Schauspieler packt über Impfkampagne aus

„Für mich war dit nen Job“ - Kleindarsteller wurde von Agentur vermittelt. Die Impfkampagne mit „84 echten Menschen“ enthielt doch Schauspieler.
Titelbild
Uwe Rauer im Epoch Times-Interview.Foto: Erik Rusch
Von und 11. November 2022

Uwe Rauer ist nicht nur dem Namen nach ein rauer Typ. Rau, aber herzlich, könnte man ihn beschreiben. Im Telefonat mit Epoch Times berlinert er frei von der Leber weg. Uwe R. ist vielfach als Kleindarsteller tätig.

Er hat ein paar tätowierte Extras anzubieten, die man auf seiner Setkarte nachlesen kann und die schon zu RTL2 „Naked Attraction“ geführt hat, wo sich Personen aus dem Leben auch untenherum dem Fernsehzuschauer präsentieren.

Uwe Rauer wird schon seit vielen Jahren für Film und Fernsehen gebucht, die Referenzliste des 1959 geborenen ist lang, die öffentlichen Auftritte des Kleindarstellers und Komparsen beschränken sich aber nicht nur auf jene Jobs, die ihm seine Agentin vermittelt.

Noch kurz vor unserem Telefonat empfiehlt sich der Berliner im Internet Gleichgesinnten für eindeutige pornografische Handlungen am Vormittag auf seinem Neuköllner Sofa.

Kontakt über Agentur hergestellt

Aber darum geht es im Telefonat mit Rauer nicht. Er berichtet uns von seiner Arbeit für eine Hamburger Agentur – „nette Leute“ –  die ihn gebucht hätten für die neue Impfkampagne des Gesundheitsministeriums.

Seine Agentin war von den Hamburgern angesprochen worden, Rauer war enttäuscht, weil es zunächst hieß, es gäbe 1.000 Euro, aber die Agentin hatte sich wohl verlesen, nur einhundert Euro waren ausgelobt worden. Einhundert Euro für das ganze Paket: TV, Radio, Plakat.

Uwe Rauer wird in der Kampagne des Bundesgesundheitsministers als „Rentner“ vorgestellt mit dem Satz:

Ich schütze mich, weil ich die Freiheit habe, es zu tun.“

Eingeblendet wird dazu folgender Textblock: „Uwe hat den Mauerfall 1989 hautnah erlebt. Heute genießt er seine Freiheit, indem er sich und andere schützt.“

Es gibt in diesem Spot keinerlei Hinweis darauf, dass Uwe Rauer professionell für diesen Spot angeworben wurde.

Epoch Times sprach mit Uwe Rauer in seiner Wohnung, wie der Auftritt für das Bundesministerium zustande gekommen war. „Für mich war dit nen Job“, erklärt der Berliner. Die Anfrage kam über eine Agentin für Darsteller-Arbeiten, so wie viele andere Jobs auch. Sehen Sie das Interview hier in voller Länge:

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Die Aussage vom Bundesgesundheitsminister

Die Aussage des Bundesgesundheitsministers ist also fraglich, als er auf der Bundespressekonferenz am 14. Oktober 2022 (ab Minute 3:44) die viele Millionen Euro teure Kampagne vorstellte und erklärte: „Das sind 84 echte Personen, (…) keine Schauspieler, keine Modelle.“

Der Minister erwähnte weiter, dass es allenfalls eine Aufwandsentschädigung von einhundert Euro für Fahrtickets gegeben hätte und keine Bezahlung.

Das sieht Uwe Rauer im Gespräch ganz anders. Für ihn war es einfach nur ein ziemlich mieser Lohn, so eine schlechte Bezahlung hätte er von der Bundesregierung nicht erwartet.

Uwe Rauer ist, was man gemeinhin geradeheraus nennt. Per E-Mail stellt er sich als „stierodin“ vor, das hätte aber weniger mit seinem Engagement im Live-Chat zu tun, als schlicht damit, dass das sein Sternzeichen sei, erklärt er lachend. Auch „-odin“ hätte nichts mit Reichsbürgern zu tun, Rauer ist laut Fotos seiner Setkarte am ganzen Körper tätowiert, unter anderem mit Odins Hammer in XXL-Format in dunkelblau um den Hals. Die vielen Deko-Waffen an seiner Wohnungswand in seinem Wohnzimmer, wie im Epoch Times-Interview zu sehen, gefallen ihm einfach.

Die Kampagne

Auf der Internetseite des Ministeriums wird die Kampagne so vorgestellt:

Gezeigt werden bei der Kampagne Menschen unterschiedlicher Herkunft aus dem gesamten Bundesgebiet mit ihren persönlichen Geschichten. Sie alle stehen stellvertretend für eine große Mehrheit der Menschen im Land, die sich aus Erfahrung mit und aus Sorge vor Corona aktiv für den Schutz aussprechen.“

Uwe Rauer steht zunächst für Uwe Rauer. Und er hätte gern tausend Euro bekommen, dafür, dass er seinen Satz in die Kamera gesprochen und sein Gesicht für die Kamera hergegeben hat. Aber es gab nicht mehr Geld als einhundert Euro. In diesem Punkt stimmt die Aussage von Karl Lauterbach aus der Pressekonferenz.

Uwe Rauer hätte einen „No-Budget-Job“ nicht zugesagt, wie er im Epoch Times Interview erzählt. Für 1.000 Euro sagte er zu, dann, als es hieß „doch nur 100 Euro“, konnte er nicht mehr absagen, da er zu seinem Wort steht. Und es besteht der begründete Verdacht, dass es auch für weitere Darsteller der Kampagne „Ich schütze mich“ so nicht stimmt. Wie wurde also Kontakt zu den Darstellern hergestellt? Wenn offenbar Anfragen über Agenturen laufen, die regelmäßig Schauspieler-Aufträge vermitteln, können zumindest leicht Missverständnisse entstehen. Mindestens beim Honorar.

84 Bürgerinnen und Bürger gehen stellvertretend für 84 Millionen Menschen in Deutschland mit gutem Beispiel voran und schützen sich vor der Pandemie – indem sie ihren Impfschutz aktuell halten, Masken tragen, aufeinander Rücksicht nehmen“

Uwe Rauer trägt einen imposanten Bart, da ist es oft schwierig mit der Maske. Und ihm ging es in dieser Kampagne auch nicht in erster Linie darum, ein gutes Beispiel für den Gesundheitsminister abzugeben, er wurde von seiner Agentin angefragt, ob er sich ein paar Euro dazuverdienen will.

Die Aussage unseres Gesundheitsministers ist folglich nicht zutreffend, denn es ist mindestens ein Schauspieler (oder Modell) in den Videos enthalten, zu dem der Kontakt über eine Agentur vermittelt wurde.

Das BMG dementiert

Epoch Times wollte wissen, was das Gesundheitsministerium dazu sagt. Warum wird behauptet, dass keine Schauspieler in den Videos auftreten, wenn dies nachweislich der Fall ist? Wie viele der 84 Darsteller der BMG-Impfkampagne wurden über Casting-Agenturen akquiriert? Wenn nicht über Agenturen, wie wurden die Protagonisten dann gefunden?

Darauf antwortete ein Pressesprecher des Bundesministeriums für Gesundheit wie folgt:

„Lieber Herr Rusch,

Die Beispiele in der Kampagne sind allesamt echt.

Die Lehrerin ist Lehrerin – und keine Schauspielerin. Das ist schlicht eine falsche Behauptung bzw. eine Verwechslung in der Berichterstattung.

Und dass Uwe Raue auch als Laien-Schauspieler arbeitet, hat weder mit seiner Auswahl, noch mit der Kampagne zu tun. Wir haben ihn vielmehr als DDR-Widerständler und Impf-Befürworter für die Kampagne begeistern können. Wie Sie im Spot sehen, wird hier sein Freiheitsdrang mit der Freiheit, sich schützen zu können, verbunden. Wörtlich sagt er: „Ich schütze mich, weil ich die Freiheit habe, es zu tun.“ Dazu wird folgende Erklärung eingeblendet: „Uwe hat den Mauerfall 1989 hautnah erlebt. Heute genießt er seine Freiheit, indem er sich und andere schützt.“

Die Geschichte dahinter ist folgende: Uwe Raue hat zwei Fluchtversuche aus der DDR unternommen: 1978 und 1989. Er ist deshalb verhaftet und zudem wegen „Herabwürdigung der DDR und Angehöriger der Grenztruppen“ zu acht Monaten Zuchthaus verurteilt worden. Zudem war er 1989 beim Mauerfall tatsächlich in Berlin vor Ort. Bezüglich Corona: Raue ist Impf-Befürworter und hat bereits seine fünfte Impfung erhalten.

Nachlesen können Sie seine Vita auch hier: (Anm. d. Red.: Link entfernt)

Wie alle anderen Teilnehmer an der Kampagne haben Raue und die Lehrerin Anika eine niedrige Aufwandsentschädigung, aber keine weitere Gage erhalten.

Mit freundlichen Grüßen“

Hierauf fragte Epoch Times nach, wie der Kontakt zu Herrn Rauer zustande gekommen ist, da uns Informationen vorliegen, wonach er über eine Agentur gebucht wurde. Die knappe Antwort des Pressesprechers:

„Lieber Herr Rusch,

Ihre Information ist falsch.
Er wurde nicht über eine Agentur gebucht, sondern hat vielmehr – wie alle anderen – eine Aufwandsentschädigung erhalten.

Mit freundlichen Grüßen“



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