Lambrecht bei Immunitätsausweis skeptisch: „Es fehlt noch Wissen zu SARS-CoV-2“

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Menschen spazieren auf der Straße "Unter den Linden" in Berlin Richtung Brandenburger Tor.Foto: Epoch Times
Epoch Times18. September 2020

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat sich skeptisch zur Einführung eines Immunitätsausweises geäußert. „Ich befürchte, dass ein solcher Ausweis, je nachdem, wie er ausgestaltet ist, eher dazu führt, dass gespaltet wird. Weil bis jetzt immer noch nicht richtig klar ist, was ist denn die Aussage eines solchen Immunitätsausweises“, so Lambrecht im RTL/ntv „Frühstart“.

Es fehle noch an Wissen. Zum Beispiel sei weiter unklar, ob jemand immun gegen das neuartige Coronavirus ist, der bereits erkrankt war. Der Ausweis suggeriere das. Lambrecht wies daraufhin, dass viele grundrechtliche und datenschutzrechtliche Fragen zu klären seien.

Man habe bei der Corona-App erlebt, wie genau die Bevölkerung in Bezug auf ihre Freiheit und den Umgang mit Daten die Entscheidungen beobachtet hätte. „Nur dadurch, dass wir diese Diskussion auch so offen geführt haben, gab es auch eine hohe Akzeptanz für diese App. Deswegen müssen wir das bei einem solchen Instrument mindestens in der gleichen Intensität machen.“

Mikrobiologe gegen Immunitätsausweis: „Wir wissen nicht, ob der Mensch, der Antikörper hat, wirklich geschützt ist“

Der Lübecker Mikrobiologe Werner Solbach hat im Juni von der Einführung sogenannter Immunitätsausweise abgeraten. „Wir wissen nicht, ob der Mensch, der Antikörper hat, wirklich geschützt ist“, sagte Solbach dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagausgabe). Eine jüngst von ihm in Lübeck abgeschlossene Studie habe viele Uneindeutigkeiten zu Tage gefördert.

Er habe keinen Zweifel an den inzwischen üblichen Messmethoden als solchen. Jedoch sei unklar, was ein positiver Test auf Antikörper für den einzelnen Patienten medizinisch wirklich bedeute: „Wir wissen, dass die Antikörper da sind, wir wissen sogar, wie sie aussehen – wir wissen aber nicht, was sie können.“

Ethikrat berät über das Thema Immunitätsausweis

Der Deutsche Ethikrat hat sich bereits dem Thema Immunitätsausweis angenommen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die heikle Thematik an das Gremium abgegeben. Zuvor hatten Kritiker vor einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft von Menschen mit und ohne Immunität“ gewarnt. Solbach hatte mit dem Gesundheitsamt 110 Wuhan-Lungenseuche-Infizierte in der Region Lübeck untersucht.

Zahlreiche Patienten hatten zwar eine deutlich spürbare COVID-19-Erkrankung durchgemacht – wiesen aber keine Antikörper auf. Umgekehrt gab es auch Infizierte, die zwar keine oder fast keine Symptome hatten – aber später deutlich messbare Antikörper im Blut zeigten.

Mikrobiologe: „Es war ein sehr buntes Bild“

„Es war ein sehr buntes Bild“, sagte Solbach dem RND. Weitere Forschungsarbeiten seien nötig. Die Ergebnisse legten es aus seiner Sicht jedenfalls nicht nahe, jemandem aufgrund von Antikörpertests Immunität zuzusagen. (dts)



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