sich dann an der Fahrbahn fest.

Wie haben Sie die Polizei bei diesen Aktionen erlebt?

Ich finde Polizeikontakt immer unangenehm. Aber ich begebe mich trotzdem in diese Situation. Ich bin bereit, die Konsequenzen durch das Blockieren auf mich zu nehmen. Ich sehe keine andere Möglichkeit mehr als das zu tun.

Die Polizei hat, nachdem sie bei uns angekommen war, die, die festgeklebt waren, dann entweder mit Speiseöl oder anderen Mitteln von der Fahrbahn gelöst und uns alle von der Fahrbahn entfernt. Jetzt wird gerade entschieden, ob man uns in Gewahrsam nimmt.

Das Interview führte Erik Rusch.



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