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Maximal 5 statt 9 Sanierungen pro Jahr

Marodes Schienennetz der Bahn: Sanierungen könnten länger dauern

Das Schienennetz der Bahn ist ein Sanierungsfall, das merken Fahrgäste täglich. Mehr als 40 stark belastete Strecken sollten bis 2031 deshalb modernisiert werden. Doch der Zeitplan wackelt.

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Die Riedbahn ist die erste sanierte Strecke im Rahmen der sogenannten Generalsanierung. (Archivbild)

Foto: Andreas Arnold/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

Die Belastungen für Fahrgäste infolge der Sanierungen von mehr als 40 hochbelasteten Bahnstrecken könnten sich länger hinziehen als bisher vorgesehen.
Nach aktuellen Plänen der Deutschen Bahn würde der letzte Korridor erst Mitte der 30er Jahre fertig werden statt wie bisher im Jahr 2031. Die Zahl der jährlichen Korridorsanierungen will sie dafür reduzieren. Das geht aus einem Schreiben der für die Infrastruktur zuständigen Tochter DB InfraGo an andere Verkehrsunternehmen hervor, das dpa vorliegt.
Auf Basis von Rückmeldungen aus der Bau- und Bahnbranche habe die InfraGo einen Vorschlag zur Anpassung des bisherigen Zeitplans für die sogenannten Generalsanierungen erarbeitet, teilte die Bahn mit. Dieser beinhalte „auch eine zeitliche Streckung der Projekte“. Über diesen Vorschlag werde nun mit der Bahnbranche, den Verbänden und Ländern beraten. Danach sollen weitere Gespräche mit dem Bund geben, der die finale Entscheidung hat.

Maximal 5 statt 9 Sanierungen pro Jahr

In dem Schreiben heißt es: „In Absprache mit der neuen Bundesregierung planen wir daher die Anzahl der Generalsanierungen auf 4-5 pro Jahr anzupassen.“ Das bedeute, dass die insgesamt 42 geplanten Projekte erst Mitte der 2030er Jahre abgeschlossen sein werden. Es sei wichtig, dass bei den Generalsanierungen ein Gleichgewicht zwischen Kapazitätsbeschränkung, Leistungsfähigkeit der Bauindustrie und dringenden Investitionsbedarfen ins Flächennetz gewahrt werde.
Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte: „Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, schauen wir uns das Korridorsanierungskonzept genau an und schärfen wo nötig nach.“ Das Ministerium werde sich zu dem Vorschlag der Bahn positionieren, sobald dieser zwischen der InfraGo und der Branche abgestimmt sei.

Projekt der alten Bundesregierung

Die Generalsanierungen sind ein Projekt der alten Bundesregierung und insbesondere vom damaligen Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos). Mit der umfassenden Modernisierung der vielbefahrenen Strecken soll ein wichtiger Teil des maroden und überlasteten Schienennetzes nach und nach wieder fit gemacht werden.
Die Bahn hofft im Anschluss an die Arbeiten auf eine jahrelange Baufreiheit auf den Abschnitten. Das soll dazu beitragen, dass sich die Pünktlichkeit der Bahn sukzessive verbessert und die Zuverlässigkeit auf der Schiene wieder zunimmt.
Die Riedbahn ist die erste sanierte Strecke im Rahmen der sogenannten Generalsanierung. (Archivbild)

Die Riedbahn ist die erste sanierte Strecke im Rahmen der sogenannten Generalsanierung. (Archivbild)

Foto: Andreas Arnold/dpa

Im vergangenen Jahr wurde die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim auf diese Weise vollumfänglich saniert. In diesem Jahr ist die Strecke zwischen Hamburg und Berlin dran. Die Strecken sind für die Bauzeit jeweils über Monate voll gesperrt.

Kritik am Zeitplan

Auf Kritik stieß immer wieder der Zeitplan. „Die ursprüngliche Zielmarke 2030 war politisch motiviert, nicht fachlich – und ist an den Realitäten des Systems vorbeigeplant worden“, sagt etwa Neele Wesseln, Geschäftsführerin des Verbands Die Güterbahnen.
Bis zu neun Korridore gleichzeitig pro Jahr sollten nach den bisherigen Planungen bis Anfang der 30er Jahre modernisiert werden. Für den Güterverkehr bedeuten die zahlreichen parallelen Projekte eine große Belastung.
Entsprechend positiv bewerten die Wettbewerber nun die Ankündigung der Bahn: „Die Verschiebung ist keine Niederlage, sondern eine notwendige Korrektur.“ Schon früh habe die Branche gewarnt, die Sanierungen einfach durchzuziehen, ohne Umleiterstrecken vorzubereiten und Layoutstandards umzusetzen.
Insbesondere die Union hat die bestehenden Zweifel am bisherigen Generalsanierungskonzept schon vor längerer Zeit aufgegriffen. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist vereinbart, das Konzept zu überprüfen und möglicherweise anzupassen.

Schnieder: halten am Grundkonzept fest

„Wir halten am Grundkonzept fest, denn gerade auf überlasteten Strecken besteht einfach Handlungsbedarf“, sagte der neue Bundesverkehrsminister, Patrick Schnieder (CDU), dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. „Aber wir schauen genau hin, welche Auswirkungen es hat.“
Die Bahnkunden dürften nicht überfordert werden. „Auch stelle ich mir die Frage, ob bis zu neun Streckensanierungen in einem Jahr realistisch und sinnvoll sind“, betonte Schnieder. (dpa/red)

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