Nach Polizei-Anhörung in Köthen: Audio-Zeugin bringt ihre Aussage mit anderen Erkenntnissen in Einklang

Unter dem Druck der Öffentlichkeit geben die Behörden weitere Details bekannt. Doch klarer wird der Fall deswegen kaum. Wichtige Informationen zum Tathergang werden immer noch zurückgehalten.
Von 13. September 2018

Es sei nicht üblich, bei laufenden Ermittlungen in so kurzer Folge Wasserstandsmeldungen abzugeben, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau, Horst Nopens, am Mittwoch in Halle angesichts von Spekulationen und Vertuschungsvorwürfen im Todesfall Markus B. (22) in Köthen. Es scheine angezeigt, ein paar Dinge klarzustellen, so Nopens.

Zuletzt zweifelte der AfD-Abgeordnete Hannes Loth die offiziellen Angaben zur Todesursache öffentlich an und warf der Landesregierung Vertuschung vor. „Wenn die Landesregierung versucht, der Öffentlichkeit weiszumachen, der Tod des jungen Mannes sei nicht infolge dieser brutalen Attacke erfolgt und sein Herz habe allein aufgrund einer Vorerkrankung versagt, hält sie unsere Bürger offenbar für dumm.“

Gerichtsmediziner: „Versagensbereites Herz“

Erstmals meldete sich wegen der Spekulationen auch der Leiter der Gerichtsmedizin der Uni Halle, Professor Rüdiger Lessig, zu dem viel diskutierten Obduktionsergebnis zu Wort.

Markus B. sei eindeutig an einem Herzinfarkt gestorben, bekräftigte er frühere Angaben. Dieses Ergebnis werde auch durch die inzwischen erfolgte feingewebliche Untersuchung gestützt.

Der 22-Jährige habe seit seiner Geburt eine schwere Herzerkrankung gehabt und sei deswegen mehrfach operiert worden. Der Experte sprach in diesem Zusammenhang von einem „versagensbereiten Herzen“.

Es hätte bei ihm jederzeit zu einem Herzinfarkt kommen können.“

(Professor Lessig, Uni Halle)

Keine Hinweise auf „Erschlagen“

Anhaltspunkte dafür, dass der Mann zu Tode geschlagen oder getreten worden sein könnte, gibt es den Ermittlern zufolge nicht. Ob vor diesem Hintergrund überhaupt jemand strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden könnte, sei derzeit Teil der Ermittlungen, so Behördenleiter Nopens: „Diese Frage (..) haben wir im Blick.“

Der 22 Jahre alte Deutsche war in der Nacht zu Sonntag nach einem Streit zwischen ihm und einem Begleiter mit zwei afghanischen Staatsbürgern gestorben. Nach bisherigen Erkenntnissen habe er wohl bei einer Auseinandersetzung schlichtend eingreifen wollen, sagte Nopens.

Dem 22-Jährigen sei dann ins Gesicht geschlagen worden, daraufhin sei er zu Boden gestürzt. Weitere Ausführungen zum Tathergang machte Nopens jedoch nicht.

Die Audio-Zeugin

Über die Angaben einer Augenzeugin in einer Audio-Aussage sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft, dass diese bei der Anhörung durch die Polizei ihre Aussage „massiv relativiert“ habe. Weitere Angaben machte Nopens aber aus sogenannten ermittlungstaktischen Gründen nicht.

Die Zeugin hatte angegeben, dass die drei Männer Markus B. festgehalten und geschlagen hätten. Als er dann umgefallen sei, hätten sie „ausgeholt wie so beim Fußballspielen“ und dem 22-Jährigen „an den Kopf getreten und im Bauch noch mal rein“.

In einem Gespräch mit der Familie des 22-Jährigen berichtet die „Mitteldeutsche Zeitung“, dass eine Tochter der Freundin des Bruders von Markus B. durch das Fenster ihrer Wohnung nahe des Tatorts gehört habe, dass sich Leute in der Nachbarschaft prügeln. „Später rief jemand, dass er keine Luft mehr bekommt.“. Daraufhin seien die Freundin und der Bruder zu der Stelle hingerannt und hätten Markus B. am Boden liegend gefunden. Er lag in stabiler Seitenlage und eine Frau stand bei ihm, während sich ein „im Rettungsdienst ausgebildeter Passant“ um ihn kümmerte. Kurz darauf war auch schon die Polizei und der Rettungsdienst kam.

„Und er hatte da immer noch Puls und Atmung“, sagte die Freundin des Bruders. Dem Bericht zufolge habe sie sich über die Audio-Datei geärgert, „in der nicht alles stimmt“, da Markus noch gelebt habe. Es sei aber gesagt worden, dass es kritisch aussehe, als sich die Retter um ihn kümmerten.

Die Augenzeugin in der Audio-Aussage hatte Markus B. in die stabile Seitenlage gebracht. Sie gab an, dass sie keinen Puls mehr gespürt habe und der 22-Jährige blau angelaufen sei. Sie ging offenbar davon aus, dass er da bereits tot war, was möglicherweise nicht so war.

Nach Angaben des Leiters der Staatsanwaltschaft korrigierte sich die Augenzeugin, in welchen Punkten blieb offen. Nopens sagte lediglich, dass nun die Schilderungen besser mit anderen Erkenntnissen in Einklang zu bringen seien, so die „MZ“.

Weitere Details: Fehlanzeige

Auch weitere Details zum Tathergang und den Verletzungen des 22-Jährigen sowie mögliche Aussagen der beiden Tatverdächtigen ließ er offen.

Für die laufenden Zeugenvernehmungen sei es wichtig, dass die Befragten ihre eigenen Erinnerungen schilderten und nicht das, was sie m Netz oder in den Medien aufgeschnappt hätten, erklärte Nopens sein Schweigen dazu.



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