Nach „Missbilligung“: Bild-Online-Chef nennt Presserat „Handlanger der Kreml-Propaganda“

Für den Deutschen Presserat ist Bild.de-Chef Julian Reichelt zu weit gegangen, als er sein Medium im Februar titeln ließ “Putin und Assad bomben weiter”. Einseitige Berichterstattung lautet der Vorwurf. Reichelt findet das eine “schändliche Entscheidung” des Presserates.
Titelbild
Bild-Online-Chefredakteur Julian Reichelt.Foto: YouTube-Screenshot turi2tv
Epoch Times20. Juni 2016

Unabhängige Berichterstattung deutscher Medien im Syrienkrieg: Fehlanzeige? Einen Verstoß gegen die journalistische Sorgfaltspflicht sah der Deutsche Presserat darin, dass Bild.de-Chefredakteur Julian Reichelt seinen Kollegen Julian Röpcke im Februar schreiben ließ: “Putin und Assad bomben weiter”.

Eine “Missbilligung” vom Presserat dieser Art ist für Bild keine Seltenheit. Reichelt twitterte sogleich: “Der Presserat als Schutzpatron für Putins mörderischen Bombenkrieg in Syrien. Schändliche Entscheidung!” Den Presserat nannte er den “Handlanger der Kreml-Propaganda”.

Was Bild berichtete

Nur wenige Stunden nach der nächtlichen Einigung auf eine Feuerpause in Syrien hätten "Bild" zufolge Putin und Assad bewiesen, dass es einmal mehr bei Lippenbekenntnissen bleibe. Das wahllose Töten von Zivilisten durch die Luftwaffen beider Männer gehe weiter. Schon am Morgen nach dem Übereinkommen hätten Aktivisten in Syrien von schweren russischen Luftschlägen in der Provinz Homs berichtet. „Ab 5:30 griffen russische Flugzeuge uns mit über 20 Vakuum-Bomben an“, sagte Aktivist Firas Al Said aus der Stadt Talbisah gegenüber „Bild“.

Das sagt der Presserat

„Tatsächlich führten auch die USA weiterhin Bombardements durch“, bemängelt der Presserat. Der Bild-Bericht erwecke wahrheitswidrig den Eindruck, der Waffenstillstand sei nur einseitig gebrochen worden und nur eine Seite für Verstöße verantwortlich.

Der Presserat führt dieses Argument aber viel später an. Er hält sich in erster Linie an schwammigen Formulierungen zum Ende der Waffenruhe auf, die zu hochtrabender Publicity führen. Das Auswärtige Amt habe am 12.02.2016 – etwa zehn Stunden vor der Veröffentlichung des Artikels – gesagt: „Zweitens soll es ‚innerhalb von wenigen Tagen‘ zu einer Reduzierung der Gewalt kommen und sogar das Einstellen der Kampfhandlungen erzielt werden“. So zitiert es der Presserat in seiner Rüge.

Von einer Einigung auf eine Reduzierung der Gewalt war im Februar bei der gängigen Berichterstattung über die Münchner Sicherheitskonferenz die Rede, etwa in „ZEIT“.

Der Presserat stützt sich auf solche Medien, deren Berichterstattung ergeben habe, man habe sich auf ein Ende der Kampfhandlungen binnen einer Woche geeinigt. Ein normal befähigter Leser werde dem Bild-Bericht aber entnehmen, dass sogleich weiter bombardiert wurde.

Cicero: Für beide Seiten "peinlich"

Im jüngsten Fall zur Syrien-Berichterstattung von Bild Online gebe der Deutsche Presserat kein gutes Bild ab, meint dazu "Cicero". Da verharmlose der Presserat Bomben und Gräueltaten von Putin und Assad als „kritikwürdig“.

Bild kommt auch nicht gut weg. Nicht nur der Presserat sei "peinlich", auch Reichelts Gegenschlag "Handlanger des Kremls", so "Cicero". (kf)

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