Linker Shitstorm gegen Tagesspiegel nach Gastbeitrag von AfD-Medienpolitiker

Ein Shitstorm gegen die Chefredakteurin des „Tagesspiegel“, Anna Sauerbrey, auf Twitter illustriert, wie fremd linken Diskurswächtern in Deutschland der Gedanke der Meinungspluralität geworden ist. Es geht um einen Gastkommentar eines AfD-Medienpolitikers.
Titelbild
DER TAGESSPIEGEL: "Debattenplattform heißt so, weil sie der Debatte dienen soll"Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images
Von 6. März 2019

Einem linksextremen Shitstorm auf Twitter sehen sich der „Tagesspiegel“ und dessen Chefredakteurin Anna Sauerbrey zurzeit ausgesetzt. Anlass dafür ist, dass die Zeitung am Samstag im Rahmen einer Serie von Debattenbeiträgen zum Thema „Mehr oder weniger? Die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ auch einen Text des medienpolitischen Sprechers der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Roland Gläser, veröffentlicht hatte.

„Sprachrohr einer rechtsextremen Partei“

Zuvor hatten sich unter anderem bereits Medienpolitiker aus CDU, CSU, SPD und von Bündnis 90/Die Grünen zu dem Thema geäußert. Insgesamt 14 Beiträge hatte es seit April 2018 zu dem Thema gegeben, neben Parteipolitikern äußerten sich auch Praktiker und Experten. Dass jedoch mit der AfD auch eine Partei zu Wort kam, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk besonders kritisch gegenübersteht, weckte im Linksaußen-Journalisten Enno Lenze die Besorgnis um die sittliche Reinheit der Leserschaft.

Dadurch, dass der Tagesspiegel auch die fünftstärkste Kraft im Berliner Abgeordnetenhaus zu einem Sachthema zu Wort kommen ließ, habe sich das Blatt zum „Sprachrohr einer rechtsextremen Partei“ gemacht.

„Als Journalist Seite an Seite mit der #AfD stehen? Beim @Tagesspiegel ist das nun so“, gibt Lenze seiner Betroffenheit Ausdruck. „Was bringt einen dazu, sich zum Sprachrohr einer Rechtsextremen Partei zu machen?! Und wie fühlt sich das als Journalist an, wenn man mit den Leuten das Blatt teil!?“

Es dauert nicht lange, und Gesinnungsgenossen schließen sich mit empörungsschwangeren Reaktionen an, vom „moralischen und geistigen Bankrott-Erklärung als Medium“ ist die Rede oder davon, dass der Tagesspiegel „das Gewissen der Auflage geopfert“ habe.

Debattenplattform heißt so, weil sie der Debatte dienen soll

Chefredakteurin Sauerbrey zeigt sich überrascht darüber, dass manche Leser ihrer Zeitung Meinungspluralität auch knapp 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR offenbar für überbewertet halten und den Sinn und Zweck einer Debattenserie möglicherweise nicht erfasst haben. Auf Twitter schreibt sie:

„1/3 ‚Seite an Seite‘, ‚Sprachrohr‘? Das vermag ich beim besten Willen nicht zu erkennen. Als Tageszeitung sind wir auch Debattenplattform und bilden eine Vielfalt von Meinungen ab. Die Kollegen im Medienressort organisieren eine Debatten-Serie zum Thema öffentl-rechtl Rundfunk.“

Inhaltlich habe sie in dem Beitrag Gläsers, der vor seinem Wechsel ins Abgeordnetenhaus selbst Journalist war, nichts feststellen können, was einer Veröffentlichung entgegengestanden hätte.

Unter dem Titel „Zwangs-Diät jetzt“ plädierte Gläser für eine umfassende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems, die neben einer massiven Verschlankung und einer objektiveren Berichterstattung auch ein Ende des verpflichtenden Rundfunkbeitrages beinhalten soll.

Nach Vorbild des dänischen TV2, das nach der Abschaffung der Rundfunkgebühr wirtschaftlich besser dasteht als zuvor, sollen die öffentlich-rechtlichen Sender nach Gläsers Konzept ihre Angebote verschlüsseln und nur Zuschauern zugänglich machen, die freiwillig dafür bezahlen. Würden zu viele Zuschauer fernbleiben oder kündigen, müsste der Rundfunk dann sein Programmkonzept überdenken.

In seiner derzeitigen Form sei der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu einseitig, zu teuer und betreibe überflüssige Programme.

Grünen-Wähler und Robert Habeck wunschlos glücklich

„Was treibt die Rundfunkkritiker?“ fragt Gläser und gibt gleich seine Antwort: „Sie sehen in den Sendern riesige Erziehungsanstalten. Das Weltbild der Öffentlich-Rechtlichen ist ziemlich einseitig. Trump und Ungarn sind immer schlecht, die Deutsche Umwelthilfe immer gut. Es zeigt sich an FCK-AfD-Stickern im Set vom ‚Polizeiruf 110‘ oder Kameraleuten mit linksradikalen T-Shirts bei MDR und ZDF. Kann das so weitergehen?“

Prominente Mitarbeiter wie Georg Restle forderten gar noch mehr „Haltung“ und sprechen sich explizit gegen das Prinzip neutraler Beobachtung im Journalismus aus. Das, so Gläser, sei „der Humus, auf dem Stories wie die von Claas Relotius blühen, die dann mit Preisen überschüttet werden. Faktenfrei, aber prämiert.“

Objektive Zahlen würden belegen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender einseitig agieren. Es sei „kein Wunder, dass Robert Habeck auf Twitter verzichten kann“, nachdem er Sahra Wagenknecht als Lieblingsgast in den öffentlich-rechtlichen Talkshows abgelöst habe. Laut ARD-Akzeptanzstudie finden 90 Prozent der Grünwähler die ARD gut oder sehr gut, aber nur 54 Prozent der AfD-Wähler.

Die Sender, so unterstreicht Gläser, bezögen ihre Legitimation aus dem Versprechen, objektiv zu berichten. Aber Anspruch und Wirklichkeit klafften auseinander. Sie müssten deshalb zu den journalistischen Regeln und zur Objektivität zurückkehren.



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