Spahn: Keine Versorgungsengpässe bei Grippe-Impfstoff – Nachfrage „sehr früh in diesem Jahr sehr hoch“

Der Grippeschutzimpfung kommt angesichts der Corona-Pandemie in diesem Jahr eine ganz besondere Bedeutung zu. Die Bundesregierung hat deshalb so viele Dosen Impfstoff wie noch nie geordert, sagt der Gesundheitsminister.
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erhält am 14. Oktober in Berlin vom Arzt Harald Bias in der Charité eine Grippeimpfung.Foto: Hannibal Hanschke-Pool/Getty Images
Epoch Times14. Oktober 2020

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Befürchtungen vor Engpässen beim Grippeimpfstoff zurückgewiesen. Es könne momentan lokal und zeitlich zu Lieferengpässen kommen, sagte er am Mittwoch (14. Oktober) in Berlin.

Das heißt aber nicht, dass wir Versorgungsengpässe bei diesem Grippeimpfstoff haben.“

Das Bundesgesundheitsministerium hat nach eigenen Angaben für diese Saison 26 Millionen Dosen bestellt. „So viele Impfdosen standen noch nie zuvor in Deutschland für die Grippeimpfung zur Verfügung“, sagte Spahn. Der Impfstoff werde nicht an einem Tag ausgeliefert, sondern stehe nach und nach zur Verfügung. Es sei sinnvoll, sich auch noch im November oder Dezember impfen zu lassen.

Der Bundesgesundheitsminister versprach Ende August in einer „Welt“-Ausgabe: „Jeder, der sich und seine Kinder impfen lassen will, sollte und kann das tun.“ Die Redaktion besagter Zeitschrift sieht nun einen Rückzieher in Spahns neuesten Aussagen, demnach sich nur noch die Risikogruppen impfen lassen sollen. Er appellierte nämlich an diejenigen, sich impfen zu lassen, „für die die Ständige Impfkommission eine Impfung empfiehlt“.

Grundsätzlich sei die hohe Nachfrage nach Grippe-Impfungen aber ein ermutigendes Zeichen. „Wenn wir irgendwann im Januar oder Februar alle 26 Millionen Dosen verimpft haben sollten, wäre ich ein sehr glücklicher Gesundheitsminister“, sagte der Minister in Berlin.

„Schützen Sie sich, schützen Sie andere, schützen Sie unser Gesundheitssystem.“ Je weniger Menschen an Grippe erkrankten, desto mehr Kapazitäten stünden für andere Patienten, vor allem für COVID-19-Erkrankte zur Verfügung.

Impfdosen „bei Weitem noch nicht verbraucht“

Einen Engpass bei der Versorgung mit Grippe-Impfstoff in Deutschland wollte auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) nicht bestätigen. Die 26 Millionen zur Verfügung stehenden Impfdosen seien „bei Weitem noch nicht verbraucht“, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP.

Kinder- und Jugendärzte hatten zuvor ausdrücklich vor einem Mangel an Grippe-Impfstoffen in Deutschland gewarnt. Die von der Bundesregierung vorgesehene Menge von 26 Millionen Impfdosen reiche offenbar nicht einmal für alle Risikopatienten aus, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, der „Augsburger Allgemeinen“ vom Mittwoch. Bei dieser geplanten Menge werde von einer „nach wie vor niedrigen Impfrate“ ausgegangen.

Der Deutsche Hausärzteverband forderte derweil, der Grippe-Impfstoff müsse jetzt überall verfügbar sein. „Die Nachfrage ist in vielen Regionen, sicherlich auch aufgrund der medienwirksamen Aufrufe aus der Politik, sehr früh in diesem Jahr sehr hoch“, erklärte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt. „Das gibt eigentlich Anlass zur Freude. Allerdings sind in einigen Hausarztpraxen die ersten Impfdosen bereits verimpft und die Kolleginnen und Kollegen suchen händeringend Nachschub.“

„Ich appelliere daher an die Politik: Es muss dringend sichergestellt werden, dass jetzt überall genügend Impfdosen vorhanden sind und es nicht zu längeren Verzögerungen kommt“, erklärte Weigeldt weiter.

Es darf nicht sein, dass einerseits zum Impfen aufgerufen wird, dann aber die Impfstoffe nicht nachkommen.“

Patienten sind verunsichert

„Dass es bereits Mitte Oktober zu ersten regionalen Engpässen kommt, ist gerade in diesem Jahr problematisch“, mahnte Weigeldt. „Viele Patientinnen und Patienten sind durch die Pandemie zu Recht verunsichert – wenn es dann in der Praxis oder Apotheke heißt, dass es aktuell keinen Impfstoff mehr gibt, sorgt das für Verunsicherung und Unmut.“

Spahn wiederum erneuerte den Appell an Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen, sich gegen Influenza impfen zu lassen. „Die kalte Jahreszeit macht es nicht nur dem Coronavirus leichter, von Mensch zu Mensch zu springen, sondern auch dem Grippevirus.“ Es müsse „unbedingt“ vermieden werden, dass durch das parallele Auftreten von Influenza und Covid-19 das Gesundheitssystem an seine Grenzen stoße.

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, erinnerte daran, dass die saisonale Grippe „eine der häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt“ sei. Die Dauer der jährlichen Grippewelle betrage drei bis vier Monate, ihr Höhepunkt werde meist Ende Februar und Anfang März registriert. Dabei sei die Stärke der Grippewelle nicht vorhersagbar.

So sei die Influenzawelle 2013/14 sehr mild verlaufen, während 2017/18 die schwerste Grippewelle seit 20 Jahren registriert worden sei. Damals seien rund 60.000 Menschen mit Grippe in Kliniken behandelt worden, rund 25.000 Influenza-Patienten seien seinerzeit gestorben. Wie Spahn rief Wieler dazu auf, die auch gegen Grippe wirksamen Corona-Vorkehrungen wie Abstand, Hygiene, Maskentragen und Lüften zu beachten. (dpa/sza)



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