Nach Nazi-Vorwurf: Höcke bricht Interview mit ZDF-Redakteur ab – „Ich bin auch nur ein Mensch“

Epoch Times16. September 2019

Der AfD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Thüringen, Björn Höcke, brach nach zehn Minuten ein Interview mit dem ZDF ab – nachdem nicht wie im Vorfeld vereinbart – landespolitische Fragen gestellt wurden, sondern der Fernsehsender ihn um angebliche Ähnlichkeiten zu „NS-Rhetorik“ in seiner Wortwahl befragte.

In einem Beitrag, der sich auf dieses Interview bezog und am Sonntagabend in der Sendung „Berlin direkt“ ausgestrahlt wurde, befragte das ZDF im Vorfeld mehrere AfD-Politiker zu vereinzelten Zitaten aus Höckes Buch. Die Aussagen der Politiker wurden zu Beginn des Interviews eingespielt und von ZDF-Moderator David Gebhard kommentiert:

Genau, Herr Höcke, Ihre eigenen Leute können jetzt da nicht sagen, ob das noch Höcke oder schon Hitler ist. Was sagt das über Ihre Sprache aus?

Das sagt vor allen Dingen, dass die meisten mein Buch gar nicht gelesen haben, wie sie ja selbst deutlich artikuliert haben“, antwortete Höcke.

Und das ist eigentlich schade, weil ich natürlich mit diesem Buch auch etwas bezweckt haben wollte, mein Denken niederlegen wollte, eine Analyse der Lage dieses Landes anfertigen, so wie ich die Lage eben sehe.“

AfD-Politiker reagierten distanziert auf das ZDF

Die meisten AfD-Politiker reagierten distanziert auf die Frage des ZDF. Sie hätten weder „Mein Kampf“ noch das Buch von Höcke gelesen und könnten sich deshalb nicht zur Frage äußern. Lediglich der AfD-Politiker Jens Maier vermutete, dass das Zitat aus „Mein Kampf“ sei.

Höcke nahm das Bespiel des ZDFs zum Anlass, die Sprachzensur im Sinne der „politischen Korrektheit“ zu kritisieren. „Wir haben eine Tendenz in diesem Lande, die Sprach- und Meinungskorridore immer weiter zu verengen“.

Sprache würde einem „zeitgeistigen Formalismus“ unterworfen, so dass viele Politiker keinen Mut mehr hätten, „sich originell zu äußern“ und eine Sprache zu verwenden, die „ins Poetische gehe“.

Und das tut unserer Demokratie nicht gut. Wenn 70 Prozent, über 70 Prozent der Bundesbürger in aktuellen Umfragen sagen, dass sie gewisse Themen in der Öffentlichkeit aus Sorge vor negativen Konsequenzen nicht mehr ansprechen, dann ist was faul in diesem Lande und was faul mit unserer Demokratie. Und das darf nicht sein.

Zu der Anschuldigung er würde in NS-Diktion sprechen, antwortet Höcke:

Also, dieses permanente Rekurrieren auf den NS ist etwas abwegig in dem Zusammenhang… Ja, was ist alles NS? Wer definiert, was NS ist? Ich glaube nicht, dass es eine allgemein gültige Definition dessen gibt, was NS-Diktion, was NS-Sprache ist… ich glaube keiner, der einen gewissen, auch wissenschaftlichen Anspruch hat, würde sich zutrauen, zu sagen, das ist jetzt NS-Sprache oder das ist die Sprache der Romantik oder das ist die Sprache der Aufklärung. Das wäre vermessen.“

Höckes Pressesprecher interveniert

Nach etwa zehn Minuten intervenierte Höckes Pressesprecher und sagte: „Ich würde sagen, das sollten wir einfach wiederholen. Das geht so nicht. Das geht so nicht. Sie haben jetzt Herrn Höcke mit Fragen konfrontiert, die ihn stark emotionalisiert haben. Diese Emotionen, glaube ich, sollte man so nicht im Fernsehen bringen.“

Höcke betonte, er sei gerne bereit, unangenehme Fragen zu beantworten, kritisierte aber das Vorgehen des ZDFs als „unseriös“. Das Vertrauen in die Absprache zwischen dem Sender und ihnen sei ernsthaft beschädigt. Das würde ernsthafte Konsequenzen  nach sich ziehen.

„Wissen Sie, wir leben doch in einer Lage, die sowieso schon polarisiert ist. Wollen Sie jetzt wirklich so ein Ding noch raus hauen? Ich meine, Sie sind doch als öffentlich-rechtlicher Sender auch stark in der Kritik. Sie spüren doch, wie grad in diesem Land auch was erodiert. Und wenn Sie jetzt dieses Spiel weiterspielen..“

Die Bitte des AfD-Sprechers um eine Wiederholung lehnte der ZDF-Redakteur ab:

Ich bin jetzt sechs Jahre in politischen Berichten. Ich habe noch nie ein Interview fürs Fernsehen wiederholt, weil irgendwann es hieß, es läuft nicht entsprechend, wie wir uns das vorstellen.“

Wiederholt verwies er auf die journalistische Freiheit mit dem Angebot, dass Interview bei Nichtgefallen zu beenden. Schließlich sagte Höcke: „Wir beenden das Interview.(…) Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird.“

Auf die Frage des ZDF, ob das eine Drohung sei, sagte Höcke:

Nein, das ist nur ’ne Aussage, weil auch ich nur ein Mensch bin.“

Auf die weitere Frage: „Was könnte kommen“, antwortete Höcke: „Vielleicht werde ich mal ’ne interessante persönliche, politische Person in diesem Land. Könnte doch sein.“

Das Interview wurde am vergangenen Mittwoch in Erfurt geführt. Das ZDF hat das komplette Interview und den Wortlaut online gestellt. (dpa/nh)



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