Schock im Zug bei Würzburg: Blutiger Angriff aus heiterem Himmel

Ein junger Mann greift völlig unvermittelt Fahrgäste mit einer Axt und einem Messer an. Bei dem Täter soll es sich nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) um einen 17-jährigen Flüchtling aus Afghanistan handeln.
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Etwa 25 bis 30 Menschen saßen nach Angaben der Bundespolizei in der Bahn von Treuchtlingen nach Würzburg.Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Epoch Times19. Juli 2016
Auf der Terrasse steht ein orangefarbener Sonnenschirm, an den gepflegten Garten grenzt ein Maschendrahtzaun. Mit laut kreischenden Bremsen stoppt direkt hinter dem Doppelhaus in Würzburg-Heidingsfeld an diesem Montagabend völlig unerwartet ein Regionalzug.

Die Reisenden haben kurz zuvor einen Alptraum erlebt. Ein junger Mann greift völlig unvermittelt Fahrgäste mit einer Axt und einem Messer an. Bei dem Täter soll es sich nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) um einen 17-jährigen Flüchtling aus Afghanistan handeln. Vier Menschen werden schwer verletzt, ein weiterer Reisender leicht. 14 Passagiere erleiden einen Schock. Der Jugendliche flüchtet, wird von der Polizei verfolgt – und dann erschossen.

„Wie in einem Schlachthof“ habe es in dem Zug ausgesehen, berichtet ein Augenzeuge, der nebenan wohnt. Erste Bilder aus dem Inneren des Waggons belegen dies. Auf dem Boden des Abteils ist Blut zu sehen, daneben liegen zerknüllt eine Rettungsdecke und Verbandsmaterial. Der Zeuge berichtet, wie mehrere Passagiere nach der Bluttat aus dem Zug kletterten und ihn nach einem Verbandskasten fragten. Drinnen hätten noch Verletzte gelegen, so der Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte.

Laut Herrmann war der mutmaßliche Angreifer als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Das berichtet der Innenminister schon kurz nach der Tat in mehreren Fernsehinterviews. Gibt es Erkenntnisse, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund haben könnte?

„Das ist jedenfalls nicht auszuschließen“, sagt der CSU-Politiker am frühen Dienstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe eine Aussage, wonach der Jugendliche, kurz bevor er von der Polizei erschossen wurde, „einen islamischen Ausruf gemacht haben soll“. Dies werde aber im Moment noch genau überprüft.

Ein weiterer Nachbar, der durch die laute Notbremsung des Zuges aufgeschreckt wurde, will Ähnliches gehört haben. Kurz nachdem der Zug zum Stehen gekommen sei, habe es einen lauten Ruf gegeben. „Etwas Nicht-Deutsches“, sagt der Mann. Ob es arabisch gewesen sei, konnte er nicht sagen.

„Es war gegen 21.15 Uhr, als uns der Notruf aus einer Regionalbahn erreicht hat“, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, Michael Zimmer. „Es werden zahlreiche weitere Zeugen vernommen. Was vor der Tat passiert ist, können wir zur Stunde noch nicht sagen.“

Etwa 25 bis 30 Menschen saßen nach Angaben der Bundespolizei in der Bahn von Treuchtlingen nach Würzburg – sie war kurz vor dem Ziel, als der Angreifer die Reisenden attackierte. Was genau sich in dem Zug abspielte, muss die Polizei noch ermitteln. Per Nothalt kommt die Bahn zum Stehen. Wer die Notbremse gezogen hat, ist bisher unklar. Der Angreifer springt etwa einen halben Meter tief auf den Bahndamm und flüchtet zu Fuß.

Ein Sondereinsatzkommando, das zufällig in der Nähe gewesen sei, habe die Verfolgung aufgenommen, so Herrmann. Als der 17-Jährige mit seinen Waffen auf die Einsatzkräfte losgegangen sei, hätten diese das Feuer eröffnet. Der junge Mann wird getötet.

Die Polizei gehe nach Zeugenaussagen von einem Einzeltäter aus, sagt Herrmann. Der 17-Jährige, der ohne Eltern nach Deutschland gekommen sei, habe seit einiger Zeit im Landkreis Würzburg gelebt, in einer Einrichtung in Ochsenfurt. Zuletzt habe er bei einer Pflegefamilie gewohnt.

Das Gelände in dem beschaulichen Wohnviertel an der Bahnstrecke ist am Montagabend weiträumig abgesperrt. Die umliegenden Straßen sind gesperrt. Nur Nachbarn können einen Blick auf den Zug werfen. Die Polizei beginnt in der Zwischenzeit mit umfangreichen Ermittlungen: „Was hat er in den letzten Tagen und Wochen unternommen, was ist aus seinem Umfeld bekannt, was findet sich in seinem Zimmer – das muss genau ermittelt werden, damit man sich ein Bild machen kann“, sagt Herrmann.

(dpa)


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