Mord im Krankenhaus: Patiententenschützer fordern Anlaufstelle bei Verdachtsfällen

"Es wird Zeit, dass in allen Ländern endlich Schwerpunktstaatsanwaltschaften und zentrale Ermittlungsgruppen für Delikte in Pflege und Medizin eingerichtet werden", forderte Vorstand Eugen Brysch.
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Nötig sei eine "offene Fehlerkultur" in Kliniken und Heimen, sagte Vorstand Eugen Brysch am Samstag.Foto: Oliver Berg/Illustration/dpa
Epoch Times31. August 2019

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat angesichts von fünf mutmaßlichen Morden eines Krankenpflegers im Saarland Konsequenzen gefordert. Nötig sei eine „offene Fehlerkultur“ in Kliniken und Heimen, sagte Vorstand Eugen Brysch am Samstag. Für alle 2.000 Krankenhäuser und 14.500 Pflegeheime in Deutschland brauche es zudem eine unabhängige und externe Anlaufstelle, bei der anonyme Hinweisgeber verdächtige Vorkommnisse melden können.

Weiter sei eine lückenlose, standardisierte und elektronische Kontrolle der Medikamentenabgabe notwendig. Auch seien amtsärztliche, qualifizierte Leichenschauen verbindlich vorzuschreiben. „Es wird Zeit, dass in allen Ländern endlich Schwerpunktstaatsanwaltschaften und zentrale Ermittlungsgruppen für Delikte in Pflege und Medizin eingerichtet werden“, forderte Brysch. Die Schwächsten in der Gesellschaft müssten geschützt werden.

Der Stiftungsvorstand betonte gleichzeitig, dass Tötungsfälle in Krankenhäusern und Pflegeheimen Ausnahmen seien. Ursachen dafür seien oft niedere Motive wie Machtphantasien, Eigensucht und Selbstüberschätzung. Nirgendwo sei Morden allerdings auch so einfach wie in der Pflege.

Mord an fünf Schwerstkranken

Im Saarland soll der Krankenpfleger in einer Klinik in Völklingen fünf schwerstkranke Patienten getötet haben. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ermittelt wegen fünf Morden und zwei versuchten Morden gegen den Mann, der derzeit eine Haftstrafe wegen Betrugsdelikten verbüßt. Er wird verdächtigt, Patienten mit Medikamenten in lebensbedrohliche Zustände versetzt zu haben, um sie dann wiederzubeleben.

Der Mann war laut Staatsanwaltschaft von Januar 2015 bis März 2016 an der Klinik in Völklingen beschäftigt, danach von Anfang Mai bis Mitte Juni 2016 kurzzeitig am Universitätskrankenhaus Homburg.

Der Fall erinnert an den Krankenpfleger Niels Högel, der wegen der Tötung von insgesamt 91 Intensivpatienten an zwei Krankenhäusern in Niedersachsen eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes verbüßt. Er hatte zwischen 2000 und 2005 massenhaft Patienten eigenmächtig Medikamente verabreicht, um lebensbedrohliche Zustände auszulösen und die Patienten anschließend wiederzubeleben. Viele Opfer starben dabei. Die Vorwürfe gegen Högel kamen erst nach und nach und teilweise mit jahrelanger Verzögerung ans Licht. (afp/sua)



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