Lauterbach: Beschränkungen für Ungeimpfte kommen – Mediziner warnen vor Corona-Winter

Epoch Times8. September 2021

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet aufgrund der Delta-Variante des Coronavirus mit verstärkten Einschränkungen für ungeimpfte Menschen im Herbst und Winter. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Lockdown für alle oder Einschränkungen für Ungeimpfte“, sagte er dem Fernsehsender Phoenix. „Ein Lockdown für alle wird nicht mehr kommen, daher werden wir dann bei Ungeimpften strenger sein müssen als jetzt.“

Dies werde dazu führen, „dass wir mit der 2G-, oder 2G- plus 3G-Regelung wie in Hamburg, operieren müssen, weil wir es sonst nicht in den Griff bekommen.“ Im Herbst, wenn sich wieder deutlich mehr Menschen in Innenräumen aufhielten und vermehrt Erkältungskrankheiten auftreten würden, erwartet Lauterbach einen weiteren deutlichen Anstieg der Sars-CoV-2-Infektionen. „Wir brauchen eine Impfquote von mindestens 75 Prozent der Gesamtbevölkerung, nicht nur bei Erwachsenen, um die Delta-Variante deutlich zu entschleunigen“, mahnte der Epidemiologe.

Herdenimmunität sei wegen der Delta-Variante rein rechnerisch nicht mehr möglich. Dies erreiche man nur mit einem Impfstoff, der 100prozentig gegen diese Varianten wirke, wenn sich gleichzeitig 85 Prozent der Menschen impfen lassen würden. Umgekehrt brauche man bei einem hohen Reproduktionswert und etwa 85prozentiger Wirksamkeit des Impfstoffes eine Impfquote von annähernd 100 Prozent, um Herdenimmunität zu erreichen.

Der mangelnden Impfbereitschaft müsse man mit gezielten Informationen begegnen, sagte Lauterbach, der selbst auch als Impfarzt tätig ist. „Mein Eindruck ist, dass immer noch sehr viele Fehlinformationen verbreitet sind, dass Menschen den Wert der Impfung unterschätzen aber gleichzeitig die Nebenwirkungen überschätzen“, so der Sozialdemokrat. Hier sei noch viel Aufklärungsarbeit nötig und man müsse hier möglichst individuell den wissenschaftlichen Stand referieren.

Intensivmediziner warnen vor Anstieg der Corona-Patienten

Deutschlands Intensivmediziner blicken indes mit Sorge auf den Herbst. „Wir werden mit den jetzigen Impfquoten einen erneuten Anstieg auf den Intensivstationen im Oktober und November sehen“, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe). „Das gute Wetter schützt uns im Moment. Die Wochen der Wahrheit kommen aber, wenn das Wetter nass-kalt und ungemütlich wird.“

„Je höher wir jetzt mit den Zahlen steigen, desto weniger Puffer werden wir haben“, sagte Karagiannidis zu den Corona-Infektionszahlen, die seit mehreren Wochen wieder deutlich steigen. „Wir müssen den Anstieg im Herbst soweit es geht in die Länge ziehen. Der Verdoppelungszeit in den Inzidenzen und bei der Intensivbelegung wird eine entscheidende Bedeutung zukommen.“

Karagiannidis sprach sich außerdem dafür aus, die Entwicklung von Corona-Impfungen per Nasenspray stärker zu fördern. „Ich glaube, wir würden beim Impfen noch besser vorankommen, wenn man den Impfstoff nicht spritzen müsste, sondern als Nasenspray verabreichen könnte“, sagte er. „Wir sollten diese Entwicklung maximal fördern.“

Bis einschließlich Sonntag hatten nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums 65,8 Prozent der Menschen in Deutschland mindestens eine Impfdosis erhalten. 61,3 Prozent der Bevölkerung sind demnach vollständig geimpft. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen stieg am Montag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) auf 84,3. Am Montag vergangener Woche hatte der Wert noch bei 75,8 gelegen. (dts/oz)



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