Kopftuch-Konflikt: Darum entließ Bürgermeisterin Praktikantin – „Verwaltung muss neutral auftreten“

Brandenburg hat einen Kopftuch-Skandal: Die Bürgermeisterin von Luckenwalde entließ eine Praktikantin aus Palästina schon am ersten Tag, weil die 48-Jährige während der Arbeit ihr Kopftuch nicht abnehmen wollte. Nun erklärt die Bürgermeisterin im Interview ihre Entscheidung.
Titelbild
Symbolfoto.Foto: Bernd Thissen/Illustration/dpa
Epoch Times25. August 2016

Eigentlich sollte ihr Praktikum sechs Wochen dauern, doch dann wurde eine Asylbewerberin aus Palästina schon am ersten Tag entlassen: Sie wollte ihr Kopftuch nicht abnehmen. Die 48-Jährige hatte das Praktikum im Rahmen einer berufsvorbereitenden Maßnahme begonnen.

Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide wurde für ihre Entscheidung stark getadelt: Es gebe für ihre Entscheidung keine rechtliche Grundlage, sagte der CDU-Landtagsabgeordneten Sven Petke gegenüber „Focus“. Nun erklärte die Bürgermeisterin dem Medium, warum für sie ein Kopftuch im Rathaus ein unüberwindbares Problem darstellt.

„Verwaltung muss neutral auftreten“

„Eine öffentliche Verwaltung hat nach außen hin sichtbar und erkennbar weltanschaulich und religiös neutral aufzutreten“, so Herzog-von der Heide. „Das gilt für alle Beschäftigten, egal ob Festangestellte, Auszubildende oder Praktikanten.“

In ihrer Verwaltung werde die gebotene Neutralität konkret dadurch gelebt, dass es in den Diensträumen keine Kruzifixe gebe. Von allen Mitarbeitern werde erwartet, sich in Fragen ihrer persönlichen Überzeugungen größte Zurückhaltung aufzuerlegen.

„Das islamische Kopftuch ist Ausdrucksmittel einer religiösen Weltanschauung. Es zu tragen kann als ein selbstbewusstes nonverbales Signal und Bekenntnis zum islamischen Glauben verstanden werden. Am Arbeitsplatz überschreitet es jedoch die in unserer Verwaltung angewendeten Regeln der Neutralität“, so die Bürgermeisterin weiter.

Konflikt erst bei Arbeitsbeginn bemerkt

Erst mit dem Arbeitsbeginn der Praktikantin am Montag sei die Konfliktlage zutage getreten. Dann erst wurde festgestellt, dass sie „das islamische Kopftuch“ trug. Die Praktikantin wäre bereit gewesen, es abzulegen, wenn sie nur mit Frauen zu tun gehabt hätte. In Gegenwart von Männern wollte sie jedoch das Tuch tragen. „Deshalb konnte der Praktikantin nicht das Arbeitsfeld geboten werden, das ihr das Ablegen des Tuches ermöglichte“, so die Bürgermeisterin. Dies habe zur Folge gehabt, dass der Praktikumsplatz für sie nicht infrage kam.

Die Bürgermeisterin sagte weiter, man werde „zukünftig mehr darauf achten, dass Praktikumsplatz und Bewerberprofil zueinander passen.“ Die Frau habe gute Sprachkenntnisse gehabt und man wollte ihr daher ermöglichen, diese im Publikumsverkehr weiter auszubauen.

„Die Fähigkeiten der Praktikantin kann ich nach einem halben Tag nicht beurteilen. Ich habe sie als sehr sympathisch wahrgenommen“, so die Bürgermeisterin. Falls sie nun von rechtsextremen Organisationen gelobt würde, empfände sie dies „als vergiftetes Lob“.

Die Stadt habe bereits sechs männlichen Flüchtlingen Praktika auf dem Bauhof ermöglicht, wo sich die Kopftuch-Frage nicht stellte. (rf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion