Leipziger Porsche-Werk: Mehr als jeder vierte Mitarbeiter krankgemeldet

Nachdem die 3G-Regeln am Arbeitsplatz eingeführt wurden, meldeten sich im Leipziger Porsche-Werk 27,5 Prozent der rund 4.300 Mitarbeiter krank. Das war mehr als ein Viertel der Belegschaft.
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Porsche lässt in Leipzig unter anderem die Karosserie des SUV „Macan“ montieren.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 19. Dezember 2021

Bundestag und Bundesrat haben am 18./19. November 2021 eine Testpflicht am Arbeitsplatz verabschiedet, die seit dem 24. November umgesetzt wird. Beschäftigte dürfen ihre Arbeitsstätte nur betreten, wenn sie geimpft oder genesen sind oder täglich einen negativen Test nachweisen. Wer seinen Impfstatus nicht preisgeben will, muss einen negativen Corona-Test vorweisen. Bei Verstößen sind Bußgelder von bis zu 25.000 Euro möglich.

Um, wie vom Gesetzgeber gefordert, eine lückenlose Kontrolle zur Umsetzung der Nachweispflicht zu gewährleisten, greifen Betriebe auf unterschiedliche Methoden zurück.

Ein Gewerkschaftler berichtete Epoch Times, dass sich in einem Betrieb der Automobilindustrie die Beschäftigten am Einlass in verschiedene Schlangen einordnen müssen „wie eine Viehherde“ – was den Impfstatus der Mitarbeiter offenlegt. Laut Gesetz muss jedoch durch den Arbeitgeber ausgeschlossen werden, dass Kollegen die Daten anderer erfahren können.

Zahl der Krankmeldungen rapide gestiegen

Bei Oliver Hilburger, Vorsitzender von „Zentrum Automobil“, steht das Telefon seit den neuen Regeln nicht mehr still. Obwohl die alternative Gewerkschaft ursprünglich in der Automobilindustrie gegründet wurde, um eine Alternative zur IG Metall, Ver.di und dem DGB anzubieten, vertritt er Mitarbeiter jeder Branche. Zahllose Pfleger und Pädagogen erhalten ebenfalls Unterstützung, wenn sie sich von ihren Betriebsräten nicht vertreten fühlen. Der Betriebsrat bei Daimler schätzt, dass es in den Betrieben zwischen 20 und 40 Prozent Ungeimpfte gibt.

Hilburger beobachtete, dass sich nach Veröffentlichung der neuen 3G-Regeln am Arbeitsplatz im Leipziger Porsche-Werk 27,5 Prozent der rund 4.300 Mitarbeiter krankmeldeten. Das ist mehr als ein Viertel der Belegschaft. Daraufhin standen einige Bänder des Unternehmens still.

„Zentrum Automobil“ wird in den Daimler-Werken kritisch beäugt. Bei den Betriebsratswahlen holte die Gruppe 2018 im Werk Untertürkheim sechs von 47 Sitzen, in den Werken Sindelfingen zwei und Rastatt drei. Von 14.000 Mitarbeitern im Werk Untertürkheim stimmten rund 1.800 Beschäftigte für das „Zentrum Automobil“.

150-Unternehmen-Kampagne für Impfung

Gleichzeitig rufen seit dem 7. Dezember mehr als 150 bekannte Unternehmen in einer konzertierten Kampagne zum Impfen auf. Mit dabei sind die Deutsche Bank und die AOK, die Sparkassen, R+V Versicherung, Sky Deutschland, KitKat, die Baumarktkette Hornbach und McDonald’s. Aus der Automobilindustrie nehmen BMW und Mercedes teil, ebenso wie FlixBus, die Berliner Verkehrsbetriebe und die Deutsche Bahn.

Ziel ist, kurzzeitig Slogans und Werbesprüche der Marken zu ändern, um für das Impfen zu werben. Olaf Scholz nennt die Kampagne „ein herausragendes Zeichen gesellschaftlicher Verantwortung und Eigeninitiative“.

Oft sind die neuen Slogans nahe am Original: „Wir lieben Impfen“ (Edeka), „Impfen … find ich gut.“ (Otto), „Quadratisch. Praktisch. Geimpft“ (Ritter Sport) oder „Impfen lohnt sich“ (Lidl). Die Kampagne stammt aus dem Haus der Berliner Werbeagentur Antoni.

Die Unternehmer sollen auch auf ihren Social-Media-Kanälen für das Impfen werben. Andere kleinere Konzerne, Unternehmen und Institutionen folgten dem Vorbild, am 10. Dezember wurde von 1.000 Teilnehmern gesprochen.

Arbeitsrechtler Tobias Gall warnt, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegeneinander ausgespielt würden. Die Arbeitgeber seien zu Handlangern des Staates und zu Hilfspolizisten gemacht worden, die die Corona-Maßnahmen durchsetzen und sanktionieren sollen, erklärt Rechtsanwalt Gall. Die 3G-Corona-Maßnahmen für Betriebe würden zu Betretungs- und Beschäftigungsverboten für die Beschäftigten führen. Das sei eine neue Form des Totalitarismus. Zudem steigt der Druck auf die Unternehmen, Zulieferbetriebe fürchten um Folgeaufträge.



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