München: NpS-Drogenring aufgeflogen – „Toller Schlag gegen Organisierte Kriminalität“ (Innenminister Herrmann) + Pressekonferenz

Allein in Bayern starben fast 80 Menschen zwischen 2016 und 2017 an NpS - Neue psychoaktive Substanzen. Nun flog in München ein Dealer-Netzwerk dieser synthetischen Drogen auf, das tonnenweise diese gefährlichen Substanzen vertrieb.
Titelbild
Foto: LKA Bayern
Epoch Times16. März 2019

„Ein toller Schlag gegen Organisierte Kriminalität“, nannte es am Mittwoch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), als die Dealergruppe mit Beteiligten im Alter von 20 bis 68 Jahren um den Münchener Drogenbaron Christoph S. (32) aufflog.

Doch die Ermittlungen zu dem Fall begannen bereits vor zwei Jahren: Als einer Frau im März 2017 vier Pakete mit merkwürdig stechender Geruch auffielen, konnte sie nicht ahnen, worauf sie da gestoßen war. Die Mitarbeiterin eines Paketshops in Reichshof  in Nordrhein-Westfalen sprach den Abholer darauf an, drohte mit der Polizei. Der Mann flüchtete ohne die Ware.

In den Paketen und einem etwa zur selben Zeit in Wuppertal nicht abgeholtem Paket fand die Polizei 87 Kilogramm NpS, „Neue psychoaktive Stoffe“, synthetische Drogen mit einem Straßenwert von 700.000 Euro.

Auffallend bei den Paketen war der gemeinsame Absender aus dem mittelfränkischen Kreis Ansbach, worauf die Kriminalpolizeiinspektion und die Staatsanwaltschaft Ansbach die Ermittlungen übernahm. Als die Dimension des Falls klar wurde, stieg zudem das Bayerische Landeskriminalamt mit ein, die Ermittlungsgruppe „Speer“ wurde gegründet.

Luxus in München

Bald schon kam man dem Absender auf die Spur, einem Mann in München, der dort ein luxuriöses Leben  führte und die Drogen in extra dafür angemieteten Wohnungen herstellte. Der Polizei gegenüber gab er an, monatlich etwa 60.000 Euro mit der Produktion von NpS zu verdienen: „Demnach hat er von März 2017 bis zu seiner Festnahme im März 2018 mehr als eine Million Euro umgesetzt“, so die Polizei.

Ermittler aus Ansbach und München hatten den Produzenten zudem bereits lange vor seiner Festnahme überwacht und so ein ganzes Netzwerk aufgedeckt.“

(Polizei Bayern)

Tonnen an Drogen über Online-Shops

Die unauffällig als „Kräutermischungen“ in mehr als 30 Online-Shops verkauften bunten 3-Gramm-Packungen der gefährlichen künstlichen Drogen wurden mindestens zum Preis von 25 Euro pro Packung verkauft, bar, per Nachnahme an der Haustür.

Auf diese Weise wurden nachweislich von November 2016 bis März 2018 über 1,2 Tonnen NpS an über 20.000 Kunden verkauft. Umsatz: mehr als 10 Millionen Euro.“

(Polizei Bayern)

Dabei gab es sogar einen Kundenservice mit Hotline.

Ermittlungen gegen 42 Personen

Die Finanzagenten der Drogengruppe verbuchten das Geld auf über 100 Konten, um es zu waschen. Die Polizei nannte als Beispiel ein Konto, auf dem in nur fünf Monaten über 10.000 Kontobewegungen verzeichnet wurden.

Für ihren „Job“ erhielten die Finanzagenten bis zu zehn Prozent der Kontobewegungen „oder aber einen Fixbetrag von bis zu 5.000 Euro pro Monat“.

Wie das Landeskriminalamt Bayern weiter mitteilt, laufen Ermittlungen gegen 42 Personen, von denen sich lediglich fünf noch in Untersuchungshaft befinden.

Die Beamten stellten „107 Kilogramm Kräutermischungen, 31 Kilogramm Fake-Hash und sechs Liter E-Liquids“ sicher.

Lebensgefährliche NpS

An den Folgen von NpS-Konsum starben allein in Bayern 77 Menschen in den Jahren 2016/2017.

„Das Zeug ist lebensgefährlich“, bestätigte Michael Uhl, Leiter des Sachgebiets Chemie beim Landeskriminalamt der „Abendzeitung“ gegenüber: „Der Konsum ist wie toxisches Roulette“. Drogenbaron Christoph S. nahm das Zeug nie selbst: „So dumm bin ich nicht“, hatte er im Verhör zugegeben. Er saß bereits wegen Drogengeschäften zweieinhalb Jahre im Gefängnis. Nun drohen ihm weitere 15 Jahre Haft.

Wie die „AZ“ schreibt, sei die Basis der Drogen Damiana, ein in der Naturheilkunde als harmlos bekanntes und überall problemlos bestellbares Kraut. Diese dient jedoch nur als Trägersubstanz für die psychoaktiven Stoffe, die meist aus dem kommunistischen China stammen.

Neue psychoaktive Stoffe (NpS) – das sind neue chemisch hergestellte, berauschende Wirkstoffe,  die den Rauschgiftmarkt in den letzten Jahren regelrecht überflutet haben.“

(LKA Bayern)

Da es dagegen noch keine international einheitlichen Gesetze gibt, ein Wirkstoff könne in Deutschland verboten, in Spanien jedoch legal sein oder umgekehrt, floriert der Handel mit den bunten, den „Anschein, harmlos und legal zu sein“ erweckenden Packungen über Staatsgrenzen hinweg im Internet.

Dabei kennt der Konsument weder die Inhaltsstoffe, noch die verwendeten Dosierungen, infolge dessen auch nicht die Wirkung. „In zu hoher Dosierung sind Todesfälle keine Seltenheit. Nebenwirkungen, wie Herz-Kreislauf-Probleme, Kreislaufkollaps, Bewusstlosigkeit, Psychosen und Panikattacken sind möglich“, schildert die Polizei die möglichen Wirkungen.

Auch über Langzeitwirkungen von synthetischen Cannabinoiden, die wesentlich stärker als das natürliche und herkömmliche Cannabis sind, gibt es bisher keine Studien. Auch im aktuellen Fahndungsfall wurden derartige Drogen produziert und verkauft. (sm)

Pressekonferenz vom Donnerstag, 14. März 2019

 



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