Radikale Klimapolitik löst keine Probleme: Soziologe warnt vor Rufen nach autoritärer Gesellschaft

Der Soziologe Nico Stehr warnt vor zu viel Alarmismus in der Klimapolitik und den Rufen nach einer autoritären Gesellschaft.
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Fridays-for-Future-ProtestFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times5. Oktober 2019

Der Soziologe Nico Stehr, Gründer des Europäischen Zentrums für Nachhaltigkeitsforschung in Friedrichshafen, warnt vor zu viel Alarmismus in der Klimapolitik.

Die Lage sei zwar „ernst“, doch Alarmismus führe zu Widerstand: „Angesichts extremer Prognosen der einen Seite will die andere Seite sich selbst genau vom Gegenteil überzeugen“, sagte Stehr dem „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe. Es bringe nichts, den Menschen das Gefühl zu geben, dass die Situation kaum zu bewältigen sei.

„Klimaschutz ist das falsche Wort“

„Wir sollten den Blick darauf lenken, was jetzt konkret für Aufgaben anstehen. Die Deiche höher bauen, sich klarmachen, welche Regionen nicht mehr bewohnbar sein werden, sich Alternativen überlegen“, so der Soziologe weiter. Er hält es für einen großen Fehler der gegenwärtigen Klimapolitik, von Klimaschutz zu sprechen. „Klimaschutz ist das falsche Wort“, sagte Stehr. Das ließe sich übersetzen als Versuch, das Klima vor der Gesellschaft zu schützen.

Er plädiere dafür, es umzudrehen, und zu sagen: „Wir wollen die Gesellschaft vor den Folgen des Klimawandels schützen. Nur so verstehen die Leute doch, dass es um sie geht und sich Klimapolitik eben nicht gegen sie richtet“, so der Soziologe weiter.

Autoritäre politische Gesellschaft keine Antwort auf „Klimaproblem“

Mit Sorge sehe er, wie die Bereitschaft auch unter Klimaschützern wachse, an autoritäre politische Verfassungen zu denken.

Aber die Hoffnung, dass autoritäre politische Gesellschaften mit dem Klimaproblem besser umgehen können, ist eine Illusion ersten Ranges“, sagte Stehr dem „Spiegel“.

Es gehe darum, nicht weniger Demokratie zu wagen – sondern mehr Demokratie zu wagen. „Die Volksparteien müssen sich darüber Gedanken machen, wie sie die Bürger mehr einbinden in politische Entscheidungen, damit diese eine höhere Zustimmung haben“, so der Soziologe. (dts)



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