Martin Schulz: Die Kanzlerin sei eine „sehr in sich ruhende Person“ – Das könne er sich von ihr abschauen

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz schätzt an Kanzlerin Merkel ihre innere Ruhe. Was kann er von Merkel lernen, fragte die Frauenzeitschrift "Brigitte": "Nerven behalten".
Titelbild
Martin Schulz (SPD) und Angela Merkel (CDU) 2014 in Brüssel.Foto: Olivier Hoslet/dpa
Epoch Times12. Juni 2017

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz schätzt die innere Ruhe von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Bei einer Veranstaltung der Frauenzeitschrift „Brigitte“ sagte Schulz am Montag in Berlin auf die Frage, was er von Merkel lernen könne: „Nerven behalten.“

Die Kanzlerin sei eine „sehr in sich ruhende Person“. Das könne er sich von ihr abschauen: „Auch wenn die Umfragen nach unten gehen – nicht nervös werden.“

Auf der anderen Seite trete er offen für seine Überzeugungen ein. „Ich bin ein Bekennertyp“, sagte Schulz. Da sei Merkel eher anders. Der SPD-Kanzlerkandidat sagte, er verstehe die hohen Zustimmungswerte für die Kanzlerin. Merkel sei eine „kluge und erfolgreiche Politikerin“.

Allerdings werde den Menschen vorgespiegelt, dass in Deutschland alles gut sei und es keiner Änderungen bedürfe. „Wir müssen viel verändern, damit unsere soziale Stabilität erhalten bleibt“, sagte Schulz und nannte unter anderem Investitionen in die Bildung.

Zu seinem Treffen mit der „Brigitte“: Das Privatleben von Schulz

Die Themen an diesem Abend sind eher unkonventionell: Es geht nur am Rande um das Rentenkonzept oder Investitionen in Bildung, sondern vor allem um den Menschen Schulz. „Um den Mann hinter dem Politiker“, wie es in der Einladung der Frauenzeitschrift „Brigitte“ heißt.

Nun ist Schulz eigentlich nicht dafür bekannt, bereitwillig über sein Privatleben zu plaudern. Der Vater zweier erwachsener Kinder schirmt seine Familie konsequent ab. Die biografischen Episoden, die der SPD-Politiker in seine Reden einstreut, sind sorgfältig ausgewählt: Der von einer Knieverletzung durchkreuzte Traum einer Fußballkarriere, die anschließende Alkoholsucht und Arbeitslosigkeit, die zweite Chance als selbstständiger Buchhändler und dann als Politiker.

Beim „Brigitte“-Gespräch am Montagabend lässt Schulz die Zuhörer ungewöhnlich nah an sich heran. Lange spricht der 61-Jährige über die Beziehung zu seiner Ehefrau Inge. „Unsere Ehe war eine Liebesheirat“, sagt er. Nur wenige Tage nach dem Kennenlernen im Mai 1985 seien sie zusammengezogen, im November des Jahres hätten sie geheiratet. „Für mich war am ersten Tag klar: Das ist die Frau, mit der ich zusammenbleiben möchte.“

Wenn im Hause Schulz in Würselen am Küchentisch über Politik diskutiert wird, geht es nach Auskunft des SPD-Kanzlerkandidaten kontrovers zu. Für seine 27-jährige Tochter, ebenfalls Parteimitglied, sei er nicht links genug. „Meine Tochter findet, ich bin in der SPD ein strammer Rechter.“ Sein 30-jähriger Sohn halte ihn derweil „für ein bisschen gaga“, weil er in die Politik gegangen sei.

Zugleich betont Schulz, dass er seine Familie weitestgehend aus dem politischem Leben heraushalten wolle. Dieses Versprechen habe er seiner Frau bereits gegeben, als er mit Anfang 30 für das Bürgermeisteramt in Würselen kandidiert habe. Seine Frau sei als Landschaftsarchitektin „sehr erfolgreich“ und habe ihr eigenes berufliches Leben verwirklichen wollen.

Schulz spricht auch über sein Elternhaus. Sein Vater, ein Polizeibeamter, stammte aus einer sozialdemokratisch geprägten Bergarbeiterfamilie. Seine Mutter hatte ihre Wurzeln im katholisch-konservativen Milieu und war Gründungsmitglied der örtlichen CDU. „Ich bin das Kind einer politischen Mischehe“, sagt der SPD-Chef. Gemeinsam sei seinen Eltern die Ablehnung des Nationalsozialismus gewesen. „Das ist in meinen Genen.“

Zur Sprache kommt im Maxim-Gorki-Theater auch die wohl größte persönliche Krise in Schulz‘ bisherigem Leben – sein alkoholbedingter Absturz als junger Mann. Die Fragen dazu nervten ihn nicht, lässt er wissen. „Das ist ein Teil meines Lebens.“ Mit seinem Bekenntnis zu den früheren Alkoholproblemen könne er als öffentliche Persönlichkeit „anderen Menschen Mut machen“.

Schulz erzählt, er sei stolz darauf, dass er seine Sucht aus eigener Kraft in den Griff bekommen habe. „Der Alkohol hätte mich wohl getötet.“ Geholfen habe ihm damals eine Psychotherapie, in der er den tieferen Ursachen der Sucht nachgegangen sei. „Das hat mein Leben nachhaltig verändert.“

Schulz plaudert darüber, dass er an Sonntagen gerne etwas länger schläft – bis um halb neun. Dass er durch eine disziplinierte Ernährung zwölf Kilo abgenommen habe. Dass er zuckersüßen Kaffee mit bitterer Schokolade genießt und gerne Zeit mit Freunden in der westfranzösischen Bretagne verbringt.

Dagegen räumt der SPD-Kanzlerkandidat ein: „Meinungsumfragen sind zur Zeit kein Hochgenuss für mich.“ Auf die Frage, was er von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lernen könne, antwortet Schulz: „Nerven behalten.“ Er sei nach wie vor fest davon überzeugt, die Bundestagswahl zu gewinnen. Am 24. September werde er in sein Tagebuch schreiben: „Es ist vollbracht.“ (afp)



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