Oberlandesgericht: „Judensau“ an Wittenberger Stadtkirche kann bleiben

Das OLG Naumburg hat geurteilt: Die sogenannte "Judensau" an der Stadtkirche Wittenberg stellt keine Beleidigung mehr dar und kann bleiben.
Titelbild
Das als „Judensau“ bezeichnete Relief an der Wittenberger Stadtkirche.Foto: Wikipedia/Public Domain
Epoch Times4. Februar 2020

Das umstrittene antijüdische Relief an der Wittenberger Stadtkirche muss nicht entfernt werden. Das entschied das Oberlandesgericht (OLG) von Sachsen-Anhalt am Dienstag in Naumburg. Das Gericht bestätigte damit ein Urteil des Landgerichts Dessau-Roßlau und wies die Berufung des Klägers dagegen zurück. Nach Ansicht des OLG erfüllt das Schmährelief weder den Tatbestand der Beleidigung noch verletzt es die Persönlichkeitsrechte des Klägers, der Mitglied einer jüdischen Gemeinde ist. (Az. 9 U 54/19)

Das Oberlandesgericht schloss sich damit dem Urteil des Landgerichts an. Zwar habe die mittelalterliche Sandsteinplastik ursprünglich den Zweck verfolgt, die Juden verächtlich zu machen. Allerdings distanziere sich die  beklagte Kirchengemeinde durch eine Informationstafel und ein Mahnmal am Fuß der Kirche „unmissverständlich“ von den Judenverfolgungen und den antijüdischen Schriften Martin Luthers, der in der Wittenberger Stadtkirche gepredigt hatte.

Gegen die Entscheidung kann Revision eingelegt werden

Die Präsentation eines ursprünglich beleidigend gemeinten Gebäudeteils im originalen Bauzustand sei nicht notwendigerweise beleidigend, erklärte das OLG. Vielmehr könne eine Kommentierung des historischen Kontexts die ursprüngliche Wirkung neutralisieren. Dies sei bei der Wittenberger Schmähplastik der Fall. Gegen die Entscheidung kann der Kläger Revision vor dem Bundesgerichtshof einlegen.

Das sogenannte Judensaurelief an der Wittenberger Stadtkirche sorgt seit Jahren für Debatten und beschäftigt seit geraumer Zeit die Justiz. Es handelt sich um ein Schmährelief aus dem 13. Jahrhundert, das Juden und ihre Religion demütigen soll. Es zeigt eine Sau, an deren Zitzen Menschen saugen, die durch zeitgenössische Kleidung als Juden erkennbar sind. Um das Relief, seine historische Einordnung und dem Umgang damit wird bereits seit Jahrzehnten gestritten.

Schweine gelten im Judentum als unreine Tiere

Sogenannte Judensaumotive sind eine seit dem Mittelalter im christlichen Europa verbreitete Form der Herabsetzung von Juden. Sie finden sich bis heute an etlichen Kirchen, so unter anderem auch am Kölner Dom. Schweine gelten im Judentum – wie auch im Islam – als unreine Tiere.

Wittenberg kommt als Lutherstadt eine besondere Bedeutung zu. Der Theologe und Kirchenkritiker Martin Luther (1483-1546) lebte, arbeitete und predigte dort an der Stadtkirche, die heute zum Unesco-Welterbe gehört.

1517 veröffentlichte Luther in Wittenberg seine berühmten 95 Thesen. Sein Wirken legte den Grundstein für das Entstehen der evangelischen Kirche. Von ihm sind aber auch judenfeindliche Äußerungen bekannt bis hin zu Judenhass in seinen späten Schriften. (dts/so/afp)



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