Seehofer kritisiert Corona-Beschluss zu Oster-Gottesdiensten – Sachsen will Kirchen selbst entscheiden lassen

Kein katholischer Gottesdienst zu Weihnachten wurde zum Corona-Hotspot, erklärt der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Auch Innenminister Seehofer kritisiert die neuen Vorgaben.
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Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).Foto: Wolfgang Kumm/dpa/dpa
Epoch Times24. März 2021

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat scharfe Kritik an den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu den Oster-Gottesdiensten geübt.

„Es hat mich schon erstaunt, dass ausgerechnet Parteien, die das C im Namen führen, den Kirchen den Verzicht auf Gottesdienste nahelegen, noch dazu an Ostern“, sagte Seehofer der „Bild“-Zeitung (Mittwochsausgabe).

Bund und Länder hatten sich in der Nacht zu Dienstag entschieden, Ostergottesdienste zwar nicht zu verbieten. Sie wollen aber die Religionsgemeinschaften bitten, religiöse Versammlungen an den Osterfeiertagen wegen der hohen Corona-Inzidenzwerte ausschließlich virtuell abzuhalten.

Es handle sich nicht um ein Verbot oder eine Forderung, Gottesdienste zu Ostern ausfallen zu lassen, sagte Seehofer. „Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich hier um eine Bitte handelt.“ Sein Ministerium habe diesen Vorschlag auch nicht gemacht, „obwohl wir für die Religionen zuständig sind“. Seehofer wies dabei auf die zu Beginn der Pandemie gemeinsam mit den Kirchen ausgearbeiteten Hygiene-Konzepte hin, „die bis heute tadellos funktionieren“.

Sachsen will Kirchen selbst entscheiden lassen

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) will die Kirchen selbst entscheiden lassen, ob sie an Ostern Präsenzgottesdienste feiern oder nicht.

In einem Interview mit den ARD-„Tagesthemen“ (Dienstagsausgabe) sagte Kretschmer: „Wir sollten das nicht vorgeben als Politik.“ Jeder werde nun darüber nachdenken und „ich habe keinen Zweifel daran, dass die Kirchen, die Religionsgemeinschaften einen klugen und verantwortungsvollen Weg finden werden“, sagte der CDU-Politiker.

Die katholische Kirche hat bereits am Dienstag angedeutet, der Bitte von Bund und Ländern nicht nachkommen zu wollen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ließ ihren Umgang mit der Bitte zunächst noch offen und kündigte eine Erklärung nach den Beratungen mit der Politik an.

Im vergangenen Jahr hatten die Kirchen im Lockdown auf öffentliche Ostergottesdienste verzichtet. Zu Weihnachten gab es Gottesdienste mit besonders strengen Regeln – viele Gemeinden verlagerten die Feiern nach draußen, auch wurden Voranmeldungen verlangt und blieben die Besucherzahlen stark begrenzt.

Katholiken drängen auf Präsenz-Gottesdienste zum Osterfest

Die katholischen Laien drängen in den Oster-Lockdown-Gesprächen von Bund, Ländern und Kirchen auf Präsenz-Gottesdienste zu den Osterfeiertagen. „Die Sorgen der Pandemie werden auch die Gottesdienste zu Ostern berühren, sie sind alles andere als unwichtig“, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Es muss in den Gesprächen mit Bund und Ländern deutlich werden, dass die Öffnung der Kirchentüren zu Ostern etwas anderes ist als die Öffnung irgendwelcher Geschäfte.“

Das sei kein Leichtsinn, sondern verantwortungsvoll unter Wahrung strenger Regeln möglich. „Wir sehen unsere Verantwortung für die Menschen und nehmen die dritte Welle der Pandemie sehr ernst.“ Gottesdienste an den höchsten Feiertagen seien „unersetzbare Bestandteile christlichen Lebens“. Er verwies auf die strengen Schutzkonzepte in deutschen Gotteshäusern.

„Nicht zuletzt hat die Weihnachtszeit gezeigt: Kein katholischer Gottesdienst wurde zum Corona-Hotspot.“ Daran könne man anknüpfen in den Ostertagen, so der ZdK-Präsident. Er forderte auch, Kirchen nicht auf Gottesdienste zu reduzieren.

Sie fragen in Zeiten der Pandemie nach Gerechtigkeit für Menschen, die in den Vereinbarungen kaum auftauchen: die Kinder und Familien, die Vereinsamten und Alten, die am sozialen Rand stehen oder durch das Virus ihre Existenzgrundlage verlieren.“

Sternberg appellierte an die öffentlich-rechtlichen Medien, Sendeplätze für die Übertragungen der Ostergottesdienste zu schaffen. „Gerade an diesem Ostern müssen die Liturgien in den Medien präsent sein.“ (afp/dts)



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