Länder bereiten sich auf flächendeckende Schulschließungen bei zweiter Corona-Welle vor

Die Bundesländer entwerfen bereits jetzt Handlungsszenarien im Falle eines Neuaufflackerns der Corona-Pandemie. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek sieht das Bildungssystem besser vorbereitet als bei den Schließungen im Frühjahr.
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Nach den Sommerferien sollen die Schulen zum Regelbetrieb zurückkehren. Doch ganz so normal soll es nun doch nicht werden.Foto: Sebastian Gollnow/dpa/dpa
Epoch Times23. Juni 2020

Die Bundesländer bereiten sich darauf vor, dass es im Zuge der Corona-Pandemie erneut zu flächendeckenden Schulschließungen kommt. Dies sei eins von mehreren Szenarien, an denen derzeit gearbeitet werde, sagte der Präsidentin der Kulturministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig (SPD), am Dienstag in Berlin.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sieht das Bildungssystem besser auf Einschränkungen vorbereitet als im Frühjahr. Hubig und Karliczek äußerten sich bei der Vorstellung des diesjährigen Bildungsberichts, der auch die Corona-Krise beleuchtet.

Laut KMK-Beschluss von vergangener Woche soll der reguläre Schulbetrieb überall in Deutschland spätestens nach den Sommerferien wieder starten. Die rheinland-pfälzische Ressortchefin Hubig sagte am Dienstag, dies sei eins von drei Szenarien, für die jetzt Vorbereitungen getroffen würden. Die Länder planten auch für ein erneutes „rollierendes System“ mit Präsenz- und Fernunterricht sowie für die „Komplettschließungen“ der Schulen.

Für alle drei Fälle bereiteten die Länder Leitlinien vor, sagte Hubig. Dabei sollten bundesweite Standards vereinbart werden, aber auch „Flexibilität vor Ort“ ermöglicht werden. Bundesbildungsministerin Karliczek sieht das Bildungssystem für mögliche neue Einschränkungen besser vorbereitet als bei den Schließungen im Frühjahr. Die Ausgangsbedingungen seien heute „ganz anders“, sagte sie.

Hubig wies den Vorwurf zurück, die Rückkehr zum Regelbetrieb sei unrealistisch. Das Vorhaben sei „kein Wunschdenken“, sondern erklärtes Ziel. Die Umsetzung hänge aber selbstverständlich vom weiteren Infektionsgeschehen ab. Abgesehen von Hotspots wie etwa im Kreis Gütersloh seien die Infektionszahlen bundesweit „auf sehr niedrigem Niveau“, betonte Hubig.

Neue Hygiene- und Schutzkonzepte für Regelunterricht in Planung

Für den Regelbetrieb würden neue „Hygiene- und Schutzkonzepte“ erarbeitet. Dabei werde etwa das Thema Lüften eine Rolle spielen. Außerdem gehe es um Vorschriften zum Tragen eines Mund-Nasenschutzes in bestimmten Fällen. Auch befassten sich die Länder mit der Frage, welche Schüler und Lehrer getestet werden sollten, falls an einer Schule ein Corona-Fall auftritt.

Die Auswirkungen der Pandemie sind auch Thema das achten nationalen Bildungsberichts, den Hubig und Karliczek gemeinsam vorstellten.

Die Pandemie habe etwa „die Digitalisierung in allen Bildungsbereichen sehr eindringlich zum Thema gemacht“, heißt es in der neuen Ausgabe des alle zwei Jahre erstellen Berichts. Auch Karliczek räumte ein, die Ausnahmesituation habe Schwächen „vor allem bei der Ditgalisierung“ deutlich gemacht.

Als einen zentralen Befund des Berichts nannte einer der Autoren, Kai Maaz vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, dass der Bildungserfolg in Deutschland weiterhin „von Merkmalen der sozialen Herkunft“ abhänge. Gleichzeitig sei das Bildungssystem durchlässiger geworden. So seien etwa Schullaufbahnen nach der Grundschule „so flexibel wie noch nie“.

Grundsätzlich gebe es weiterhin einen Trend zu höherer Bildung, führte Maaz aus. Allerdings stagniere die Quote der Abiturienten. Außerdem verließen erstmals seit 2013 wieder mehr Jugendliche die Schule ohne Hauptschulabschluss.

Zu den größten Herausforderungen für das Bildungssystem zählte Maaz die weiterhin hohe Zahl an fehlenden Kitaplätzen und den großen Bedarf an Ganztagsbetreuungsplätzen für Grundschüler. Außerdem werde mehr und besser qualifiziertes Personal sowohl in Kitas als auch an Schulen benötigt, sagte er. (afp)



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