Markus Söder kämpft mit Flugtaxis gegen den Sinkflug der CSU

"Lufttaxi klingt immer so lustig, ist aber viel mehr", meint Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Er erntet dennoch viel Spott.
Titelbild
Markus Söder und sein Flugtaxi.Foto: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images
Epoch Times17. Juli 2018

Markus Söder hört im richtigen Moment weg. „Ist der Schleudersitz aktiviert?“, fragt ein Aussteller frech, als Söder sich am Dienstag in München in den Simulator eines neuen Typs von Flugtaxis setzt.

Der bayerische Ministerpräsident reagiert nicht darauf. Er will für den Freistaat die schöne, neue Flugtaxi-Welt ausrufen – und bekommt mit solch einer spöttischen Bemerkung aber doch wieder seine eigene unsichere Zukunft vorgehalten.

Wer an die meist beachteten CSU-Themen seit Bildung der neuen Bundesregierung denkt, dem fallen zwei ein: die Flüchtlingspolitik, verbunden mit dem den Fortbestand der Koalition gefährdenden Streit von CDU und CSU. Und das Thema Flugtaxis, mit dem sich die neue Digitalministerin Dorothee Bär (CSU) im März in der Öffentlichkeit einführte. Statt über das von Vielen ersehnte schnelle Internet wollte die neue Staatsministerin lieber über die neuartigen Fluggeräte reden, was Bär und der CSU viel Spott einbrachte.

Von Ministerin Bär ist seitdem nicht mehr viel zu hören. Und nun will Söder ausgerechnet mit Flugtaxis den Sinkflug der CSU in den aktuellen Umfragen vor der bayerischen Landtagswahl Mitte Oktober beenden. Nur die ganz großen Worte scheinen dem Ministerpräsidenten angemessen, als er sich am Dienstag vor seiner Staatskanzlei Prototypen des neuen Verkehrsmittels zeigen lässt. Den „Markt der Zukunft“ sieht er hier, ganz viele neue Arbeitsplätze für Bayern, ein echtes „Megathema“.

Söder kennt natürlich den Spott über die neue Technik, die im Münchner Westen bereits von mehreren Unternehmen mit einem Millionenaufwand sehr ernsthaft und ehrgeizig vorangetrieben wird. „Lufttaxi klingt immer so lustig, ist aber viel mehr“, sagt er, weshalb sein Kabinett die Forschung und Umsetzung erleichtert.

Seit Söder im März vom Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, sucht er seinen eigenen Stil. Nachdem er als Finanzminister unter seinem Vorgänger Horst Seehofer noch knauserig mit dem bayerischen Reichtum umgegangen war, brachte er nach seiner Wahl mit einem bayerischen Pflegegeld, einem bayerischen Familiengeld oder tausenden neuen Polizistenstellen Milliardenausgaben auf den Weg.

In der Flüchtlingspolitik versuchte er gleichzeitig den rigorosen Bundesinnenminister Seehofer mit strammen Begriffen wie dem Wort vom „Asyltourismus“ zu überbieten. Das kassierte Söder in der vergangenen Woche im Landtag kleinlaut öffentlich wieder ein, nachdem er gemerkt hatte, dass es auch der CSU allmählich zu viel wird mit dem Überbietungswettbewerb der schärfsten Formulierungen.

Und nun also die Flugtaxis als Vision für den innerstädtischen Verkehr, die aber gleichzeitig ein bisschen wie die Westentaschenvariante der Industriepolitik von Franz Josef Strauß wirken. Der einstige Ministerpräsident und CSU-Chef gilt als einer der Väter der europäischen Luft- und Raumfahrt, Söder scheint dies nun für das neue Verkehrsmittel werden zu wollen.

Auf seiner eigenen Facebook-Seite bekommt Söder dies allerdings um die Ohren gehauen. Von „Luftnummern“ schreibt einer, von „Schmarrn“ ein anderer, jemand hält der CSU vor, sich nicht mehr um die wirklichen Probleme zu kümmern und wieder ein anderer sieht schwarz für die CSU bei der Landtagswahl.

Tatsächlich verorten die jüngsten Umfragen die Christsozialen mittlerweile unter 40 Prozent und damit so schlecht wie seit mehr als sechzig Jahren nicht mehr.

Im „Münchner Merkur“ reichte Söder die Verantwortung dafür schon einmal an die Berliner Politik und an Seehofer weiter. Er wolle sich jetzt stärker auf Bayern fokussieren, kündigte Söder gleichzeitig an. Dort soll mit den Flugtaxis das Ende der Visionen noch längst nicht erreicht sein – noch vor der Landtagswahl werde er „im September eine eigene bayerische Raumfahrtstrategie auflegen“. (afp)



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