Montabaur: Syrischer „Harem“ trifft auf deutsche Dorflandschaft – eine Großfamilie mit 4 Frauen und 23 Kindern kommt

Was passiert, wenn eine syrische Großfamilie, bestehend aus einem Ehemann, vier Ehefrauen und 23 Kindern in einem ländlichen Gebiet im Westerwald zwischen Frankfurt und Bonn angesiedelt wird? Als erstes zerlegte die Bürokratie die Familie in mehrere Teile, was nicht ohne Spannungen blieb ...
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Symbolbild Foto:Foto: Armin Weigel/dpa
Von 14. September 2016

Eigentlich würden sich die meisten Flüchtlinge in der Region unauffällig verhalten und sich um Integration bemühen, berichteten die Behörden und die ehrenamtlichen Helfer in Montabaur übereinstimmend. Doch gebe es auch Menschen, die mit der neuen Kultur so ihre Probleme hätten, eine muslimische Großfamilie aus Syrien zum Beispiel, wie die „Rhein-Zeitung“ berichtete.

Demnach sei eine traditionelle syrische Großfamilie, der Familienvater mit seinen vier Ehefrauen und 23 Kindern im vergangenen Jahr aus der Türkei eingereist. Zuvor habe die Familie in Syrien auf mehrere Städte verteilt gelebt, wo der vermögende Geschäftsmann jeder Frau ein Haus und Bedienstete zur Verfügung gestellt habe.

Entgegen den deutschen Sozialgesetzen, muss eine Familie in den arabischen Ländern sich selbst finanzieren, weshalb sich nicht jeder einen solchen „Harem“ leisten kann, den es auch zu versorgen gilt.

Wie die „RZ“ erklärt, erlaube der Koran einem Mann die Ehe mit bis zu vier Frauen und weitere Geliebte, was bei progressiven Muslimen allerdings umstritten sei.

Welcome Germany – Welcome Bürokratie

Mit einer solchen Großfamilie konnten die deutschen Behörden offenbar erst einmal nichts anfangen:

Eine sogenannte Bedarfsgemeinschaft nach Sozialhilferecht sehe kein solches Familienmodell vor, berichtete die „RZ“ weiter. Deshalb seien die Flüchtlinge auf mehrere Kommunen verteilt worden. Der Mann habe sich entscheiden müssen, mit welcher seiner Frauen er eine Bedarfsgemeinschaft bilden wolle. Doch allein dies habe schon innerfamiliäre Konflikte ausgelöst.

Zurzeit würden zwei der Frauen mit ihren Kindern in der Nähe von Koblenz leben, etwa 25 Kilometer von Montabaur entfernt. Der Mann mit den anderen beiden Frauen und etwa die Hälfte der Kinder seien in der Verbandsgemeinde Montabaur untergebracht worden.

Anpassungsschwierigkeiten …

In den angemieteten Wohnungen in Ruppach-Goldhausen (1.181 Einwohner) und Welschneudorf (956 Einwohner) soll es über den Sommer hinweg immer wieder zu Konflikten gekommen sein. Wie die „Rhein-Zeitung“ erfuhr, hätten männliche Jugendliche mehrmals die Einrichtungsgegenstände zerstört.

Auch die beiden Frauen, zu Anfang in einer gemeinsamen Wohnung untergebracht, hätten sich derart häufig gestritten, dass sie getrennt werden mussten. Zeugen hätten zudem berichtet, dass die Frauen gelegentlich im Keller eingesperrt wurden. Die halbwüchsigen Söhne hätten zudem versucht, die Mädchen am Schulbesuch zu hindern.

… und die lieben Nachbarn

Die Nachbarn hätten sich immer wieder über nächtliche Ruhestörungen und über abgestellte Fahrräder vor den Garagen oder auf der Straße beschwert. Auch sei ihnen aufgefallen, dass in der Wohnung in Welchneudorf ständig deutlich mehr Menschen als die sechs Bewohner gewesen seien sollen. Ob es sich dabei um die Geschwister aus dem rund 15 Kilometer entfernten Ruppach-Goldhausen oder andere Flüchtlinge gehandelt habe, ging aus dem Artikel nicht hervor.

Probleme habe es vor allem mit einem 16-Jährigen gegeben, von dem sich die Bürger in Welschneudorf bedroht gefühlt hätten. Der Jugendliche habe sogar Mitarbeiter der Verwaltung in der Wohnung körperlich angegriffen, hieß es.

Inzwischen habe die Verbandsgemeinde reagiert und die Familie in eine belebtere Gegend umgesiedelt. Man habe eingesehen, dass die Unterbringung in einem kleinen Ort wie Welschneudorf nicht ideal gewesen sei, so Fachbereichsleiter Guido Göbel von der Montabaurer Verbandsgemeindeverwaltung.

Erste Fortschritte der Integration

Inzwischen seien laut Göbel auch bei der Intregration erste Fortschritte gemacht worden: Die Schulpflicht für Mädchen und Jungen konnte erläutert und durchgesetzt werden. Die Familie werde von ehrenamtlichen Helfern betreut, die ihnen das Leben in Deutschland erklären würden, damit die Integration in die hiesige Gesellschaft gelinge.

Die Betreuung der Großfamilie sei recht schwierig, gab der Fachbereichsleiter zu, aber ein derart drastischer Fall sei die Ausnahme, ihm sei kein weiterer Fall einer Großfamilie mit vier Frauen und mehr als 20 Kindern im Westerwaldkreis bekannt. Bei den meisten der rund 400 Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde Montabaur laufe die Betreuung weitgehend unproblematisch und geräuschlos, so der Fachmann.

Durch den wohl noch länger andauernden Bürgerkrieg in Syrien sei eine baldige Rückkehr der Familie in ihre alte Heimat wohl auf lange Zeit ausgeschlossen, glaubt Guido Göbel. (sm)



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