Ryanair streicht wegen Pilotenstreiks am Freitag fast alle Deutschlandflüge

250 Flüge sollen ausfallen – einzig Piloten der Basis Baden-Baden sollen starten. Ryanair bezeichnete den Streik als "ungerechtfertigt" und "unnötig".
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SymbolfotoFoto: Thomas Frey/dpa
Epoch Times8. August 2018

Wer für Freitag einen Flug bei Ryanair gebucht hat, sollte sich besser schnell nach einer Alternative umschauen: Wegen eines Pilotenstreiks streicht der irische Billigflieger nahezu alle Flüge von und nach Deutschland. Wie der Leiter des operativen Geschäfts, Peter Bellew, am Mittwoch in Frankfurt am Main ankündigte, sollen 250 Flüge ausfallen – einzig Piloten der Basis Baden-Baden sollen starten. Ryanair bezeichnete den Streik als „ungerechtfertigt“ und „unnötig“.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit ruft alle festangestellten Ryanair-Piloten in Deutschland zum Streik auf. Am Freitag ab drei Uhr morgens sollen sie für 24 Stunden ihre Arbeit niederlegen. Die Gewerkschaft schließt sich damit Streikaufrufen in Belgien, Irland und Schweden an. Europaweit sollen 400 von 2400 Flügen ausfallen, wie Marketingchef Kenny Jacobs sagte.

Der Streik betrifft in Deutschland nach Unternehmensangaben 42.000 Kunden, in Europa insgesamt rund 55.000.

Ryanair entschuldigte sich bei den Passagieren für die Störungen und versprach, sie per SMS und E-Mail zu informieren und ihnen eine kostenlose Umbuchung anzubieten.

Auch die Gewerkschaft bedauerte die Unannehmlichkeiten für die Passagiere – hauptsächlich solle der Streik das Unternehmen treffen. Die Piloten wollen damit bessere Arbeitsbedingungen erreichen. Von Seiten des Unternehmens sei aber „kein konstruktiver Wille“ zu spüren, Tarifverhandlungen zu führen, sagte Gewerkschaftspräsident Martin Locher in Frankfurt. Daher trage Ryanair die Verantwortung für die Eskalation des Konflikts. Ryanair nannte die Streiks wiederum „unnötig“, die Gewerkschaften würden dadurch nichts erreichen.

Europas zweitgrößte Fluglinie betreibt nach eigenen Angaben elf Basen in Deutschland und bietet 300 Verbindungen an. Auf den Basen arbeiten demnach 480 Piloten – 80 Prozent davon sind fest angestellt.

Ryanair hatte erst im vergangenen Dezember Gewerkschaften anerkannt und verhandelt seither europaweit über Tarifverträge. Die Gewerkschaften sind aber mit dem Verhandlungsstil der Iren unzufrieden. „Wir hatten immer wieder das Gefühl, dass das Diktat gegenüber den Piloten ersetzt werden soll durch ein Diktat gegenüber den Gewerkschaften“, sagte Cockpit-Verhandlungsführer Ingolf Schumacher.

Cockpit fordert mehr Festgehalt für die Piloten und weniger leistungsabhängige Vergütung sowie Gehaltserhöhungen mit zunehmender Arbeitserfahrung. Manager Bellew erwiderte, Ryanair sei eine Billigfluggesellschaft und werde nie die Konditionen von Lufthansa bieten – weder bei Ticketpreisen noch bei Löhnen. Ryanair-Piloten verdienten zudem „bis zu“ 190.000 Euro jährlich und mindestens 30 Prozent mehr als solche der Lufthansa-Tochter Eurowings.

Cockpit forderte auch, dass Ryanair die Zahl der Flugstunden für die Piloten reduzieren soll. Sonst könne es passieren, dass Piloten übermüdet am Steuer sitzen. Außerdem will die Gewerkschaft die Regelung abschaffen, dass Ryanair seine Piloten einfach an andere europäische Standorte versetzen kann.

So hatte Ryanair nach harten Streiks im vergangenen Monat angekündigt, Flugzeuge und Piloten aus Irland nach Polen zu verlagern. Bellew schloss ähnliche Schritte für Deutschland nicht aus, falls das Geschäft dauerhaft durch Streiks geschädigt würde. Das Unternehmen will sich mit den Gewerkschaften bis zum Ende des Jahres auf Tarifverträge einigen.

Bis dahin könnten auf die Kunden weitere Turbulenzen zukommen, wie Cockpit-Präsident Locher sagte: „Wir werden auch weitere Streiks planen, insofern Ryanair nicht dazu bereit ist, mit uns ernsthaft zu verhandeln.“ Diese würden dann mindestens 24 Stunden vorher angekündigt.        (afp)



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