Bundesverband warnt vor „Stromlücke“ für Deutschland

Während andere Länder kräftig neue Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke bauen, setzt die Bundesregierung ganz auf erneuerbare Energien. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht darin eine Gefahr und warnt vor einer drohenden "Stromlücke".
Titelbild
Das modernste Kohlekraftwerk Europas in Hamburg Moorburg (Deutschland) wurde am 8. März 2015 bezogen.Foto: iStock
Von 28. Oktober 2019

Die Stromenergie, die durch regenerative Energiequellen wie durch Windkraft, Sonnenlichtenergie, und Biomasse erzeugt wurde, hat in den ersten drei Quartalen 2019 ein Rekordhoch erreicht, dies geht aus den Zahlen der Bundesnetzagentur hervor.

Mit 183 Milliarden Kilowattstunden an erzeugter Stromenergie deckten die erneuerbaren Energien nun 42,9 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland und stiegen damit um fast 50 Prozent. Damit hat sie erstmals die durch Kohlekraftwerke erzeugte Strommenge deutlich übertroffen. Im Vorjahr lagen beide Energiebereiche noch fast gleichauf.

BDEW sieht Gefahr einer „Stromlücke“ für Deutschland

Doch so ganz will sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nicht freuen, denn die Zahlen sagen nichts über die Versorgungssicherheit mit Strom in Deutschland aus.

So warnt der BDEW, dass nach dem Abschalten des letzten deutschen Atomkraftwerks 2022 unabhängig vom weiteren Ausbau des Ökostromanteils eine „Stromlücke“ entstehen könnte. Somit könnte in schon wenigen Jahren die „gesicherte Leistung“ von wetterunabhängigen Kraftwerken fehlen, erklärt der BDEW.

Denn ein Großteil der Ökostromproduktion ist wetterabhängig und damit anfällig. Die konventionelle Stromgewinnung durch Atomkraft, fossile Brennstoffe wie Stein- und Braunkohle, sowie Erdgas ist dagegen wetterunabhängig.

Laut „WELT“ prüft die Bundesregierung bereits ein Ausschreibungssystem für gesicherte Kraftwerksleistung, um die Versorgungssicherheit nach dem Atomausstieg weiterhin aufrechterhalten zu können.

Denn bei Windflaute, wie sie öfter in Deutschland eintritt, muss auf die Energie aus Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken zurückgegriffen werden.

Deutschland betreibt sieben AKWs – die USA 97

In Deutschland sind aktuell sieben Kernkraftwerke in Betrieb. Das Kernkraftwerk Isar 2 nahe München gehört dabei, gemessen an der Nennleistung, zu den drei größten Kernkraftwerken weltweit.

Im Jahr produziert es mit rund 11 Mrd. kWh Strom ca. 12 Prozent des gesamten bayerischen Stroms und versorgt damit rund 3,5 Mio. Haushalte im Jahr. Zum Vergleich die USA – weltweit führend in der Zahl der Atomkraftwerke – betreibt aktuell 97 Atomkraftwerke, gefolgt von Frankreich mit 58 Kernkraftwerken und China mit 46 Atommeilern.

Während die Deutsche Bundesregierung alle Kernkraftwerke 2022 abgeschaltet haben will, plant allein China innerhalb der nächsten acht bis zehn Jahre 43 neue Atomreaktoren in Betrieb zu nehmen. Russland plant den Bau von 24 neuen Atomkraftwerken und Indien 14.

Ägypten wird mit seinen nun geplanten 4 Atomkraftwerken der neusten Generation, die mithilfe Russlands erbaut werden, bald insgesamt 5 Atommeiler besitzen, die dann rund 4800 Megawatt Leistung insgesamt abgeben werden.

An Kohlekraftwerken betreibt Deutschland aktuell rund 12 Braunkohlekraftwerke und 31 reine Steinkohlekraftwerke. Dazu kommen 47 reine Erdgaskraftwerke und 14 Mischkraftwerke (Erdgas/Kohle). Außerdem gibt es in Deutschland 25 Wasserkraftwerke. Die Standorte der Solaranlagen, der Windparks an Land und über Wasserflächen sind übersichtlich erfasst auf den Karten vom Bundesumweltamt.

Ein kleiner Rückblick in Zahlen

Insgesamt wurden im letzten Jahr 229 Terawattstunden (TWh) Strom von insgesamt 649 TWh (1 TWh entspricht dabei 1 Milliarde Kilowattstunden) aus erneuerbaren Energien bereitgestellt.

Durch Windenergie wurden 2018 110,0 TWh (plus 3.263 Megawatt (MW)) bereitgestellt. Im Jahr 2017 waren es noch 105,7 TWh. Damit stieg die Windstromerzeugung um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Durch Biomasse wurden 2018 etwa 50,8 TWh Strom bereitgestellt. Gegenüber 2017 blieb die Stromerzeugung aus Biomasse damit in etwa konstant. Durch Photovoltaik (PV) wurden 2018 45,8 TWh Strom bereitgestellt (plus zu 2017 um 16 Prozent).

Durch Wasserkraft wurden 2018 aufgrund der langen Trockenheit nur 18,0 TWh Strom bereitgestellt (minus 10 Prozent zu 2017). Aus Geothermie wurde mit 0,2 TWh insgesamt nur sehr wenig Strom erzeugt.

Die Stromerzeugung aus Braunkohle betrug 2018 insgesamt 146 TWh, aus Kernenergie 76 TWh, aus Steinkohle, wie auch aus Erdgas und anderen Gasen jeweils 83 TWh. Aus Mineralölen wurden nur 5 TWh Strom erzeugt dazu kommen 19 TWh aus übrigen Energieträgern.

Im Vergleich für 2018: Von insgesamt 649 TWh erzeugtem Bruttostrom wurden 412 TWh aus fossilen Energieträgern und 229 TWh aus erneuerbaren Energien gewonnen.



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