Linke: Mindestrente erspart meist nicht den Weg zum Sozialamt

Die von der Koalition geplante Mindest- oder Lebensleistungsrente spreche ihrem Namen Hohn, sagte der Linken-Rentenexperte Matthias W. Birkwald dpa in Berlin. „Sie wird kaum einem Rentner oder einer Rentnerin den Gang zum Sozialamt ersparen.“ Betroffene sollten laut Koalitionsvertrag trotz ihrer Niedrigverdienste stets privat vorsorgen, um die Lebensleistungsrente zu bekommen.
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Laut Grünen-Rentenexperte Kurth wird die für dieses Jahr erwartete Rentenerhöhung von mehr als vier Prozent eine Ausnahme bleiben, «und zwar auf lange Zeit».Foto: Jens Kalaene/dpa
Epoch Times20. März 2016

Trotz der erwarteten Rentenerhöhung und der geplanten Mindestrente fordert die Opposition einen Kurswechsel zur besseren Absicherung der Rente. Linke und Grüne kritisieren die Pläne als unzureichend.

Die von der Koalition geplante Mindest- oder Lebensleistungsrente spreche ihrem Namen Hohn, sagte der Linken-Rentenexperte Matthias W. Birkwald dpa in Berlin. „Sie wird kaum einem Rentner oder einer Rentnerin den Gang zum Sozialamt ersparen.“ Auch der Grünen-Rentenpolitiker Markus Kurth nannte die Pläne unzureichend.

Für die Mindestrente – die „Solidarrente“ – will die Koalition ab 2017 rund 180 Millionen Euro bereitstellen, die jährlich steigen, um langjährig Beschäftigten eine Rente oberhalb der Sozialhilfe zu garantieren. Die im Koalitionsvertrag dafür genannten 40 Beitragsjahre seien als Zugangshürde aber „viel zu hoch“, sagte Birkwald. 

Und die dort anvisierte Schwelle von derzeit 782 Euro netto für eine Aufstockung der Rente sei viel zu niedrig. Kurth kritisierte zudem, dass Betroffene laut Koalitionsvertrag trotz ihrer Niedrigverdienste stets privat vorgesorgt haben sollen, um die Lebensleistungsrente zu bekommen.

Linke: Rentenerhöhung ist eine Ausnahme, ein "Ausreißer"

Die für dieses Jahr erwartete Rentenerhöhung von mehr als vier Prozent werde eine Ausnahme bleiben, „und zwar auf lange Zeit“, sagte der Grünen-Experte Kurth der dpa.

Birkwald (Die Linke) sprach von einem „Ausreißer“. In der kommenden Woche dürfte bekanntgegeben werden, wie stark die Renten zum 1. Juli genau steigen.

Grundlage der Anpassung ist vor allem die Entwicklung der Bruttolöhne in Deutschland. Im vergangenen Jahr war die Rentenanpassung niedriger ausgefallen, weil die Durchschnittslöhne statistisch niedriger ausgewiesen wurden. In einem einmaligen Effekt wird das in diesem Jahr mit einer größeren Erhöhung ausgeglichen.

Altersarmut als Massenphänomen ?

Wegen der gesetzlichen Dämpfungsfaktoren werde der Anteil derjenigen, die in Altersarmut leben müssen, Jahr für Jahr steigen, warnte Birkwald. Laut aktuellem Rentenversicherungsbericht sinkt das Rentenniveau – das Verhältnis zwischen Arbeits- und Renteneinkommen – von 48,1 Prozent 2014 auf 44,6 Prozent 2029. Bereits der bisherige Verfall des Rentenniveaus durch die Reformen der vergangenen Jahre koste die Rentner viel Geld, so Birkwald. „Deshalb freuen wir uns über jeden Euro, den Rentnerinnen und Rentner wegen des statistischen Sondereffekts mehr bekommen werden.“

„In einem der reichsten Länder der Welt dürfen Armutsrenten nicht zu einem Massenphänomen werden“, forderte der Politiker zugleich. Die Bundesregierung müsse die Notbremse ziehen und den Nachhaltigkeits- und den Riesterfaktor streichen, die die Rentenerhöhungen dämpfen. 

Kurth kritisierte: „Ohne Gegensteuern stehen den Rentnerinnen und Rentnern in Zukunft schwierige Zeiten bevor.“ Die Bundesregierung unternehme nichts, um das immer weiter absinkende Rentenniveau zu stabilisieren.

Das Drei-Säulen-Modell müsse revitalisiert werden – mit einer starken Rentenversicherung, einer möglichst flächendeckenden Betriebsrente und einer fairen und transparenten privaten Altersvorsorge. (dpa)



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