Merkel verurteilt „versuchten Giftmord“ an Kreml-Kritiker Nawalny – Auswärtiges Amt lädt russischen Botschafter ein
Bundeskanzlerin Merkel hat den Anschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny "auf das Allerschärfste" verurteilt. Wörtlich sprach Merkel von einem "versuchten Giftmord" an Nawalny, nachdem chemische Kampfstoffe bei ihm nachgewiesen wurden.

Angela Merkel.
Foto: Hayoung Jeon - Pool/Getty Images)
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die bestätigte Vergiftung des Kreml-Kritikers Alexei Nawalny verurteilt und Russland in die Pflicht genommen. Sie sei „bestürzt“ über den Fund eines Kampfstoffes der Nowitschok-Gruppe, sagte Merkel am Mittwochabend. Wörtlich sprach Merkel in Berlin von einem „versuchten Giftmord“ an Nawalny. Er sei Opfer eines Verbrechens.
„Er sollte zum Schweigen gebracht werden und ich verurteile das auch im Namen der Bundesregierung auf das Allerschärfste“, sagte sie. Man erwarte, dass die russische Regierung sich zu diesem Vorfall erkläre.
Man werde „im Lichte der russischen Einlassungen“ mit der EU über eine „angemessene gemeinsame Reaktion entscheiden“, so die CDU-Politikerin. „Das Verbrechen an Alexei Nawalny richtet sich gegen die Grundwerte und Grundrechte, für die wir eintreten“, sagte die Kanzlerin.
AA lädt russischen Botschafter nach Nachweis von Nervenkampfstoff bei Nawalny
Nach dem Nachweis der Vergiftung von Nawalny hat Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) den russischen Botschafter „zu einem dringenden Gespräch“ ins Auswärtige Amt geladen. Er habe dabei Moskau „unmissverständlich“ aufgefordert, die Umstände der Vergiftung Nawalnys „vollumfänglich aufzuklären“. Russland müsse die „Verantwortlichen ermitteln und zur Rechenschaft ziehen“, sagte Maas am Mittwoch in Berlin.
Wie zuvor schon Regierungssprecher Steffen Seibert kündigte Maas an, dass die Bundesregierung EU-Staaten und Nato-Partner informieren werde und mit ihnen „über eine angemessene gemeinsame Reaktion beraten“ werde. Die Reaktionen hingen davon ab, „wie sich Russland jetzt verhält“.
Ein Speziallabor der Bundeswehr hatte Proben Nawalnys untersucht. Dabei sei der „zweifelsfreie Nachweis eines chemischen Nervenkampfstoffes der Nowitschok-Gruppe“ erbracht worden, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei der Pressekonferenz sagte. Die Bundesregierung will deshalb nun auch mit der Organisation für das Verbot chemischer Waffen im niederländischen Den Haag Kontakt aufnehmen, die das weltweite Verbot überwacht.
Nawalny wird in der Berliner Charité behandelt
Der Oppositionspolitiker Nawalny wird seit anderthalb Wochen in der Berliner Charité behandelt, nachdem er auf einem Flug in Russland zusammengebrochen war. Während die deutschen Ärzte schnell von einer Vergiftung ausgingen, sah der Kreml dafür bislang keine Beweise.
Nowitschok ist ein besonders gefährliches Nervengift, das sowjetische Wissenschaftler auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges entwickelt haben. Es kam beispielsweise auch bei dem Anschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal im März 2018 im englischen Salisbury zum Einsatz. (afp/dts/so)
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