Sauber-Energie made in Hamburg

Die Stadt bekommt wieder einen eigenen Energieversorger
Titelbild
Wärme und Strom für Hamburg sollen bald von Hamburgs neuen umweltfreundlichen Stadtwerken stammen. (Odd Andersen/AFP/Getty Images)
Von 2. Februar 2009

Die Vorbereitungen laufen – Hamburg wird wieder einen eigenen Energieversorger bekommen: HamburgEnergie. Im Frühjahr 2009 soll das Unternehmen gegründet werden. The Epoch Times fragte den Pressesprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Volker Dumann, nach den Plänen für Hamburgs künftiges Stadtwerk.

The Epoch Times: Mancher wird sich fragen – Hamburg hat Energie – wozu der Aufwand, einen eigenen Versorger zu gründen? Schließlich hielt der damalige Senat es für eine gute Idee, diese Bereiche in private Hände zu geben.

Dumann: Für die Erreichung der Hamburger Klimaschutzziele kommt es darauf an, dass die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Unternehmen verstärkt CO2-armen Strom einsetzen – Strom aus erneuerbaren Energien wie Windenergie oder Gas-Kraft-Wärme-Kopplung (Gas-KWK). Der bisherige Marktführer in Hamburg konzentriert sich dagegen auf Kohlestrom. Auch die Wärmeversorgung muss umgestaltet werden – mehr als die Hälfte des CO2-Ausstoßes in Hamburg wird für Gebäudeheizung ausgegeben. Auch hier kommt es auf CO2-arme und hocheffiziente Erzeugung durch Gas-KWK oder Erneuerbare und auf die optimale Verteilung in Nah- und Fernwärmenetzen an. Das neue Unternehmen soll die Modernisierung der Infrastrukturen leisten, die wir dafür brauchen.

The Epoch Times: Energie bedeutet ja nicht nur Strom – und ich las, dass HamburgEnergie auch die Netze für Gas und Fernwärme zurückkaufen soll. Wie soll das finanziert werden?

Dumann: Es ist kein großes Problem, die für den Netzrückkauf erforderlichen Mittel bereitzustellen, wenn ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell vorgelegt werden kann. Daran arbeiten wir.

The Epoch Times: Wem gehören die Stromnetze in Hamburg? Ist auch hier ein Rückkauf geplant?

Dumann: Eigentümer des Stromnetzes ist im Moment Vattenfall Europe. Die Konzession endet mit dem Jahr 2014, dann ist der Rückerwerb möglich. Ob er im Hamburger Interesse liegt, wird sorgfältig geprüft. Eine abschließende Antwort auf Ihre Frage wird deshalb noch eine Weile auf sich warten lassen.

The Epoch Times: Sind die derzeitigen Netzbetreiber verpflichtet, die Netze wieder zurück zu verkaufen?

Dumann: Die Frage klingt einfach. Tatsächlich sprechen Sie aber eine Reihe von komplizierten Rechtsfragen an, zu denen wir gegenwärtig nicht Stellung nehmen möchten.

The Epoch Times: Gibt es eine Regelung für die Preisgestaltung oder dürfen die derzeitigen Betreiber „Phantasiepreise“ verlangen?

Dumann: „Phantasiepreise“ sind gewiss nicht möglich, aber auch die Preisgestaltung ist bei den bisherigen Rückkäufen von Netzen in der Regel vor Gericht geklärt worden. Trotzdem wurden dutzende neue Stadtwerke erfolgreich gegründet in den letzten Jahren, unter anderem in unserer Nachbarstadt Ahrensburg.

The Epoch Times: Nun braucht man ja keine eigenen Netze als Energieversorger. Ab 2010 soll HamburgEnergie dann atom- und kohlefreien Strom anbieten. Beginnt HamburgEnergie also zunächst nur mit Strom?

Dumann: Tatsächlich wird das neue Unternehmen mit einem Angebot für CO2-armen, atom- und kohlefreien Strom beginnen und sich von dort aus weiter entwickeln.

The Epoch Times:
Zu wann soll die Versorgung mit Gas und Fernwärme erfolgen?

Dumann: Das wird geprüft. Bei Fernwärme gibt es keine Durchleitungsverpflichtung des Netzbetreibers, deshalb wird die Wärmeversorgung vermutlich jedenfalls bis 2014 bei Vattenfall bleiben.

The Epoch Times: Soll die Fernwärmeversorgung auch kohlefrei sein?

Dumann: So bald wie möglich, ja.

The Epoch Times: Zurück zum Strom: Wie viel Prozent des HamburgerMarktes strebt Hamburg an?

Dumann: Dazu lässt sich gegenwärtig nicht leicht etwas sagen. Aber wir sind optimistisch.

The Epoch Times: Bisher war die Bereitschaft der Hamburger zu einem Ökostromanbieter zu wechseln eher mäßig – trotz der wichtigen Argumente. Und etliche -vor allem ältere – Hamburger Vattenfall-Kunden glauben immer noch, sie würden ihren Strom von den Hamburger Elektrizitäts-Werken beziehen. Welchen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern versprechen Sie sich, um die Hamburger ins Boot ziehen zu können?

Dumann: Die Idee, in Hamburg wieder ein kommunales Energieunternehmen zu etablieren, wird über alle Parteigrenzen hinweg von vielen Hamburgerinnen und Hamburgern befürwortet. Ob sich diese Zustimmung dann tatsächlich in entsprechende Wechselbereitschaft umsetzt, wissen wir natürlich nicht. Beispiele aus anderen Städten sind aber eher positiv.

The Epoch Times: Müsste Hamburg die Versorgung der öffentlichen Gebäude und Anlagen ausschreiben? Wäre es also möglich, dass nach dem Ablauf des jetzt bestehenden Vertrages wieder ein Fremdanbieter wie Vattenfall den Zuschlag für die Stromversorgung der Ampeln, Schulen, des Rathauses etc. bekommt?

Dumann:
Hamburg ist nicht verpflichtet, diese Versorgungsleistungen auszuschreiben, sondern kann sie direkt durch ein städtisches Unternehmen erledigen lassen.

The Epoch Times: Will Hamburg den Strom komplett selbst erzeugen oder ist der Zukauf von nacbhaltig erzeugtem Strom geplant?

Dumann: Strom ist ein europäischer Markt, da gibt es keine lokalen Lösungen. Insofern wird Strom auch immer „zugekauft“. Unabhängig davon setzt Hamburg auf den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung.

The Epoch Times: Ist der Bau neuer Kraftwerke geplant? Welcher Art werden sie sein?

Dumann: Für die Antwort auf diese Frage sind wir mit unseren Planungen noch nicht weit genug.

The Epoch Times: Welche Gedanken hat man sich zur Finanzierung gemacht?

Dumann: Energieinfrastrukturen sind sehr sichere Investments. Wir werden deshalb Finanzierungslösungen finden, die den Interessen der Stadt und der Energienutzer entsprechen.

The Epoch Times: Herzlichen Dank, Herr Dumann.

Die Fragen stellte Heike Soleinsky

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 04/09



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion