Sauer ist im Meer nicht lustig

Meereswissenschaftler aus 32 Nationen warnen vor der Versauerung der Ozeane
Von 13. Februar 2009

Ein Viertel des von Menschen produzierten Kohlendioxids nehmen die Ozeane auf. Im Meerwasser verwandelt es sich in Kohlensäure – das Meer wird saurer. Dies sehen Experten als eine ernste Bedrohung für die marinen Lebensgemeinschaften an. Denn: Säure zersetzt Kalk. – Dieser Tatsache sind wir uns bewusst, wenn wir mit Essig oder Zitronensäure den verkalkten Wasserkocher reinigen.

Noch immer heizen wir mit Öl, erzeugen Strom mit Kohle und fahren unsere Autos mit Benzin. In der am 30. Januar veröffentlichten „Monaco-Deklaration“ weisen Forscher aus 32 Nationen darauf hin, dass der von Menschen verur­sachte Kohlendioxid-Ausstoß nicht nur das Klima erwärmt, sondern auch die Ökosysteme der Ozeane bedroht. „Dieses Papier spiegelt die tiefe Besorgnis der internationalen Forschergemeinschaft über die drohende Ozeanversauerung wider“, erklärt Professor Ulf Riebesell vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR).

Folgen der Versauerung sichtbar

Die 220 Experten, die die Monaco-Deklaration unterzeichnet haben, weisen darauf hin, dass erste konkrete Folgen der Versauerung der Meere bereits zu beobachten seien: Kalk bildende Organismen wie Muscheln, Seeigel, Seesterne, aber auch viele Kleinstlebewesen im Plankton haben es zunehmend schwerer, ihre Kalkschalen und -skelette zu bilden. Auch die Kalkproduktion der Korallen am Great Barrier Reef (vor der Küste Australiens) habe messbar abgenommen. Es wird befürchtet, dass weltweit ganze Ökosysteme zusammenbrechen, wenn der Säuregrad weiterhin ansteigt. Die Ernährung von Millionen Menschen wäre bedroht. Allein die Korallenriffe bieten nicht nur Fischen Wohnstätten, sondern bringen dem Tourismus jährlich Einnahmen in Millionenhöhe und schützen Küsten vor Flut und Erosion.

Genauso gefährlich wie die Klimaerwärmung

Der Säuregrad des Oberflächenwassers stieg seit Beginn der Industrialisierung um 30 Prozent an. Die Wissenschaftler sehen dies als genauso gefährlich wie die Klimaerwärmung an und fordern, den CO2-Ausstoß weltweit möglichst schnell und drastisch zu reduzieren. „Wir müssen alle verfügbaren Optionen nutzen, die fortschreitende Versauerung der Meere aufzuhalten und die marinen Ökosysteme vor den möglichen Konsequenzen zu bewahren“, betont Riebesell.

Wie verwandelt sich das Kohlendioxid in Kohlensäure? –
The Epoch Times fragte den Professor für Biologische Ozeanographie Ulf Riebesell.


Epoch Times:
Wie verwandelt sich das Kohlendioxid in Kohlensäure?

Ulf Riebesell: Wie alle Gase löst sich auch Kohlendioxid in Wasser. Steigt der Kohlendioxidgehalt (CO2) in der Atmosphäre, dann löst sich mehr von dem Gas im Meerwasser (es stellt sich ein neues Gleichgewicht zwischen Ozean und Atmosphäre ein). Im Gegensatz zu allen anderen Gasen (Sauerstoff, Stickstoff, Helium usw.) löst sich CO2 aber nicht nur im Wasser, es reagiert auch mit ihm. Hierbei wandelt sich CO2 um zu Hydrogenkarbonat (HCO3-) und setzt dabei ein Proton (H+) frei. Die Zahl freier Protonen bestimmt den Säuregrad des Wassers (je mehr Protonen, umso saurer ist das Wasser). Der gleiche Prozess findet übrigens auch in der Sprudelwasserflasche statt. Auch dort reagiert das zugesetzte CO2 mit dem Wasser und lässt es saurer werden.

Kleiner Tipp: Legen Sie mal ein Stück Kreide (=Kalk) in Sprudelwasser. Es wird kräftig sprudeln und die Kreide beginnt, sich zu lösen. Vom Prinzip her wird das gleiche den Kalk bildenden Organismen passieren, wenn der Ozean weiter versauert.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 06/09

 



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