NZZ: Grüne als stärkste Kraft ist auch Verdienst der Medien – Redakteure mehrheitlich rot-grün

Eine grüne ideologische Monokultur, verbunden mit einer Wagenburg-Mentalität, diagnostiziert Wolfgang Bok in der NZZ bei deutschen Leitmedien. Haltung sei wichtiger als Information, Meinungspluralität werde zunehmend als störend empfunden. Dies schaffe Vertrauensverlust.
Titelbild
Der "Spiegel".Foto: Thomas Lohnes/Getty Images
Von 21. Juni 2019

Eine verschärfte ideologische Monokultur in deutschen Leitmedien beklagt der Politologe und frühere Chefredakteur der „Heilbronner Stimme“, Wolfgang Bok, in einem Beitrag für die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ).

Die deutschen Mainstream-Medien hätten aus der Flüchtlingskrise nichts gelernt, so Bok. Der heutige Dozent für strategische Kommunikation an der Hochschule Heilbronn verweist auf eine Studie der Hamburg Media School, wonach in Mainstreammedien „2015 insgesamt 82 Prozent aller Beiträge zur Flüchtlingsthematik positiv konnotiert waren und zwei Drittel die Probleme der Zuwanderung nicht benannt oder bewusst ignoriert haben“.

In der Bevölkerung sei es jedoch genau umgekehrt gewesen. Allensbach erklärte damit 2016 den Vertrauensverlust in deutschen Medien – eine Entwicklung, die sich zuvor bereits im Zuge der Ukrainekrise angebahnt hatte, als die Berichterstattung deutsche Medien von Teilen der Bevölkerung als auffallend einseitig und manipulativ wahrgenommen wurde.

Binnenpluralität als Auslaufmodell

Heute sei „grün“ der neue Mainstream in den Redaktionen – dabei gebe es keinen Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichem Fernsehen, investigativen Nachrichtenmagazinen und großen Tageszeitungen. Meinungsvielfalt trete hinter die Behauptung der „Moral“ zurück. Bei Themen wie Klimawandel oder Energiewende spielten abweichende Meinungen eine untergeordnete Rolle.

Bok verweist auch auf die jüngst veröffentlichte Studie der Otto-Brenner-Stiftung, die deutschen Medien bereits mit Blick auf die Jahre, in denen die Flüchtlingskrise auf ihrem Höhepunkt war, ein durchwachsenes Zeugnis ausgestellt hatte – und nun abermals zum Ergebnis kam, dass Belehrungsjournalismus eher die Regel als die Ausnahme sei.

Bezeichnend sei, dass mittlerweile auch Publizisten, die in ihren Publikationen als konservative Einzelkämpfer den Eindruck von Binnenpluralität aufrechterhalten, die Segel streichen. So etwa Jan Fleischhauer, der den „Spiegel“ verlässt und zum „Focus“ wechselt. Und das, obwohl er sich damit nicht verbessere: „Ein Aufstieg ist das nicht. Das Münchner Magazin kämpft vor allem mit Fitnessthemen gegen den Auflagenschwund.“

Bok attestiert den betreffenden Medien eine „Wagenburg-Mentalität“ – man brüste sich geradezu damit, „Haltung“ für wichtiger zu erachten als neutral zu informieren. Der Aufstieg der AfD war für deutsche Mainstreamjournalisten kein Anlass, nach den Gründen zu fragen, sondern sich noch stärker in Selbstgerechtigkeit zu flüchten.

ARD und ZDF mit 98 Prozent Weltspitze bei Stimmungsmache gegen Trump

Nicht nur beim „Klimaschutz“ stellt Deutschland an sich selbst den Anspruch, Vorbild für die gesamte Welt zu sein, auch wenn es um negative Berichterstattung über den US-Präsidenten Donald Trump geht, spielt man mit 98 Prozent mutmaßlich in einer Liga mit der Volksrepublik China, Nordkorea und dem Iran. Auch an der Interviewführung lasse sich erkennen, ob ein konservativer oder ein grüner Politiker interviewt werde – im erstgenannten Fall habe es etwas von einem Verhör, im anderen etwas von einem Kaffeeplausch.

Das grüne Spitzenpersonal, schreibt Bok, müsse „kaum fürchten, dass sein moralischer Rigorismus bloßgestellt wird“. Dabei spielten seine Themen eine tragende Rolle in deutschen Medien und es gebe kaum eine Talkshow ohne Robert Habeck oder Annalena Baerbock.

Deutscher Journalismus komme aus dem gleichen postmaterialistischen, städtischen Milieu wie die Grünen und schreibe auch primär für dieses. Spielen Grüne oder Bewegungen wie „Fridays for Future“ mit der Angst – Greta Thunberg will nach eigenen Angaben sogar „Panik“ erzeugen –, werde deren Rationalität grundsätzlich nicht infrage gestellt. Sorgen sich Rechte um unkontrollierte Zuwanderung oder Ausländerkriminalität, handele es sich demgegenüber nur um „Phobien“.

Grüne als stärkste Kraft ist auch Verdienst der Medien

Bereits mehrfach offenbarten Studien über die parteipolitischen Präferenzen in den Redaktionen, dass diese eindeutig in Richtung der Grünen gingen, gefolgt von der SPD – CDU und FDP sind weit abgeschlagen, die AfD kommt gar nicht erst vor. Selbst in der „Welt“ als einem als verhältnismäßig konservativ angesehenen Format habe sich, wie Bok erwähnt, in einer anonymen Befragung eine klare rot-grüne Mehrheit unter den Redakteuren ergeben.

„So gesehen gilt das zunehmend repressive Klima, das der deutschen Hochschul- und Kulturszene attestiert wird, in gewisser Weise auch für große Teile der Medien“, resümiert der Politologe.

Dass die Grünen zur stärksten politischen Kraft aufgestiegen sind, ist auch ihr Verdienst.“

Mit der Bereitschaft zur inneren Pluralität gehe aber auch die Glaubwürdigkeit verloren. Diese sei aber „das Kapital von Zeitungen und Fernsehsendern, die mehr sein wollen als Werbeplattformen“.



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