Nach Sturm „Herwart“: Havarierter Frachter mit 1.800 Tonnen Schweröl an Bord weiterhin in der Nordsee

Mindestens sieben Tote in Deutschland, Tschechien und Polen und ein havarierter Frachter in der Nordsee – so die Bilanz des Herbststurms "Herwart".
Epoch Times30. Oktober 2017

Mindestens sieben Tote in Deutschland, Tschechien und Polen und ein havarierter Frachter in der Nordsee: Die Auswirkungen des Herbststurms „Herwart“ haben auch am Montag die Rettungskräfte weiter in Atem gehalten. In Deutschland stieg die Zahl der Todesopfer auf drei, ein Mensch wurde weiter vermisst. Leichte Entspannung hingegen bei der Bahn: Am Montagnachmittag waren nach Unternehmensangaben die meisten Strecken wieder befahrbar.

Während des Sturms kamen in Mecklenburg-Vorpommern zwei Menschen durch ein Bootsunglück auf dem Peenestrom in Mecklenburg-Vorpommern ums Leben. Eine 48 Jahre alte Frau und ein 56 Jahre alter Mann erlagen im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen, wie die Polizei mitteilte. Ein 48-Jähriger, der sich ebenfalls an Bord des gekenterten Motorbootes befunden hatte, wurde auch am Montagnachmittag weiter vermisst.

Hochwasser auf dem Hamburger Fischmarkt. 29. Oktober 2017. Foto: DANIEL BOCKWOLDT/AFP/Getty Images

Zuvor war an der niedersächsischen Nordseeküste ein 63-jähriger Camper gestorben, der von einer Sturmflut überrascht worden war. In Tschechien und Polen kamen drei Männer und eine Frau durch umstürzende Bäume beziehungsweise bei sturmbedingten Verkehrsunfällen ums Leben.

Feuerwehrmänner schneiden ein Auto frei. 29. Oktober 2017, Crottendorf. Foto: BERND MARZ/AFP/Getty Images

Ein entwurzelter Baum in Hamburg. 29. Oktober 2017. Foto: CHRISTIAN CHARISIUS/AFP/Getty Images

Havarierter Frachter hat 1.800 Tonnen Schweröl an Bord

Nach der Havarie des Frachter „Glory Amsterdam“ in der stürmischen Nordsee arbeiteten Experten weiter mit Hochdruck an einem Rettungskonzept. Ein ursprünglich erwogener Freischleppversuch am Montag gegen 19.30 Uhr mit dem Abendhochwasser sei nicht vorgesehen, teilte das Havariekommanado Cuxhaven am Montagnachmittag mit. Aus dem Frachter trat demnach bislang kein Öl aus. Die Lage auf dem vor der Insel Langeoog auf Grund gelaufenen 225-Meter-Frachter sei weiterhin stabil.

Die Reederei des unter panamaischer Flagge fahrenden Schiffes beauftragte den Angaben zufolge ein Bergungsunternehmen, das nun zusammen mit den Fachleuten des Havariekommandos ein Bergungskonzept erarbeitet.

„Der Einsatz von großen Schleppern ist derzeit nicht möglich. Die Wassertiefe um den Havaristen ist zu gering“, hieß es in einer Mitteilung des Havariekommandos.

Der Hochseeschlepper Nordic und das Mehrzweckschiff Mellium befinden sich weiterhin bei der „Glory Amsterdam“. Zugleich kontrollierte ein Flugzeug des Havariekommandos in regelmäßigen Abständen, ob aus dem Schiff Schadstoffe austreten. „Bisher konnten keine festgestellt werden“, teilten die Experten mit.

Die „Glory Amsterdam“ war am Sonntag stundenlang mit zwei ausgebrachten Ankern manövrierunfähig im Meer getrieben und schließlich auf Grund gelaufen. Die ersten Versuche, den Frachter ins Fahrwasser zu schleppen, waren wegen der widrigen Wetterbedingungen infolge des Sturmtiefs „Herwart“ fehlgeschlagen. Alle 22 Menschen an Bord des Havaristen blieben den Angaben zufolge unverletzt.

Der Frachter hat 1.800 Tonnen Schweröl und 140 Tonnen Marinediesel als Treibstoff an Bord. Die Umweltorganisation WWF fordert angesichts der Havarie einen weltweiten Verzicht auf Schweröl als Treibstoff für Schiffe. Die 1.800 Tonnen Schweröl an Bord der „Glory Amsterdam“ seien „ein erhebliches Risiko für den Nationalpark Wattenmeer, in dem der Unglücksfrachter liegt“, warnte der WWF-Wattenmeerexperte Hans-Ulrich Rösner.

„Herwart“ legte Bahnverkehr lahm

„Herwart“ hatte am Wochenende vor allem in Nord- und Ostdeutschland gewütet und dabei auch den Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt. Bis zum Montagnachmittag sollten nach Bahn-Angaben fast alle gesperrten Strecken wieder freigegeben werden, auch die ICE-Verbindung zwischen Hamburg und Berlin.

Die Anzeigetafel auf dem Hauptbahnhof in Hannover. Foto: SILAS STEIN/AFP/Getty Images

Dagegen fielen die Intercity Züge auf der Strecke Hamburg – Berlin – Dresden – Prag zwischen Hamburg und Berlin zunächst weiter aus. Auch die Fernverkehrszüge zwischen Hamburg und Westerland sollten erst am Dienstagmorgen wieder nach Fahrplan fahren, ebenso die Fernzüge von Hamburg nach Kiel. Zwischen beiden Städten konnten am Montag nur einzelne Züge verkehren.

Angesichts zahlreicher umgestürzter Bäume warf der Sprecher der Eisenbahngesellschaft Metronom, Björn Pamperin, der Deutschen Bahn Versäumnisse beim Rückschnitt der Pflanzen an den Gleisen vor. Der Konzern habe in der Vergangenheit argumentiert, dass es an einigen Strecken Probleme mit dem Umweltschutz gebe, sagte Pamperin dem Sender NDR-Info. Gleichwohl solle es Ziel sein, statt nach Schuldigen nach Lösungen des Problems zu suchen. (afp)



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