Pressespiegel: Kommentare zur Bayernwahl 2018

Die großen Verlierer der Bayernwahl 2018 heißen CSU und SPD. Die großen Gewinner sind die Grünen und die AfD bei über 72 % Wahlbeteiligung. Das sagt die Presse zu dem Wahlergebnis ...
Titelbild
Das Gesicht von Markus Soeder, Bayerischer Ministerpräsident und Spitzenkandidat der CSU, spricht Bände.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times14. Oktober 2018

Das vorläufige Endergebnis zur Landtagswahl in Bayern 2018 am 15. 10. 2018 um 1:51 Uhr lautet: CSU 37,2% SPD 9,7% FREIE WÄHLER 11,6% GRÜNE 17,5% FDP 5,1% DIE LINKE 3,2% AfD 10,2% Sonstige 5,4%

Dazu meint die Presse …

„Die Presse“ aus Wien kommentiert die Wahl in Bayern:

„Edmund Stoiber, Söders politischer Ziehvater, machte in einer Vorwahlanalyse eine soziologische Ursache für die CSU-Schlappe aus. Der Wirtschaftsmagnet Bayern zog in den vergangenen 15 Jahren 1,6 Millionen Menschen an – aus Thüringen, Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen –, denen das ‚CSU-Gen‘ fehlt: die Sozialisation in Vereinen, Heimatverbänden und Kirchen. Die Integrationskraft der CSU schwindet. Der Erosionsprozess, die gesellschaftliche Aufsplitterung haben nun auch Bayern erreicht. So wie sich am Sonntag die Kirchen – nicht nur in den Städten – zusehends leeren, so haben die Bürger diesmal in der Wahlkabine ihr Kreuz bei Grünen, AfD oder Freien Wählern gemacht. Bavaria ist bunter geworden, und dies spiegelt sich im Landtag wider.“

Die „Westfälischen Nachrichten“ aus Münster schreiben über die Bayern-Wahl:

„Natürlich spricht nun viel dafür, dass die CSU die Freien Wähler, eine ebenfalls konservativ-christliche Partei, ins Regierungsbett holen wird. Damit ließe sich zügig und ziemlich geräuschlos zur Tagesordnung übergehen. Dieses sich abzeichnende bürgerliche Bündnis zeigt, wie sehr Freud und Leid zugleich den Grünen-Triumph begleiten. Dem großen Wahlsieger dürfte die Chance aufs Mitregieren im Freistaat wohl verwehrt bleiben. Das Ergebnis aber zeigt auch: Eine Entwicklung der Grünen hin zu einer bürgerlich-konstruktiven Alternative verfängt offenbar bei den Wählern.“

Die „Sächsische Zeitung“ aus Dresden schreibt ebenfalls zur Wahl in Bayern:

„Zweifellos wird das Wahlergebnis zu Verwerfungen und Erschütterungen in Bayern und Berlin führen – wahrscheinlich aber erst in zwei Wochen nach der Hessen-Wahl. Sicher ist das aber nicht. Mitunter sucht sich die Eigendynamik unkalkulierbar rasch ein Ventil – oder es explodiert auch mal was. Seehofer, Nahles, auch Merkel könnte es erwischen. Aber die haben auch alle schon ordentlich politisches Sitzfleisch bewiesen.“

Der Bonner „General-Anzeiger“ kommentiert die Landtagswahl in Bayern:

„Die CSU erlebt wie auch CDU und SPD den Bedeutungsverlust der Volksparteien. Bei dieser Wahl aber waren viele Probleme hausgemacht – vor allem das Verhalten der Parteiführung. CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer hat sich als destruktive Kraft hervorgetan und zwei Mal den Bruch der Koalition riskiert. Zwar mögen es die CSU-Wähler, wenn ihre Vertreter in Berlin ein wenig ‚Mia san mia‘-Radau machen. Aber sie wollen keinen Krach nur um des Kraches willen.“

Die Zeitung „Neues Deutschland“ aus Berlin schreibt ebenfalls zur Wahl in Bayern:

„Wer die wertkonservative Weltoffenheit dem konservativen Mief vorzieht, wandert von der CSU zu den Grünen; wer auf den kompletten Rückfall ins Reaktionäre setzt, sucht sein Heil bei der AfD. Dazwischen laviert eine selbstgefällige Staatspartei, die noch nicht wahrhaben will, dass die Zeiten der Allmacht vorbei sind. Dass die SPD dem kaum etwas entgegenzusetzen hat, ist eine traurige Fußnote. Das Ergebnis: Fast die Hälfte der Stimmen für den rechtsrotierenden CSU-Mief und die rechte AfD-Reaktion. Das ist das eigentlich Alarmierende.“

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt zur Wahl in Bayern:

„Was die Sozialdemokraten betrifft, hat das Duo infernale Seehofer/Söder sogar recht: Die Bundespolitik hat geschadet. Aber die SPD ist Opfer, nicht Täterin. Sie zahlt den Preis für fortgesetztes Provozieren und Torpedieren der großen Koalition durch die CSU. Es wäre der SPD nicht mehr zu verdenken, wenn sie den Ausstieg aus einem Bündnis suchte, dem längst gemeinsame Idee und innerer Halt fehlen. Auch in Bayern muss vielen Wählern aufgegangen sein, dass eine auf Eigennutz fixierte Regionalpartei in Berlin nicht das ganze Land in Haftung nehmen und zugleich so tun kann, als hätte sie mit Sachproblemen und Krisen der Regierung nichts zu tun. Deshalb ist die Niederlage der CSU in Bayern ein Sieg der Demokratie in Deutschland.“

Die „Frankfurter Allgemeine“: schreibt ebenfalls zur Bayern-Wahl:

„Bayern aus den Fugen? Es sieht selbst nach diesem Erdbeben eher nach business as usual aus. Nichts anderes bedeuten die kommenden Verhandlungen, die in einer veränderten politischen Landschaft stattfinden mögen. Ist der Staub dieser Landtagswahl aber erst einmal verflogen, wird sich vielleicht auch die Einsicht durchsetzen, dass Koalitionen der Normalfall der Bundesrepublik waren und sind. Die Ironie der Geschichte ist der Erfolg einer Protestpartei, der AfD, die im Namen der Systemkritik das alles in Frage stellt, nun aber doch langfristig genau das anstrebt: Koalitionen.“

Die „Stuttgarter Zeitung“ kommentiert die Wahl in Bayern:

„In Bayern ist nicht, wie vorher von einigen befürchtet, die politische Mitte implodiert. Es hat keinen simplen Rechtsruck gegeben. Zu besichtigen allerdings ist eine dramatisch starke Erosion an der wohl letzten Partei in Deutschland, die sich mit vollem Recht als ‚Volkspartei‘ bezeichnen durfte. Die CSU beschreitet einen Weg abwärts, auf dem CDU und SPD bereits mit einigem Vorsprung unterwegs sind.“ (AFP/er)



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