Lohnzuwachs für Tarifbeschäftigte deutlich unter Inflation

Vermeintlicher Lohnzuwachs wird durch steigende Inflation vernichtet. Nur wenige Branchen haben überdurchschnittliche Tarifverdienste.
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Höhere Preise und Inflation führen zu Problemen im alltäglichen Leben.Foto: iStock
Epoch Times30. November 2021

Die hohe Inflation frisst die Lohnerhöhungen für Tarifbeschäftigte: Im dritten Quartal von Juli bis September stiegen die Tarifverdienste um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal – die Preise erhöhten sich in dem Zeitraum allerdings um 3,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Der Anstieg um 0,9 Prozent war demnach der geringste seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2010.

Noch unter dem Durchschnitt lagen den Angaben zufolge die Tarifverdienste für Beschäftigte in den Bereichen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen – sie bekamen im dritten Quartal nur 0,5 Prozent mehr. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass die im zweiten Quartal ausgelaufenen Tarifverträge für den Einzelhandel sowie den Groß- und Außenhandel erst im Oktober neu abgeschlossen worden waren, so das Bundesamt. Die Erhöhungen wurden also noch nicht ausgezahlt.

Auch im Bereich „freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ blieben die Tariferhöhungen mit 0,8 Prozent unter dem Durchschnitt. Wegen eines Sondereffekts verringerten sich die Tarifverdienste im verarbeitenden Gewerbe sogar, und zwar um 0,9 Prozent, wie die Statistiker erläuterten. In der Metall- und Elektroindustrie war im dritten Quartal 2020 nämlich eine Pauschalleistung gezahlt worden, die in diesem Jahr erst für das vierte Quartal geplant ist. Ohne Berücksichtigung dieser Sonderzahlungen lagen die Tarifverdienste demnach um 0,6 Prozent über Vorjahresniveau.

Überdurchschnittlich stiegen dagegen die Tarifverdienste, einschließlich Sonderzahlungen, bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (plus 2,9 Prozent), im Baugewerbe (2,1 Prozent) und in der Energieversorgung (2,0 Prozent).

Inflation kann zu einer Lohn-Preis-Spirale führen

Im November stieg die Inflation auf den höchsten Stand seit 29 Jahren: auf 5,2 Prozent. Das kann zu einer sogenannten Lohn-Preis-Spirale führen. Weil die Verbraucher für ihr Geld weniger Ware bekommen, verlangen sie höhere Löhne, um ihren Lebensstandard halten zu können. Um die höheren Löhne zu bezahlen, werden Unternehmen wiederum die Preise für ihre Produkte weiter erhöhen.

Die Gewerkschaften verweisen in den Tarifverhandlungen bereits auf die hohe Inflation. Verdi-Chef Frank Werneke etwa lobte den Tarifabschluss für die Angestellten der Bundesländer am Montag unter anderem damit, dass es gelungen sei, für Beschäftigte der niedrigen Einkommensgruppen angesichts stark steigender Preise die Kaufkraft zu sichern. Die Chemiegewerkschaft IG BCE stellte vergangene Woche ihre Forderung für die bevorstehende Tarifrunde auf – die „rapide steigenden Preise“ seien „starke Argumente“ dafür, dass die Beschäftigten „deutlich mehr verdienen“. (afp)



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