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Ein schwieriger Besuch

Merz: Deutschland steht immer an der Seite Israels

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. In Jad Vashem bekennt sich Budneskanzler Merz zu dauerhafter deutscher Verantwortung für Israel.

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Der Besuch des Kanzlers in Israel gilt als wichtig aber auch schwierig.

Foto: Michael Kappeler/dpa

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Zum Auftakt seines ersten Israel-Besuchs als Bundeskanzler hat Friedrich Merz die besondere Verantwortung Deutschlands für das Existenzrecht des jüdischen Staates bekräftigt.
„Wir werden immer an der Seite dieses Landes stehen“, sagte er bei einem Treffen mit dem israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog in Jerusalem. „Ich weiß um die Verpflichtung, die jeder Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland in diesem Land hat.“
Es bleibe für ihn persönlich ein Wunder, dass nach den Verbrechen des Holocaust die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel bis heute so aufgebaut und vertieft werden konnte. Die deutsche Solidarität mit Israel gelte nun insbesondere auch „nach dem schrecklichen Massaker“ der Hamas am 7. Oktober 2023.

Kanzler spricht „Dilemmata“ in den Beziehungen an

Merz betonte auch, dass er zu einer Zeit nach Israel komme, die „komplizierter kaum sein könnte“. Das Vorgehen der israelischen Armee im Gaza-Krieg habe Deutschland „vor einige Dilemmata gestellt“.
Auf die habe man reagiert, sagte er offenbar auch mit Blick auf die vorübergehende Einschränkung von Rüstungsexporten nach Israel, die inzwischen wieder zurückgenommen wurde.
Der Kanzler betonte, „dass wir bis heute im Grundsatz keinerlei Differenzen haben“. Israel habe das Recht, sich selbst zu verteidigen, es sei die Hamas gewesen, die den Krieg begonnen habe. Wenn sie ihre Waffen niederlege, sei der Krieg beendet.
„Dann gibt es eine Zukunft für die Region, gibt es eine Zukunft auch für Gaza.“ Er bekräftigte das Ziel einer Zweistaatenlösung in Nahost.
Der Besuch des Kanzlers in Israel gilt als wichtig aber auch schwierig.

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (l) trifft sich am 6. Dezember 2025 mit Israels Präsident Isaac Herzog in dessen Residenz in Jerusalem.

Foto: Abir Sultan/POOL/AFP via Getty Images

Herzog spricht von „neuem Horizont“ für Menschen in der Region

Israels Präsident Herzog drückte die Hoffnung aus, dass der Gaza-Plan von US-Präsident Donald Trump einen neuen Horizont für die Menschen in Gaza und Israel sowie für die arabischen Nachbarstaaten eröffnet. Deutschland könne dabei eine wichtige Rolle spielen.
Zur gerade erst erfolgten Stationierung des Raketenabwehrsystems Arrow 3 in Deutschland sagte Herzog: „Dass Deutschland in Europa mit einem israelischen Produkt verteidigt wird, ist einzigartig und sehr bewegend und wichtig.“

Deutsch-israelische Freundschaft „ein großer Schatz“

In das Gästebuch im Präsidentenamt in Jerusalem schrieb Merz: „Die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel ist ein großer Schatz.“ Acht Jahrzehnte nach der Shoah bleibe es „unsere Verantwortung, das Band zwischen unseren Ländern von Generation zu Generation neu zu stärken“.
Merz schrieb weiter: „Aus tiefer Überzeugung bin ich bereit, gemeinsam mit Ihnen meinen Teil zu dieser Verantwortung zu leisten.“ Für die enge Verbundenheit mit Präsident Herzog sei er „zutiefst dankbar“.
Am Sonntag trifft Merz Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Zunächst besucht er die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem – ein Programmpunkt, der zu jedem Antrittsbesuch eines deutschen Kanzlers in Israel gehört.

Dauerhafte deutsche Verantwortung

Bei dem Besuch von Jad Vashem in Jerusalem hat sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu der dauerhaften deutschen Verantwortung für Israel bekannt. „Hier in Jad Vashem ist mit Händen zu greifen, welche bleibende historische Verantwortung Deutschland trägt“, schrieb Merz am Sonntag in das Gästebuch der zentralen Gedenkstätte.
„Deutschland muss für die Existenz und die Sicherheit Israels einstehen. Das gehört zum unveränderlichen Wesenskern unserer Beziehungen, und zwar für immer.“
Er verneige sich „vor den sechs Millionen Männern, Frauen und Kindern aus ganz Europa, die von Deutschen ermordet wurden, weil sie Juden waren“, schrieb der Kanzler. „Wir werden die Erinnerung lebendig halten an das furchtbare Verbrechen der Shoa, das Deutsche am jüdischen Volk begangen haben.“
Die 1953 gegründete Gedenkstätte Jad Vashem dient der Erinnerung, Forschung, Dokumentation und Bildung mit Bezug auf den Holocaust. Die Stätte bewahrt Millionen von Namen und Dokumenten auf, um die Erinnerung lebendig zu halten und zukünftige Generationen über die Verbrechen des Holocaust aufzuklären. Derzeit bereitet Jad Vashem die Einrichtung eines Holocaust-Bildungszentrums in Deutschland vor.

Netanjahu und der internationale Haftbefehl

Später wird sich Merz mit freigelassenen Geiseln der Hamas treffen sowie Hinterbliebenen von Geiseln, die in Gefangenschaft getötet wurden oder umgekommen sind.
Die vielleicht schwierigste Frage für Merz wird sein, ob Netanjahu trotz eines internationalen Haftbefehls in Deutschland willkommen wäre. Noch kurz nach seinem Amtsantritt hatte der Kanzler seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, ihm einen Besuch zu ermöglichen.
„Grundsätzlich muss ein israelischer Premierminister nach Deutschland reisen können“, sagte er Mitte Mai. „Er ist ein demokratisch gewählter Ministerpräsident der einzigen Demokratie der gesamten Region. Dieser Ministerpräsident muss grundsätzlich nach Deutschland reisen können. Wie wir das ermöglichen, wenn es denn geplant werden sollte, darüber werden wir Sie dann rechtzeitig informieren.“ (dpa/ks)

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