Messer-Attacke an Grundschule: Siebenjähriger sticht Lehrerin in den Bauch

Ein zu Gewalttat neigender Siebenjähriger sticht seiner Lehrerin mit einem Messer in den Bauch – Polizei und Behörden bagatellisierten den Fall. Die Betroffene sagt: „Ich leide noch heute unter dem Angriff und finde es schlimm, dass das so verharmlost wird."
Titelbild
Gewalt an Schulen in Deutschland (Symbolbild).Foto: MARCEL KUSCH | AFP | Getty Images
Epoch Times19. März 2018

Ein siebenjähriger Junge sticht seiner Lehrerin mit einem Messer in den Bauch. Dies geschah am 6. März an einer Grundschule in Nimburg (Baden-Württemberg). Der Junge war schon früher auffällig geworden und alle Lehrer in der Schule kannten seine Neigung zur Gewalt.

Daraufhin wurde ein Brief an das Schulamt in Freiburg geschickt, mit der Bitte, den Jungen in eine passenden Einrichtung zu geben – doch es passierte nichts.

Wir haben versucht, die Dramatik herunterzustufen, die letztendlich gar nicht vorhanden war“, sagte ein Polizeisprecher der „Badischen Zeitung“ (BZ) über den Vorfall.

Auch das Schulamt, der Bürgermeister und das Jugendamt hatten den Vorfall als nicht so dramatisch eingestuft. Der Junge habe die Lehrerin leicht mit dem Obstmesser verletzt, heißt es.

Lehrerin meldet sich zum ersten Mal seit dem Vorfall zu Wort

Doch die verletzte Lehrerin sieht das etwas anders. Sie meldete sich nun bei der „Bild“ zu Wort.

Ich leide noch heute unter dem Angriff und finde es schlimm, dass das so verharmlost wird“, sagte sie.

Sabine T. (54, Name wurde geändert) ist Mitglied der Lehrergewerkschaft GEW. Der Junge sei schon in der Kita auffällig gewesen, meinte sie.

Und weiter: „Bereits in der ersten Klasse wurde ein Antrag gestellt, dass er in eine andere Schule kommt. Nichts ist passiert.“

Dann wurde Ende Januar ein Brief an das Freiburger Schulamt geschickt. In diesem Schreiben wurde dem Schulamt mitgeteilt, dass ein Lehrer nicht mehr für die Sicherheit seiner Schüler garantieren könne. Denn der Junge sei aufgrund der täglichen Vorfälle – Beißen und Schlagen von Mitschülern und Lehrern, Werfen von Stühlen – nicht berechenbar und schwer zu kontrollieren, heißt es in der „Bild“.

Auch seien Eltern wegen des Schülers über die Sicherheit ihrer Kinder besorgt gewesen. Denn der Junge sei bereits eineinhalb Jahre in der falschen Eirichtung, und wenn er in der richtigen Einrichtung wäre, hätte bereits sehr viel für ihn getan werden können, heißt es im Brief weiter.

Doch daraufhin passierte wieder nichts.

Junge wiederholt gewalttätig

Sabine T. beschreibt der „Bild“, wie die Attacke abgelaufen ist: Der Junge habe wiederholt den Unterricht gestört und da habe sie ihn auf den Flur gesetzt. Später habe sie nach ihm gesehen und da habe er plötzlich ein Messer (ca. 9-cm-Klinge) in der Hand gehalten – was offenbar aus der Bastelecke stammte.

Ich sagte, er solle es mir geben. Ich hatte Angst, dass er andere Kinder verletzt.“ Dann wollte sie ihm das Messer abnehmen – und er stach zu.

Sie musste sich im Klinikum operiert lassen – die Wunde konnte behandelt werden, doch die Angst blieb. „Ich bekomme Panikattacken, wenn ich an die Schule denke“, sagt die Lehrerin, die seit dem Vorfall zu Hause ist. Auch wünsche sie sich, dass der Junge entsprechende Hilfe bekommt.

Bürgermeister und Kommunen melden sich zum Vorfall – Schulamt ist nicht erreichbar

Der Bürgermeister von Teningen-Nimburg, Heinz-Rudolf Hagenacker, sagte zu dem Vorfall: „Ich wehre mich entschieden dagegen, dass ein siebenjähriges Kind, das offensichtlich Schwierigkeiten in der Schule hat, stigmatisiert wird“.

Er kenne den Fall seit Dienstag und davor sei ihm der Junge nicht bekannt gewesen. Weiter verwies er auf das Jugendamt und die Schulsozialarbeit für die Aufarbeitung des Vorfalls, wie die „Bild“ weiter berichtete.

Sozialdezernentin des Landkreises, Ulrike Kleinknecht-Strähle, sprach von einem bedauerlichen Vorfall für alle Beteiligten. Das Jugendamt stehe mit dem Schulamt in Kontakt und werde mit den Eltern des Jungen und mit der Schule Gespräche führen, so Kleinknecht-Strähle.

Ich rate zur Besonnenheit. Es ist ein Kind, ein siebenjähriges Kind“, sagte sie zur „BZ“.

Auch nehme das Jugendamt seine Rolle wahr, um diese Sache aufzuarbeiten und eine Lösung zu finden, fügte sie hinzu.

Der Pressesprecher des Regierungspräsidiums, Markus Adler, sagte, dass generell für derartige Fälle Schulpsychologen zur Verfügung stünden. Doch ob deren Einsatz nötig sei oder nicht, sei die Entscheidung der Schule. Ob in diesem Fall Psychologen beauftragt worden seien, dazu gebe das Schulamt keinerlei Auskunft, so die „BZ“.

Zudem war das zuständige Schulamt Freiburg, laut „Bild“, weder per Telefon noch per E-Mail für eine Stellungnahme erreichbar. (vm)

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