Opferanwälte beklagen massive Versäumnisse bei Aufklärung von Loveparade-Unglück

Zehn Jahre nach der Duisburger Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten haben Opferanwälte den Behörden massive Versäumnisse bei der Aufklärung der Tragödie vorgeworfen.
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Epoch Times23. Juli 2020

„Am Ende steht grenzenlose Enttäuschung“, erklärten die Rechtsanwälte Gerhart Baum und Julius Reiter am Donnerstag in Düsseldorf. Der frühere FDP-Bundesinnenminister Baum und Reiter vertreten 80 Hinterbliebene und Opfer des Unglücks.

Die Enttäuschung richte sich „mehr oder minder an alle, die für Aufklärung zuständig waren – an die Gerichte, die Staatsanwaltschaften, aber auch die Polizei und in geringerem Maße auch an die Politik“, betonten die Anwälte. „Die eigentlich Verantwortlichen standen nicht vor Gericht – und es war ein Fehler der Justiz, sich nicht noch stärker auf das Verwaltungsversagen der Stadt Duisburg konzentriert zu haben.“

Bei der Loveparade in Duisburg waren am 24. Juli 2010 durch ein tödliches Gedränge am Zugangsbereich 21 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 650 Menschen verletzt worden. Wegen der Katastrophe wurden sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier des Loveparade-Veranstalters vor Gericht gestellt. Das Landgericht Duisburg stellte den Strafprozess am 4. Mai endgültig und ohne Urteil ein, weil die Angeklagten nur eine geringe individuelle Schuld treffe.

Baum und Reiter erklärten: „Wir schämen uns gegenüber unseren Mandanten und besonders gegenüber den ausländischen Mandanten – dass nun am Ende nicht in letzter Klarheit deutlich wurde, was zur Katastrophe geführt hat und welches Versagen einzelner dafür verantwortlich war.“

Die Anwälte fügten hinzu, dabei gehe es nicht nur um „die strafrechtlich relevante individuelle Schuld, die wegen Verjährung jetzt ohnehin nicht mehr zur Debatte steht“. „Es ging immer auch darum, das komplexe Verwaltungsversagen im Einzelnen aufzudecken, was nicht geschehen ist.“

Gedenkfeier zum Zehnten Jahrestag

Am zehnten Jahrestag der Tragödie wird am Freitag in Duisburg der Opfer gedacht. Allerdings fällt die offizielle Gedenkfeier coronabedingt diesmal kleiner aus als in den Vorjahren. Wie die NRW-Regierung mitteilte, wird der Düsseldorfer Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag Blumen an der Unglücksstelle sowie an der Loveparade-Gedenkstelle in Duisburg niederlegen lassen.

„Die schrecklichen Ereignisse bei der Loveparade vor zehn Jahren haben das ganze Land erschüttert und in Trauer versetzt“, erklärte Laschet im Vorfeld. „Ein Tag, an dem junge Menschen fröhlich gemeinsam feiern wollten, endete in einer furchtbaren Katastrophe, in einem Albtraum, aus dem viele Menschen nicht befreit werden konnten – manche bis heute nicht.“

Der Düsseldorfer Landtag hatte am 25. Juni einstimmig eine Aufstockung des bestehenden Fonds „Soforthilfe Loveparade“ um fünf Millionen Euro beschlossen. „Wir werden die Menschen, die Leid erlitten haben, nicht vergessen und die Unterstützung für die Opfer und Angehörigen der Loveparade weiterführen“, betonte Laschet. „Und wir werden weiterhin alles tun, damit solch ein Unglück nie wieder geschieht.“ (afp/sua)



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