Skandal um Missbrauch in Hilfsorganisationen weitet sich aus

Die Hilfsorganisation Oxfam kündigt einem Mitarbeiter wegen sexuellen Fehlverhaltens - und stellt ihn in einem anderen Land wieder ein. Auch Ärzte ohne Grenzen meldet Übergriffe.
Titelbild
Prostituierte in Haiti.Foto: ROBERTO SCHMIDT/AFP/Getty Images
Epoch Times15. Februar 2018

Der Skandal um sexuellen Missbrauch bei großen Hilfsorganisationen weitet sich aus. Nach Oxfam berichtet nun auch Ärzte ohne Grenzen von sexuellen Übergriffen in den eigenen Reihen.

Es habe im vergangenen Jahr 24 gemeldete Fälle von Missbrauch oder sexueller Belästigung gegeben, teilte die Organisation in Paris mit. Im Zusammenhang damit seien 19 Mitarbeiter entlassen worden. Nicht alle Fälle würden aber zentral gemeldet, hieß es. Daher kann die tatsächliche Zahl der Übergriffe höher liegen.

Ärzte ohne Grenzen betonte in der Mitteilung, man habe sich seit Jahren der Vorbeugung von Missbrauch verschrieben. So gebe es zum Beispiel ein Meldesystem, damit Opfer schnell Hilfe suchen könnten. Trotzdem seien noch Verbesserungen nötig. Insgesamt hätten sich im vergangenen Jahr in 146 Fällen Mitarbeiter wegen Fehlverhaltens innerhalb der Organisation gemeldet, darunter waren auch Mobbing-Fälle. Die Hilfsorganisation, die medizinische Unterstützung in Krisengebieten leistet, beschäftigt mehr als 40.000 Menschen.

Die Debatte über Missbrauch in Hilfsorganisationen war in der vergangenen Woche durch Berichte über Sexpartys von Mitarbeitern der Organisation Oxfam mit Prostituierten in Haiti und im Tschad losgetreten worden. Die britische Vizechefin Penny Lawrence trat daraufhin zurück. Eine Ex-Oxfam-Managerin hatte zudem berichtet, dass Männer Sex von Frauen als Gegenleistung für Hilfen verlangt hätten.

Am Donnerstag gab Oxfam einen weiteren „schlimmen Fehler“ zu: Ein Mitarbeiter, dem wegen sexuellen Fehlverhaltens im Erdbebengebiet von Haiti 2011 gekündigt worden war, wurde später wieder als Berater in Äthiopien eingestellt. „Das hätte nie passieren dürfen“, teilte die Organisation mit. Es werde geprüft, wie es dazu kommen konnte.

Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, die britische Schauspielerin Minnie Driver und der Sänger Baaba Maal aus dem Senegal gaben inzwischen ihre Ämter als Oxfam-Botschafter auf. Viele Spender stoppten bereits ihre Zahlungen für diesen internationalen Verbund von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen.

Die katholische Hilfsorganisation Cafod in Großbritannien entließ einen Mitarbeiter wegen „unangemessenen Verhaltens“. Die Vorfälle ereigneten sich noch bei Oxfam, wo der Mann zuvor gearbeitet hatte. Man sei aber erst durch britische Journalisten auf die Vorwürfe gegen den Mitarbeiter aufmerksam geworden, sagte Cafod-Direktor Chris Bain. (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion