Sachsenporsche: Der „Trabant“ aus Zwickau feiert seinen 60. Geburtstag.

Keine Rostlaube: Anfang 2017 waren nach Angaben des Kfz-Bundesamts noch rund 34.500 Trabis zugelassen.
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Anfang 2017 waren nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts immerhin noch rund 34.500 Trabis zugelassen.Foto: Carsten Koall/Getty Images
Epoch Times4. November 2017

Rennpappe, Duroplastbomber oder Sachsenporsche: Der Trabant wurde geliebt, belächelt und geschmäht. Doch auch 27 Jahre nach der Wiedervereinigung tuckert er immer noch über Deutschlands Straßen und feiert jetzt seinen 60. Geburtstag. Am 7. November 1957 rollte im sächsischen Zwickau der erste Trabi vom Band. Anfang 2017 waren nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts immerhin noch rund 34.500 Trabis zugelassen.

Entwickelt wurde das Auto im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau, einem Nachfolgebetrieb der Auto Union AG aus Audi, Horch, Wanderer und DKW. 34 Jahre lang schraubten Mechaniker des volkseigenen DDR-Betriebs Trabis zusammen – insgesamt mehr als drei Millionen Fahrzeuge.

Blech war Mangelware – das Duroplast-Gehäuse

Das berühmte Duroplast-Gehäuse, eine Mischung aus gepressten Baumwollfasern, Kunstharzen und Lumpen, umzog wie ein Mantel das Metallgerippe des Wagens. Wenn der Trabant auch an einigen Stellen durchrostete, eine Rostlaube wurde er nie.

Die innovative Idee wurde aus der Not geboren, denn das für eine Autoproduktion notwendige Blech war in der DDR Mangelware. Zahlreiche Verbesserungsvorschläge der Ingenieure zu Form und Technik des Wagens verschwanden indes in den Schubladen.

Zur Wende 1989 wurde der kleine Stinker zum „Auto des Jahres“ gekürt, nachdem hunderttausende DDR-Bürger durch die geöffnete Mauer gerollt waren. Nach der Wende allerdings wurde der Trabi geschmäht. Die ostdeutschen Autofahrer stiegen auf schnittigere Westfabrikate um, und potenzielle Kunden in Osteuropa konnten nach der Währungsunion mangels Devisen das Auto nicht mehr bezahlen.

Ab dem 30. April 1991 wurden keine Trabis mehr gebaut

Auch neue Modelle mit einem leisen Viertakt-Motor und mit Katalysator konnten den Trabi nicht retten. Am 30. April 1991 rollte im Sachsenring Automobilwerk Zwickau der letzte Trabant – ein knallrosa Kombi – vom Band.

Die Trabis fanden ein zumeist unrühmliches Ende. Sie wurden massenhaft entsorgt, verrotteten am Straßenrand oder dienten als Ersatzteillager. Immer wieder gab es Versuche, das Kultauto neu zu beleben. So versuchten sich Zwickauer Tüftler an einem robusten und simpel konstruierten Trabi speziell für den afrikanischen Markt, was aber scheiterte.

Und so bleibt der Trabi bis heute vor allem eines – ein Liebhaber-Stück für eingefleischte Fans. Zahlreiche Fanclubs und Vereine widmen sich dem „Erhalt des Kulturguts Trabant“. Gleichgesinnte sammeln sich auf einem der zahlreichen Trabi-Treffen, für die es sogar eine eigene Internetseite gibt. Und bleibt ein Wagen liegen, dann hilft der deutschlandweite Trabi-Pannenhilfe-Notruf.

Für Nostalgiker und Autofans gibt es bald ein neues Trabi-Highlight. Das August-Horch-Museum in Zwickau eröffnet am 10. November seinen Erweiterungsbau. Dann wird dort auch die weltweit einzig verbliebene Fertigungsanlage für die Herstellung von Duroplast für den Trabi zu sehen sein – ebenso wie die Prototypen, die zu DDR-Zeiten entwickelt wurden, aber nie in Serie gebaut werden durften. (afp)



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