3000 bis 7000 Euro für Termine: SPD-Agentur nahm Geld für Treffen mit Spitzenpolitikern

Eine SPD-Agentur hat offensichtlich Sponsoren für Gespräche mit Spitzenpolitikern zahlen lassen. Unternehmen oder Lobbygruppen konnten demnach 3000 bis 7000 Euro Termine unter anderem mit SPD-Bundesministern buchen.
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SPD-Logo.Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images
Epoch Times22. November 2016

Eine SPD-Agentur hat offensichtlich von Sponsoren Geld für Gespräche mit Spitzenpolitikern genommen.

Unternehmen oder Lobbygruppen könnten für 3000 bis 7000 Euro bei der dem „Vorwärts“-Verlag gehörenden SPD-Agentur Network Media GmbH (NWMD) Termine unter anderem mit SPD-Bundesministern buchen, berichtete am Dienstag das ZDF-Magazin „Frontal21“. Die NWMD bestätigte gesponserte Gespräche, jedoch seien der „Vorwärts“-Gruppe dabei keinerlei Gewinne entstanden.

Teilnehmer solcher Veranstaltungen im Rahmen einer „Vorwärts“-Geprächsreihe waren laut „Frontal21“ unter anderem die SPD-Politiker Justizminister Heiko Maas, Arbeitsministerin Andrea Nahles, Umweltministerin Barbara Hendricks, Familienministerin Manuela Schwesig, Bundestags-Fraktionschef Thomas Oppermann sowie Generalsekretärin Katarina Barley. Der „Vorwärts“-Verlag ist Teil einer fast vollständig der SPD gehörenden Mediengesellschaft.

NWMD bestätigte dem Magazin zufolge, dass solche Gespräche stattgefunden hätten. Allerdings sei es dabei darum gegangen, Partner zu finden, die durch eine Veranstaltung entstehende Kosten übernehmen.

Die Agentur NWMD warf dem Magazin in einer Stellungnahme vor, seine Berichterstattung gehe „an der Wirklichkeit vorbei“. So seien aus diesen Terminen keinerlei Gewinne abgeführt worden. Auch seien die Teilnehmer der „Vorwärts“-Gespräche, deren Zahl bei bis zu 20 liege, nicht vom Sponsor bestimmt worden. Die NWMD wies zudem darauf hin, dass es neben den gesponserten Gesprächen im Rahmen der „Vorwärts“-Gesprächsreihe auch Veranstaltungen ohne Unterstützung von Sponsoren gegeben habe.

Experten äußerten gleichwohl den Verdacht, es könnte sich um einen Verstoß gegen das Parteiengesetz handeln. „Es liegt der Anfangsverdacht vor, dass hier gegen das Parteienrecht verstoßen worden ist“, zitierte „Frontal21“ den Münchner Rechtsexperten Frank Saliger. Diese Art des Sponsorings sei „eine sehr intelligente, aber im Endeffekt trotzdem rechtswidrige Umgehung der Parteienfinanzierung“, sagte demnach auch die Konstanzer Verwaltungsrechtlerin Sophie Schönberger.

Scharfe Kritik äußerte die Organisation LobbyControl. „Politik darf nicht käuflich sein oder auch nur den Anschein erwecken, käuflich zu sein“, erklärte deren Campaignerin Christina Deckwirth. Sie warf der SPD vor, sie verschaffe mit ihrem Vorgehen „zahlungskräftigen Lobbyisten exklusiven Zugang zur Politik“.

Kritik kam auch von der Opposition. „Offenbar ist es eine Frage des Geldbeutels, wer bei SPD-geführten Ministerien Gehör findet“, erklärte Linken-Fraktionsvize Klaus Ernst. Er äußerte den Verdacht, dass auf diese Weise von SPD-Ministern verantwortete Gesetzgebungsverfahren etwa zu Leiharbeit oder zum Mietrecht beeinflusst worden seien.

Eine Stellungnahme der SPD lag zunächst nicht vor. Parteichef Sigmar Gabriel wurde aber von „Frontal21“ mit den Worten zitiert, er wisse nichts von solchen gesponserten Gesprächen und habe auch nie an solchen teilgenommen. (afp)



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