Nach heftiger Kritik: SPD Bielefeld lenkt ein – nun doch Gedenkplatz-Benennung nach Afghanistan-Held
Heftiger Gegenwind hat etwas bewirkt: Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) bedauert in einer persönlichen Stellungnahme die Entscheidung der Bezirksvertretung Brackwede, der Benennung eines Platzes nach dem in Afghanistan gefallenen Bundeswehrsoldaten Augustyniak nicht zuzustimmen.

An einer Gedenkstätte für gefallene Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Symbolbild.
Foto: Steffen Kugler/Bundesregierung-Pool via Getty Images
Heftige Kritik von Medien und Internetusern veranlasste die SPD Bielefeld, ihren Widerstand zu überdenken. Wie einer Pressemitteilung zu entnehmen ist, will man sich nun doch für die entsprechende Benennung des Gedenkplatzes aussprechen.
„Wir werden unseren Beschluss überdenken und empfehlen unserer neuen Fraktion und der neuen Bezirksvertretung den Gedenkplatz für Martin Augustyniak auch offiziell nach ihm zu benennen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Man sei aus rationalen politischen Erwägungen zu dem Abstimmungsverhalten in dieser Frage gekommen.
„Uns trieb und treibt die Sorge um, dass dieser Platz dann nicht allein dem Gedenken von Martin Augustyniak dient, sondern politisch missbraucht wird. Dafür entschuldigen wir uns.“ Selbstverständlich erkenne die SPD Brackwede die Leistung aller Soldaten an, die sich für Frieden und Menschenrechte einsetzten. Man sei sich nicht bewusst gewesen, viele Gefühle verletzt zu haben.
Mutter und Freunde hatten jahrelang für den Gedenkplatz gekämpft
Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, sollte am Donnerstag (20.8.) im Stadtrat der Weg frei gemacht werden für den „Martin-Augustyniak-Platz“, nachdem dort bereits eine Bank mit Gedenkaufschrift aufgestellt worden war. Der Aufwand für die Umbenennung wäre gering, es gibt keine Anrainer, die ihre Adresse ändern müssten, hieß es. Martins Mutter Ursula und seine Freunde hatten jahrelang dafür gekämpft. Doch plötzlich lenkten die Genossen der SPD ein: Sie wollten keinen Heldengedenkplatz!
Der Soldat starb zusammen mit zwei Kameraden am 2. April 2010 bei Kanduz in Afghanistan. Er hatte zuerst einen verletzten Kameraden aus dem Kugelhagel gerettet und wurde kurz darauf selbst von einer Taliban-Bombe getötet.
Augustyniak, hinterließ einen dreijährigen Sohn. Er wurde gemeinsam mit den zwei anderen gefallenen Bundeswehrsoldaten posthum mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit ausgezeichnet. Im „Wald der Erinnerung“ des Ehrenhains Kundus wird der Opfer des Hinterhalts vom April 2010 gedacht.
SPD bereitet offenbar Bündnis mit den Linken vor
Heftige Kritik gab es auch vonseiten anderer Parteien und Wählergemeinschaften in Bielefeld. „Die SPD blamiert sich und ganz Bielefeld“, zitiert das „Westfalen-Blatt“ die BfB (Freie Wählergemeinschaft) aus einer Stellungnahme. Man sehe in dem Kehrtschwenk einen Linksdruck und Linksruck.
SPD-Fraktionschef Hans-Werner Plaßman setzte dem entgegen, dass die aktuellen Enthüllungen über Neonazis bei der Bundeswehr beim SPD-Sinneswandel eine Rolle gespielt hätten.
In der Bezirksvertretung vermutet man allerdings ähnliche Motive wie in der BfB, wie einem weiteren „Bild“ – Bericht zu entnehmen ist. Die SPD bereite ein Bündnis mit der Linken vor, sie wolle die SED-Erben kurz vor der Kommunalwahl in NRW (13. September) nicht verärgern, heißt es.
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