Kümmerer Kretschmer verteidigt die Staatskanzlei und steht vor schwieriger Regierungsbildung

"Wir haben es geschafft, das freundliche Sachsen hat gewonnen", freut sich Kretschmer über das Wahlergebnis. Der CDU-Politiker hatte bei seinem Amtsantritt Ende 2017 einen neuen Politikstil versprochen.
Epoch Times1. September 2019

Kreuz und quer ist Michael Kretschmer im Wahlkampf durch Sachsen gereist, hat Vereinsfeste abgeklappert, mit wütenden Bürgern diskutiert. Der Ministerpräsident und CDU-Spitzenkandidat gab den Kümmerer, wollte Vertrauen zurückgewinnen, die starke AfD dabei stets im Nacken. Am Ende habe sich diese „harte Arbeit ausgezahlt“, sagt Kretschmer am Sonntagabend. Die CDU wird bei der Landtagswahl stärkste Kraft und hält die deutlich erstarkte AfD auf Abstand – doch die Regierungsbildung dürfte mühsam werden.

Der CDU-Politiker hatte bei seinem Amtsantritt Ende 2017 einen neuen Politikstil versprochen, er wollte den Menschen wieder mehr zuhören. Kretschmer wollte weg von der Überheblichkeit der CDU vor allem gegenüber den Menschen auf dem Land und reiste mit seinen Dialogformaten wie „MK direkt“ und „Sachsengespräch“ im Wahlkampf durch das Land.

Nun konnte Kretschmer die Staatskanzlei verteidigen – das Regieren wird künftig jedoch schwieriger, schon die Regierungsbildung hat es in sich. „Die größte Arbeit steht noch vor uns – es wird darum gehen, eine stabile Regierung zu stellen“, sagt er am Sonntag. Bis zu drei Parteien könnten für eine Koalition nötig sein, klar ist lediglich: Ein Bündnis mit AfD oder Linken schließt Kretschmer aus. Auch für eine denkbare Minderheitsregierung steht er nicht zur Verfügung.

Der 44-Jährige übernahm den Regierungssessel im Dezember 2017 in einer Krisensituation, nachdem sein Vorgänger Stanislaw Tillich (CDU) wegen des Wahldesasters bei der Bundestagswahl zurückgetreten war. Die CDU im Freistaat war zuvor mit knappem Abstand nur zweitstärkste Partei hinter der AfD geworden.

Für Kretschmer selbst war die Bundestagswahl eine „persönliche Zäsur“, wie er später sagte, als er seinen eigenen Wahlkreis in Görlitz an einen AfD-Kandidaten verlor. Nach 15 Jahren flog der CDU-Politiker aus dem Bundestag, wo er zuletzt immerhin Vizechef der Unionsfraktion gewesen war. Plötzlich stand er als Wahlverlierer da.

Seine politischen Wurzeln liegen im Wendeherbst 1989. Für ihn ist es eine „bis heute prägende Zeit“. 1994 wurde Kretschmer Stadtrat in seiner Heimatstadt Görlitz. Der ausgebildete Büroinformationselektroniker erwarb auf dem zweiten Bildungsweg seine Fachhochschulreife und studierte in Dresden Wirtschaftsingenieurwesen. 2002 zog er in den Bundestag ein, wo der Vater von zwei Söhnen bis 2017 eine recht glatte politische Karriere hinlegte.

Seiner größten politischen Niederlage folgte seine bis dahin größte Chance und Herausforderung. Als Ministerpräsident leitete er einen Generationswechsel in der Sachsen-CDU ein und setzte auf einen anderen Politikstil als seine Vorgänger. Zudem packte er heiße Eisen an wie den Personalausbau bei Polizei und Lehrerschaft und verteilte großzügig Fördermittel an ländliche Gemeinden. Als Erfolg kann er auch den Erhalt des von Schließung bedrohten Siemens-Werks in Görlitz verbuchen. (afp)



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