Merkels Wagen in Vorpommern mit Tomaten beworfen

Ostvorpommern war einst eine Hochburg der NPD und ist nun eine der AfD. Dass es bei einem Auftritt der Kanzlerin dort Proteste geben würde, war erwartet worden. Es bleibt nicht bei Rufen und Pfiffen.
Titelbild
Rund 150 Anhänger von NPD, AfD und rechten Initiativen demonstrierten vor der Halle.Foto: Stefan Sauer/dpa
Epoch Times8. September 2017

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist bei einem Wahlkampfauftritt in Vorpommern von etwa 150 Demonstranten mit Pfiffen und Buhrufen begrüßt worden. Ihr Auto wurde bei der Einfahrt zu der Veranstaltungshalle in Wolgast mit Tomaten beworfen, wie die Polizei mitteilte.

Immer wieder riefen Demonstranten vor der Halle „Hau ab, hau ab“. Die CDU-Vorsitzende war bereits bei einem Auftritt am Dienstag in Heidelberg mit Tomaten beworfen worden. Am Mittwoch wurde ihre gesamte Rede im sächsischen Torgau mit Buhrufen, Pfiffen und Hupen massiv gestört. Auch Außenminister Sigmar Gabriel wurde bei einem Auftritt in Dresden am Freitag ausgebuht.

Merkel redete am Nachmittag zunächst in Strasburg, das wie Wolgast zum Bundeswahlkreis 16 gehört, in dem die AfD bei der Landtagswahl vor einem Jahr drei Direktmandate gewonnen hatte und auch jetzt wieder auf ein hohes Abschneiden hofft. In Strasburg wurde ihre Rede in einer Sporthalle nur einmal kurz von Pfiffen und „Merkel muss weg“-Rufen unterbrochen. Vor der Halle protestierten dort etwa 25 Linke und einige NPD-Vertreter.

In Wolgast nahm Merkel vor mehreren hundert Zuhörern Bezug zu den Protesten vor der Halle. „Da gibt es einige, die pfeifen und schreien. Ich glaube nicht, dass das ausreicht, um Deutschland voranzubringen.“ Auch in der Halle gab es vereinzelte Zwischenrufe wie: „Wo ist das Christliche in ihrer Partei?“

Störungen im Wahlkampf nehmen nach Ansicht des scheidenden Bundestagspräsidenten Norbert Lammert an Schärfe zu. So ein Verbalradikalismus äußere sich seit längerem im Netz und sei zu lange folgenlos geblieben, „wodurch sich möglicherweise manche auch ermutigt fühlen, diese Art von Auseinandersetzung, (…) nun auch auf öffentlichen Plätzen und Straßen und bei Kundgebungen zur Anwendung zu bringen“, sagte er am Rande eines Besuchs in Rom.

Merkel appellierte an die Zuhörer, zur Wahl zu gehen und für die CDU zu stimmen. „Man wird nicht für vergangene Verdienste gewählt. Aber man kann sehen an den Arbeitslosenzahlen, dass wir einiges erreicht haben“, rief sie. Zur künftigen Herausforderung sagte Merkel: „Es ist nicht gottgegeben, dass wir noch in zehn Jahren die besten Autos der Welt bauen.“

In Strasburg sprach sie sich dafür aus, wieder mehr staatliche Institutionen in ländlichen Regionen anzusiedeln. Das sei nötig, um gleichwertigere Lebensverhältnisse herzustellen, sagte sie vor rund 1000 Zuhörern. Derzeit seien die Lebensbedingungen so unterschiedlich wie noch nie: „In Großstädten finden sie keine Wohnung mehr, in ländlichen Regionen finden sie keinen Arzt.“ (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion