„Sichtbare Herausforderungen“
Reporter ohne Grenzen: Pressefreiheit in Deutschland nur „zufriedenstellend“ – Norwegen auf Platz 1
Reporter ohne Grenzen beobachtet seit über 30 Jahren weltweit die Lage der Pressefreiheit. Deutschland ist auf der Rangliste für Pressefreiheit um einen Rang abgerutscht. Die NGO sieht hierzulande „sichtbare Herausforderungen“.

Mehrere Länder sind jüngst auf der Rangliste der Pressefreiheit weiter abgerutscht.
Foto: Frank Molter/dpa
Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen leben mehr als die Hälfte aller Menschen in Staaten, in denen die Lage der Pressefreiheit von der NGO als „sehr ernst“ kategorisiert wird.
„Autokraten ist unabhängiger Journalismus ein Dorn im Auge“, erklärt die auch als RSF bekannte Organisation. Das wirke sich auch auf die „wirtschaftliche Überlebensfähigkeit“ aus, denn: „Wenn Medien finanziell ausgetrocknet werden, wer deckt dann Falschinformationen, Desinformation und Propaganda auf?“
Nur sieben Länder – alle in Europa – können auf eine „gute“ Lage der Pressefreiheit verweisen, Deutschland gehört jedoch nicht dazu. Dies geht aus der diesjährigen Rangliste der Pressefreiheit von RSF zurück, die am 2. Mai veröffentlicht worden ist.
Deutschland nicht bei „gut“ dabei
An der Spitze der Rangliste für Pressefreiheit 2025 steht – wie im neunten Jahr in Folge – das skandinavische Land Norwegen (92,3 Punkte).
Auf Platz zwei folgt Estland (89,5) vor den Niederlanden (88,6) auf Rang drei. Die Plätze vier bis sieben – und damit erschöpfen sich bereits die „gut“-Bewertungen – gehen an Schweden (88,1), Finnland (87,2), Dänemark (86,9) und Irland (86,9).
Portugal, die Schweiz und Tschechien kommen noch vor Deutschland, das auf Platz 11 (83,9) liegt – ein Abstieg um einen Rang. Alle diese Länder wurden nur mit „zufriedenstellend“ bewertet.
Ganz am unteren Ende der 180 aufgelisteten Staaten und Territorien befinden sich auf den letzten drei Plätzen die sozialistisch-kommunistischen Staaten mit de facto Einparteiensystem: China, Nordkorea und Eritrea.
Für Deutschland sieht Reporter ohne Grenzen „sichtbare Herausforderungen“, was die Pressefreiheit betrifft. „Viele Medienschaffende bewegen sich in einem zunehmend feindlichen Arbeitsumfeld“, wobei die NGO allerdings ihren Beobachtungsschwerpunkt auf diejenigen Journalisten lenkt, „die sich mit rechtsextremen Milieus und Parteien wie der AfD beschäftigten“.
„Recherchieren, Anklagen, Unterstützen“
Die in Paris ansässige und international tätige NGO setzt sich unter dem Motto „Recherchieren, Anklagen, Unterstützen“ weltweit gegen Zensur und für die Wahrung der Presse- und Informationsfreiheit ein.
Neben Büros in den USA, Taiwan, Tunesien, dem Senegal und in Brasilien, gibt es mehrere Sektionen in europäischen Ländern: in England, Finnland, Frankreich, Österreich, Schweden, der Schweiz, Spanien, Belgien und in Deutschland.
Das Berliner Büro kann bei seiner Arbeit auf ein globales Netzwerk von mehr als 150 Korrespondenten und die oben genannten anderen Sektionen zurückgreifen.
Das Recht des Menschen auf freie Information
Reporter ohne Grenzen beruft sich auf den Artikel 19 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen von 1948:
„Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten zu vertreten sowie Informationen und Ideen mit allen Kommunikationsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“
Die Organisation erklärt: „Wir kämpfen online wie offline gegen Zensur, gegen den Einsatz sowie den Export von Zensur-Software und gegen restriktive Mediengesetze.“ Die NGO ist der Ansicht, dass Informationen „der erste Schritt zu Veränderungen“ seien – „deshalb fürchten nicht nur autoritäre Regierungen eine freie und unabhängige Berichterstattung“.

Steffen Munter – Journalist und Autor. Er schreibt mit gesundem Menschenverstand über deutsche und internationale Politik, China und gesellschaftliche Entwicklungen.
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