Natascha Kohnen tut das bayerische Wahlergebnis „unglaublich weh“

Die bayerische Spitzenkandidatin der SPD teilte während des Wahlkampfes zwar kräftig gegen die CSU aus, doch man darf vermuten, dass man in der Bayern-SPD doch auf eine Koalition wie in Berlin gehofft hat. Doch bei diesem Wahlergebniss für die SPD bleibt von solchen Plänen nichts mehr übrig.
Epoch Times14. Oktober 2018

Sie sind sonst grundverschieden, doch am Abend nach der bayerischen Landtagswahl haben CSU-Ministerpräsident Markus Söder und SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen eines gemeinsam: Beide sind die großen Verlierer der Wahl. Während Söder aber vermutlich dennoch weiter Ministerpräsident bleiben dürfte, muss Kohnen um ihre gerade erst in Fahrt gekommene Laufbahn fürchten.

Unter zehn Prozent liegt die SPD in den Hochrechnungen am Wahlabend. Das ist weniger als die Hälfte der 20,6 Prozent für die Sozialdemokraten bei der Landtagswahl 2013. Schlimmer noch: Die SPD ist im Freistaat hinter CSU, Grünen, Freien Wählern und AfD nur noch fünftstärkste Kraft.

„Es liegt an uns als bayerische SPD, die Situation zu analysieren“, sagt die sichtlich enttäuschte Spitzenkandidatin. Sie habe im Wahlkampf gespürt, „dass viele Menschen eine Skepsis gegen die Sozialdemokratie haben“. Nun wolle sie in der Landespartei „über alles reden“, kündigt Kohnen weiter an. Möglicherweise spielt sie damit auch bereits auf personelle Konsequenzen an.

Persönliche Vorwürfe gegen die eifrige Spitzenkandidatin gab es im Vorfeld der Wahl zwar nicht, auch sehen viele Sozialdemokraten die Hauptverantwortung für die bittere Niederlage eher in den Streitereien in der großen Koalition in Berlin. Gleichwohl: In der Vergangenheit trennten sich die Sozialdemokraten nach Niederlagen in Bayern fast immer von ihren Vorsitzenden.

Im Wahlkampf war Kohnen weitgehend auf verlorenem Posten. Zwar setzte die 50-Jährige eines der zentralen Themen des Wahlkampfs, indem sie schon früh Wohnungsnot in den Mittelpunkt ihrer Kampagne stellte. Als stärkster Kontrahent der CSU wahrgenommen wurden aber dennoch die Grünen, die am Wahlabend mit mehr als 18 Prozent einen Triumph feiern.

Kohnen kam am 27. Oktober 1967 in München zur Welt. Nach dem Abitur studierte sie in Regensburg Biologie und machte mit einer Arbeit zur Fotosynthese ihr Diplom, danach arbeitete sie als Lektorin. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Paris lebte sie seit 1999 mit Mann und zwei Kindern in Neubiberg bei München.

In die SPD trat die seit einiger Zeit getrennt von ihrem Mann lebende Kohnen erst mit 33 Jahren ein. Sie wurde rasch in ihrem Heimatort Neubiberg Gemeinderatsmitglied und dann Ortsvorsitzende. Auch von einer lebensgefährlichen Hautkrebserkrankung ließ sie sich nicht bremsen und zog nur ein Jahr nach dem Auftreten der Krankheit 2008 in den Landtag ein.

Von 2009 bis 2017 bestimmte Kohnen als Generalsekretärin die Geschicke der bayerischen SPD mit. Im vergangenen Jahr nahmen ihre Kritiker die schlechten Wahlergebnisse in dieser Zeit als Argument, weshalb sie nicht Landesvorsitzende werden sollte. Kohnen konnte sich dennoch in einer Mitgliederbefragung klar durchsetzen.

Seit Ende vergangenen Jahres ist Kohnen auch stellvertretende Bundesvorsitzende, die bayerische SPD war lange nicht so prominent in der Parteispitze vertreten wie jetzt. Ihre Wahl war eigentlich mit der erklärten Hoffnung verbunden, die SPD im Süden wieder zu stärken.

Nachdem Kohnen zunächst klar auf Parteilinie marschierte und in ihrem Landesverband die ungeliebte große Koalition bewarb, ging sie zuletzt auf Konfrontationskurs zu SPD-Chefin Andrea Nahles. Im Streit um die inzwischen wieder kassierte Beförderung des bisherigen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen kritisierte Kohnen Nahles und mobilisierte gegen die Beförderung.

Gegen die CSU teilte Kohnen im bayerischen Landtag in der Vergangenheit gern kräftig aus. Dennoch glaubten viele in München, dass Kohnen die SPD bei einem passenden Wahlergebnis als Koalitionspartner der CSU andienen würde. Nun allerdings sind CSU und SPD zusammen so schwach, dass zweifelhaft ist, ob es überhaupt für gemeinsames Regieren reichen würde.

ran/bk/cfm



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