Ratschläge zur Ambulanten Pflege

Titelbild
Thomas Kim vom Ambulanten Pflegedienst Thomas & Partner im Interview. (Detlef Kossakowski/ETD)
Epoch Times19. September 2008

Ambulante Pflegedienste können eine attraktive Alternative zum Altenheim sein. Vor allem dann, wenn der Senior oder die Seniorin im Großen und Ganzen noch recht rüstig ist. Da reicht es oft schon aus, wenn Teilbereiche übernommen werden. Vor allem hat man selber noch die Verantwortung. „Es ist nicht so, dass der Pflegedienst bestimmt“, sagt Thomas Kim vom Ambulanten Pflegedienst Thomas & Partner. „Es behält der Patient das Recht, über sein Leben selbst zu entscheiden. Die Angehörigen werden mit einbezogen. Im folgenden beantwortet der Pflegedienstleiter wichtige Fragen, die bei der Entscheidung Heim oder Pflegedienst erste Orientierung ermöglichen.

ETD: Herr Kim, was kann der Pflegedienst leisten?

Kim: Der Pflege dienst bemüht sich darum, dass der Pflegebedürftige solange wie möglich weiter Zuhause leben und der Heimaufenthalt möglichst verhindert werden kann.

ETD: Wer arbeitet beim Pflegedienst, sind besondere Qualifikationen notwendig?

Kim: Hauptsächlich examinierte Pflege- und Altenpflegekräfte.

ETD: Wer kann Pflege beantragen?

Kim: Das ist nicht altersabhängig, sondern geht nach der Pflegebedürftigkeit. Im einen Fall kann schon ein 50-Jähriger betroffen sein, im anderen Fall ist die Person bereits über 90 Jahre alt, aber noch recht rüstig. Viele sind erstmal unsicher. Ältere Menschen haben Angst sich an einen Pflegedienst zu wenden, etwa weil sie Schlechtes gehört haben oder befürchten, die Kosten alleine tragen zu müssen.

ETD: Was war Ihre Motivation einen Pflegedienst zu gründen?

Kim: Ich war Heimleiter und lange Zeit Pflegedienstleiter. Ich habe in mei-
ner Kindheit die Erfahrung gemacht, wie es ist in einem Heim zu leben. Habe dann einfach mal den Vergleich gemacht, Heim als Kind und Heim im Alter. Und habe nicht viel Unterschiede festgestellt. Pflegebedürftige möchten auch nicht im Heim sein. Später habe ich gesagt, dann setze ich mich für die Leute ein, die zu Hause betreut werden können.

ETD: Kann man Pflegebedürftige aus dem Heim wieder nach Hause holen?

Kim: Die Chancen sind größer, wenn die Patienten noch in der Wohnung sind, in der sie immer gelebt haben, sonst müssen sie sich an die Umgebung in einer neuen Wohnung gewöhnen. Man sollte sie am besten nicht vorschnell aus ihrer Wohnung herausholen.

ETD: Wie stellt man fest, ob ein Pflegebedürftiger zu Hause betreut werden kann?

Kim: Der ambulante Pflegedienst geht zum Patienten und stellt mit ihm gemeinsam den Behandlungsplan auf, wie er zu Hause versorgt werden kann. Dabei handelt es sich um ein kooperatives Verhältnis. Es ist nicht so, dass der Pflegedienst bestimmt. Es behält der Patient das Recht, über sein Leben selbst zu entscheiden. Die Angehörigen werden mit einbezogen.

ETD: Wie beurteilen Sie die Betreuung durch einen Pflegedienst gegenüber dem Heim?

Kim: Wenn Senioren ins Heim gehen, verlieren viele ihre Freunde. Senioren, die immer zusammen waren, besuchen sich seltener, weil die anderen Senioren Angst haben, dass sie selbst einmal zu Pflegefällen werden und ungern ins Heim gehen.

Wenn jemand, der nicht ins Heim will, ins Heim kommt, resigniert er, gibt sich auf. Lebt nur noch so vor sich hin. Aber es gibt auch Fälle, wo Pflegebedürftige gern ins Heim gehen, weil sie dort nicht alleine sind.
Meiner Erfahrung nach sind die Angehörigen beim Pflegedienst oft aktiver, als wenn der zu Pflegende ins Heim kommt. Weil sie dort, auch was die Betreuung angeht, in die Pflicht genommen werden. Im Heim hingegen werden die Besuche von Angehörigen in der Regel seltener, weil man ja weiß, dass der Verwandte im Heim rund um die Uhr betreut wird.

ETD: Gibt es Grenzen, einen Patienten ambulant zu pflegen?

Kim: Oft tritt eine Überforderung der Verwandten, zum Beispiel bei Demenzkranken, auf, wenn die Tendenz der Patienten immer weglaufen zu wollen, groß ist, weil sie auch das Risiko nicht mehr eingehen wollen. Demenzkranke Zweiten Grades machen auch sehr viel unvorhergesehene Dinge.

ETD: Wie kann man feststellen, ob jemand demenzkrank ist?

Kim: Oft ist es so, dass ältere Menschen, obwohl sie noch alleine leben können, fälschlich als demenzkrank eingestuft werden. Insbesondere nach einem Krankenhausaufenthalt. Aber als Arzt ist es schwierig das nach so kurzer Zeit zu beurteilen. Manche Patienten bekommen in der ungewohnten Umgebung im Krankenhaus eine Stressdemenz, weil sie das Ganze Neue, das auf sie einströmt, nicht aufnehmen können. Das kann dann zu einem falschen Bild führen. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man diese Leute wieder nach Hause bringt, sind sie wieder normal. Nach einem Krankenhausaufenthalt sollte man das in seine Überlegungen miteinbeziehen und lieber einen ambulanten Pflegedienst zu Rate ziehen. Ich würde den Angehörigen empfehlen, dass sie es einmal zwei Wochen mit ambulanter Pflege versuchen, ob es mit der Betreuung zu Hause geht. Durch die Pflegeversicherung bekommt man auch Vergütung für Demenzkranke. Natürlich müssen zur Pflege von Demenzkranken auch Schulungen für das Krankenpflegepersonal angeboten werden. Das ist immer so, wenn man mit einem bestimmten Krankheitsbild zu tun hat.

ETD: Was sagen Sie zu Aussagen, manche Pflegedienste würden ihre Patienten ausbeuten?

Kim:
Um eine Zulassung zu bekommen, muss man in Deutschland sehr hohe Auflagen erfüllen. Kassen und Behörden achten sehr streng auf das Genehmigungsverfahren. Pflegedienste, die diese Auflagen erfüllen sind auf jeden Fall seriös. Wenn zum Beispiel einer Krankenpflegekraft ein oder zwei Jahre Berufserfahrung fehlen, wird sie nicht zugelassen. Aber es gibt auch Leute, die Pflege durchführen, aber gar nicht dazu befugt sind. Genehmigte Pflegedienste werden in regelmäßigen Abständen vom Medizinischer Dienst der Krankenkasse (MDK) geprüft. Wenn sich zum Beispiel Patienten beschweren, kann es zu einer kurzfristigen Prüfung durch den MDK kommen.

ETD: Was kann man machen, wenn die Pflegekasse die Pflege nicht bezahlt?

Kim: Da gibt es Möglichkeiten. Wir beraten in dieser Hinsicht und unterstützen solche Fälle.

Die Fragen stellte Nina Hamrle

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 38/08



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