Neuer BA-Chef: Aus Arbeitsvermittlern Joblotsen machen

Zu Zeiten der Massenarbeitslosigkeit war sie eher ein Reparaturbetrieb. Seit der Arbeitsmarkt-Zug in Richtung Vollbeschäftigung rollt, muss sich auch die Bundesagentur neu erfinden. Dem neuen BA-Chef Scheele fehlt es dabei nicht an Ideen.
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Detlef ScheeleFoto: Daniel Karmann/dpa
Epoch Times2. April 2017

Die Arbeitsagenturen sollen nach Plänen des neuen Vorstandschefs der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, künftig auch die Funktion von Joblotsen übernehmen.

„Wir wollen verstärkt Angebote in den Arbeitsagenturen machen, die neben der Vermittlung von Arbeitslosen auch auf die Beratung von Beschäftigten setzen“, sagte Scheele der Deutschen Presse-Agentur. „Der Beratungsaspekt wird einen anderen Schwerpunkt bekommen.“

Er sehe dies – neben der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit und der deutlich verbesserten Berufsberatung von Schulabgängern sowie von Ausbildungs- und Studienabbrechern – als eine der vordringlichsten Aufgaben während seiner Amtszeit an, betonte er. Die Arbeitsagenturen sollen entsprechend weiterentwickelt, die Mitarbeiter speziell dafür aus- und fortgebildet werden, kündigte er an. Scheele hatte am 1. April die Nachfolge des aus Altersgründen ausgeschiedenen BA-Chefs Frank-Jürgen Weise übernommen.

„Zurzeit ist das Erscheinungsbild der Bundesagentur so: Wenn ich arbeitslos werde, gehe ich zur BA, um meinen Arbeitslosengeldanspruch zu realisieren und einen neuen Job zu finden. Schön wäre es, wenn es uns in den nächsten Jahren gelänge, die Bundesagentur als vorausschauenden Begleiter der Versicherten durch das Arbeitsleben zu etablieren“, sagte Scheele.

Das Angebot solle sich künftig an all jene richten, die nicht mehr sicher seien, ob sie mit ihrer aktuellen Beschäftigung für die Arbeitswelt von morgen noch gut genug aufgestellt seien. „Bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, sollen sie zu uns kommen und sagen: Können wir mal gemeinsam einen Arbeitsmarkt-/Arbeitsplatz-Check machen“, erläuterte Scheele, der bereits seit 2015 dem BA-Vorstand angehört.

Mit der Lotsenfunktion reagiere die Bundesagentur unter anderem auf den Wandel in der Arbeitswelt. Von den 350 in Deutschland erfassten Ausbildungsberufen würden sich viele davon im Zuge der Digitalisierung verändern. Zusatzqualifikationen und Weiterbildung würden deshalb künftig immer wichtiger, gab Scheele zu bedenken.

Als weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit nannte Scheele die verbesserte Beratung und Begleitung von Schulabgängern auf dem Weg in die Ausbildung. Die Frage sei, „wie gestaltet man den Übergang von Schule in den Beruf stringenter, ohne dass Jugendliche dabei verloren gehen. Das wird eine der wichtigsten Aufgaben der Jahre 2018, 2019 und 2020“, unterstrich der neue BA-Chef.

Konkret schlägt Scheele den Aufbau eines gemeinsam mit den Schulbehörden, den Kommunen und der Jugendhilfe betriebenen EDV-Systems vor, in das die beteiligten Stellen die Kerndaten der Jugendlichen mitsamt ihren Ausbildungswünschen eintragen könnten. Die Datenerhebung soll auf freiwilliger Basis erfolgen. „Dann kann man die Bildungsverläufe der Jugendlichen nach Abschluss der Schule nachvollziehen und schauen, ob sie eine Ausbildung erfolgreich abschließen, abbrechen oder wo sie gerade stehen.“

Derzeit wisse die Bundesagentur nur etwas über jene 60 Prozent der Schulabgänger, die sich bei den Arbeitsagenturen um eine Lehrstelle bewerben. „In einem solchen System wären es 100 Prozent“, meinte Scheele. (dpa)



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