
Nachhilfe boomt: Zwingt Corona die Schulpolitik zu mehr Marktwirtschaft?
Die ersten Sommerferien nach der zweiten Corona-Welle stehen vor der Tür oder haben – wie in Mecklenburg-Vorpommern – bereits begonnen. Wie das Fachportal „News for Teachers“ berichtet, verzeichnen private Anbieter von Nachhilfe enormen Ansturm, in Lerngruppen ebenso wie im Einzelunterricht.
Bis zu 30 Stunden Nachhilfe zur Bewältigung von Corona-Ausfällen gefördert
Holger Liß, Chef des Instituts Abacus, das im Nordosten 26 Standorte unterhält, spricht gegenüber „dpa“ von „deutlich mehr Anfragen als im vorigen Jahr“, als ebenfalls ein Lockdown über mehrere Wochen das reguläre Schulwesen lahmlegte. Liß deutet an, dass das Aufholprogramm des Bundes diesbezüglich einen Gamechanger darstellt: „Das hängt sicher auch damit zusammen, dass in diesem Jahr schon Mitte Mai klar war, wie die Landesförderung aussieht. Alle konnten sich darauf einstellen.“
Zu den begehrtesten Fächern, in denen Nachhilfe erbeten wird, gehört Mathematik. Vor allem Grundschüler würden in den Ferien zu Kursen angemeldet. Das Land bezahle pro Schüler jeweils 12,50 Euro zu privater Nachhilfe dazu – für bis zu 30 Unterrichtsstunden. Bei Einzelunterricht gebe es einen Eigenbetrag von 20 Euro pro Stunde, im Gruppenunterricht, wie ihn Institute wie Studienkreis oder Schülerhilfe anbieten, entfallen regelmäßig die Zuzahlungen.
Wie „News for Teachers“ weiter berichtet, hatten im Vorjahr rund 1.400 Schüler an einem geförderten außerschulischen Lernprogramm teilgenommen. In diesem Jahr liegt die Zahl offenbar deutlich höher, auch wenn noch keine exakten Daten vorliegen. Bislang sollen aus Schwerin bereits 400.000 Euro für etwa 31.000 erteilte Nachhilfestunden bezahlt worden sein.
In diesem Jahr soll die Beantragung zugunsten der Nachhilfe-Institute vereinfacht worden sein. Wo andernfalls lange Anfahrtswege drohen, sei auch Online-Unterricht förderfähig.
Parteien ignorieren Chancen eines freien Bildungssystems
In den USA setzen zahlreiche Bundesstaaten statt auf eine Schulpflicht mit Anwesenheit an staatlich kontrollierten Lehreinrichtungen auch im Bildungssystem auf freien Markt. Kommunale Träger, private Anbieter, Charterschulen, Nachbarschaftsinitiativen und privater Einzelunterricht mittels Homeschooling oder Nachhilfelehrern bieten ihre Dienste an – mit Schülern und Eltern als Kunden.
Mittels Mindeststandards und externer Prüfungen wird die Qualität des Unterrichts sichergestellt, um den allgemeinen Zugang zu ermöglichen, können ärmere Familien Bildungsgutscheine beantragen. Mit diesem ausdifferenzierten, flexiblen und auf Wettbewerb setzenden Ansatz hatten die USA sichergestellt, dass die Corona-Pandemie das Bildungssystem nicht überforderte – weil es bereits eine Infrastruktur, qualitativ erprobtes Material und Best-Practice-Erfahrungen aus dem Bereich des Homeschoolings gab.
In Deutschland ist das Thema allerdings nach wie vor tabu. Alle im Bundestag vertretenen Parteien halten an der Schulpflicht fest. Die einzige Partei, die zumindest im Landtagswahlkampf von Sachsen-Anhalt 2016 die Forderung nach einer Bildungspflicht bei gleichzeitiger Entmonopolisierung des Schulwesens gefordert hatte – die AfD –, entfernte schon 2021 diese Forderung wieder aus dem Programm.
VBE: Nachhilfe-Anbieter nur „Profiteure der Unterfinanzierung staatlicher Schulen“
Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) setzt im Post-Corona-Bildungswesen statt auf Wettbewerb auf mehr Staat. Bereits im Vorjahr kritisierte der Verband, dass der Bund im Zuge des Aufholprogramms zwei Milliarden Euro an die Länder ausgegeben hatte, die explizit auch zur Finanzierung privater Nachhilfe bestimmt waren.
„Anstatt nachhaltige Perspektiven aufzumachen und förderndes Personal in die Schule einzubinden, werden insbesondere außerunterrichtliche Fördermöglichkeiten bezahlt“, klagt der Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Der private Nachhilfesektor profitiere so „erneut von der dauerhaften Unterfinanzierung des Bildungssystems vergangener Jahre“.
Bildungsforscher: „Lockdown hat Leistungen nicht beeinträchtigt“
Unterdessen äußern Spezialisten Zweifel an der These, wonach häuslicher Unterricht ineffizienter wäre als jener vor Ort an einer Schule.
In einem Gespräch mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ erklärte bereits im Mai Christoph Helm, Bildungsforscher an der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz an der Donau, dass es den Schülerinnen und Schülern besser gelungen sei, während des Lockdowns ihre Zeit für Hausaufgaben und Lernstoff zu nutzen als erwartet.
Erste Leistungsstudien sprechen Helm zufolge von stabilen Lernergebnissen. Die befürchteten stark negativen Effekte auf den Lernerfolg seien ausgeblieben.
Das Phänomen, so Helm, lasse den Schluss zu, dass „die tatsächliche Lernzeit in der Schule nicht so hoch ist wie angenommen“. Soziale Beziehungen, soziales Lernen, die Notwendigkeit, einer Vielzahl an Schülern den gleichen Stoff in begrenzter Zeit zu erklären sowie administrative Belange gingen auf Kosten der reinen Lernzeit, so Helm.
Dass der Corona-Lockdown die Schüler seelisch stark belastet habe, bestreitet Helm nicht, das Fehlen sozialer Kontakte habe definitiv nachteilige Auswirkungen auf die Psyche gehabt. Allerdings habe dies nicht zwingend einen Effekt auf die Lernleistungen selbst. Im Umkehrschluss werfen Helms Beobachtungen allerdings die Frage auf, ob Hausunterricht, solange außerhalb der Lernzeit ausreichend Zeit für soziale Aktivitäten eingeplant wird, nicht mindestens so effizient sein könne wie jener an einer regulären Schule.
Unsere Buchempfehlung
Krankheiten wie COVID-19, Katastrophen und seltsame Naturereignisse machen den Menschen aufmerksam: etwas läuft schief. Es läuft tatsächlich etwas sehr schief. Die Gesellschaft folgt - verblendet vom "Gespenst des Kommunismus" - einem gefährlichen Weg.
Es ist der Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen, zwischen dem Göttlichen und dem Teuflischen, die in jedem Menschen wohnen.
Dieses Buch schafft Klarheit über die verworrenen Geheimnisse der Gezeiten der Geschichte – die Masken und Formen, die das Böse anwendet, um unsere Welt zu manipulieren. Und: Es zeigt einen Ausweg. „Chinas Griff nach der Weltherrschaft“ wird im Kapitel 18 des Buches „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ analysiert. Hier mehr zum Buch.
Jetzt bestellen - Das dreibändige Buch ist sofort erhältlich zum Sonderpreis von 50,50 Euro im Epoch Times Online Shop
Das dreibändige Buch „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ untersucht auf insgesamt 1008 Seiten historische Trends und die Entwicklung von Jahrhunderten aus einer neuen Perspektive. Es analysiert, wie der Teufel unsere Welt in verschiedenen Masken und mit raffinierten Mitteln besetzt und manipuliert hat.
Gebundenes Buch: Alle 3 Bände für 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands); Hörbuch und E-Book: 43,- Euro.
Weitere Bestellmöglichkeiten: Bei Amazon oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion