FDP-Chef Lindner spricht sich für Zentralabitur aus – GEW: Kritik geht an den eigentlichen Problemen vorbei

Das deutsche Zentralabitur, wie FDP-Chef Lindner es fordert, sollte ernsthaft vorangetrieben werden. Kritik kommt von der Gewerkschaft Erziehung und Bildung, Ilka Hoffmann: "Ich halte die Diskussion über ein Zentralabitur für eine Fetisch-Debatte, die an den eigentlichen Problemen vorbeigeht".
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Christian LindnerFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times19. Juli 2019

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat sich für ein deutsches Zentralabitur ausgesprochen. „Ich halte den Bildungswettbewerb zwischen 16 Bundesländern, wie wir ihn praktizieren, für aus der Zeit gefallen“, sagte Lindner. „Gemeinsame Bildungsstandards müssen endlich umgesetzt werden. Ein Zentralabitur könnte dabei ein Element sein.“

Zuletzt hatte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) die Bundesländer zu raschen Schritten aufgefordert. Die Diskussion um ein Zentralabitur sei „kein Thema für das Sommerloch, sondern muss jetzt ernsthaft vorangetrieben werden“. Sie argumentierte, nötig sei „mehr Fairness und Vergleichbarkeit“ beim Abitur in Deutschland.

Bildung ist Ländersache – mit der CSU gibt es kein Zentralabitur

Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte Anfang des Monats gefordert, dass in Deutschland innerhalb von fünf bis zehn Jahren ein zentrales Abitur eingeführt wird.

CSU-Chef Markus Söder erteilte solchen Forderungen dagegen eine klare Absage. Bildung ist in Deutschland Ländersache.

Die CSU lehnte jegliche Debatten über ein Zentralabitur in Deutschland kategorisch ab. „Dass Christian Lindner ein Zentral-Abi fordert, ist verständlich, denn er selbst hat ja NRW-Abi“, sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in München. Für die CSU sei klar, dass es mit ihr kein Zentralabitur geben werde. Genau so hatte sich jüngst auch CSU-Chef Markus Söder geäußert.

„Wir wollen die beste Bildung für unsere Schüler und keinen deutschen Durchschnitt. Wir sind für Leistung und Wettbewerb und gegen sozialistische Gleichmacherei“, betonte Markus Blume. Einmal mehr zeige sich: Bei den entscheidenden Fragen sei auf die FDP kein Verlass.

Einheitliche Aufgabenstellungen – auf welchem Niveau? Dem niedrigsten?

Der thüringische Bildungsminister Helmut Holter plädierte für eine weitere Vereinheitlichung der Aufgabenstellungen. „Der Weg zum Zentralabitur muss über den gemeinsamen Aufgabenpool führen, die Prüfungen müssen ebenso wie die Lehrpläne und Stundentafeln schrittweise angepasst werden“, sagte der Linken-Politiker den Funke-Zeitungen. Die Kultusministerkonferenz solle sich dafür konkrete Fristen setzen, bis wann welcher Schritt umgesetzt sein müsse.

Widerspruch kommt auch aus dem Saarland. „Gleichwertigkeit hat nichts mit Gleichmacherei zu tun“, sagte Bildungsstaatssekretärin Christine Streichert-Clivot (SPD). Ein bundesweites Zentralabitur garantiere „weder eine faire Abiturprüfung noch eine vergleichbare Abiturnote“.

Auch Ilka Hoffmann, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sieht eine einheitliche Prüfung kritisch:

Ich halte die Diskussion über ein Zentralabitur für eine Fetisch-Debatte, die an den eigentlichen Problemen vorbeigeht“, sagte sie.

Um echte Vergleichbarkeit herzustellen, sei es nicht genug, Prüfungen zu vereinheitlichen – zu unterschiedlich seien die sozialen und pädagogischen Bedingungen an den Schulen, auch innerhalb eines Bundeslandes. Außerdem sage der Abiturschnitt wenig darüber aus, ob ein junger Mensch wirklich bereit sei zu studieren, so die Gewerkschafterin weiter.

Auch die Frage, ob jemand geeignet sei für ein bestimmtes Fach, lasse sich mit der Abiturnote nicht allein beantworten. „Zum Beispiel bei Lehramtsstudiengängen“, da brauche man „Leute, die für diesen Beruf brennen. Das hängt nicht unbedingt an einem Einser-Abitur“, sagte Hoffmann. Doch ohne ein solches käme man häufig gar nicht in den gewünschten Studiengang. (dts)



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