Maas startet Lateinamerika-Offensive - Außenminister sucht Verbündete für „Allianz der Multilateralisten“
Deutschland zählt zu den stärksten Exportnationen. Aber in Lateinamerika hinkt die deutsche Wirtschaft weit hinter China und den USA hinterher. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum Außenminister Maas jetzt eine Lateinamerika-Offensive startet.

Bundesaußenminister Heiko Maas (M) lud einige Amtskollegen zu einer mehrtägigen Lateinamerika- und Karibik-Konferenz nach Berlin ein.
Foto: Ralf Hirschberger/dpa
Bundesaußenminister Heiko Maas will die lange vernachlässigten Beziehungen zu Lateinamerika und zur Karibik wieder in Schwung bringen. „Wir sind nichts anderes als natürliche Verbündete“, sagte er bei einer Konferenz mit rund 20 Außenministern in Berlin.
Er hob die gemeinsamen Werte hervor und das gemeinsame Interesse, internationale Institutionen wie die Vereinten Nationen gegen nationale Alleingänge zu verteidigen.
„In einer Welt, in der das Recht des Stärkeren die Stärke des Rechts ersetzt, können Europa, Lateinamerika und die Karibikstaaten nur verlieren. Wir sind eben alle keine Supermächte.“
Im April hatte Maas das Treffen mit einer Reise nach Brasilien, Kolumbien und Mexiko vorbereitet. Ziel ist es, neben den Wirtschaftsbeziehungen und der politischen Zusammenarbeit auch Netzwerke im gesellschaftlichen Bereich zu stärken. Dazu sollte bei der Konferenz eine Initiative für die Gleichberechtigung von Frauen ins Leben gerufen werden.
Venezuela ist das einzige Land der Region, das nicht nach Berlin eingeladen wurde. Der Machtkampf zwischen Staatschef Nicolás Maduro und seinem Widersacher Juan Guaidó sollte keine größere Rolle bei der Konferenz spielen.
„Wir dürfen unsere Beziehungen nicht alleine auf Krisendiplomatie reduzieren“, betonte Maas.
Parlamentspräsident Guaidó wirft Maduro Wahlfälschung vor und hat sich im Januar selbst zum Interimspräsidenten ernannt. In dieser Funktion wird er von der Bundesregierung und anderen westlichen Staaten anerkannt.
Vor allem die deutsche Wirtschaft setzt große Hoffnungen in die Lateinamerika-Initiative. Sie könne „ein neues Momentum für unsere Kooperation“ sein, sagte Andreas Renschler, Vorsitzender des Lateinamerika-Ausschusses der deutschen Wirtschaft. Er beklagte, dass nur 2,6 Prozent der deutschen Exporte in die Region gingen. Dabei habe Lateinamerika einen Anteil von sieben Prozent an der Weltwirtschaft.
Im Gegensatz zu Deutschland verfolgten die USA und China eine „konsequente Expansionspolitik“, beklagte Renschler.
„Die deutsche Wirtschaft ist dabei, den Anschluss zu verlieren. Unsere Wettbewerber werden stärker und stärker.“
Maas geht es aber nicht nur um die wirtschaftlichen Beziehungen. Er will in der Region auch Verbündete für seine „Allianz der Multilateralisten“ finden, mit der er auf den wachsenden „Populismus und Nationalismus“ weltweit reagiert hat.
Die politische Zusammenarbeit in internationalen Institutionen mit lateinamerikanischen Staaten will er ausbauen. Mit 62 Ländern stellen die EU, Lateinamerika und die Karibik fast ein Drittel der Mitglieder der Vereinten Nationen. (dpa)
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